Bankomat-Sprengungen: 730.000 Euro Schaden

Die Polizei hat nach Bankomat-Sprengungen in Niederösterreich und Oberösterreich zwei Mitglieder der verantwortlichen Bande ausgeforscht. Als Boss fungierte ein inzwischen verurteilter 43-Jähriger. Der Schaden betrug mehr als 730.000 Euro.

Der Gruppierung wurden drei vollendete und zwei versuchte Sprengungen von Geldausgabeautomaten sowie Pkw-Diebstähle zwischen Ende August 2010 und März 2014 nachgewiesen. „Der Sachschaden war durch die Wucht der Detonation sehr hoch“, sagte der Leiter des Landeskriminalamtes, Omar Haijawi-Pirchner, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in St. Pölten. Der Sachschaden betrug rund 376.000 Euro, das Diebesgut - also das erbeutete Bargeld und der Wert der gestohlenen Tatfahrzeuge - machte rund 355.000 Euro aus.

„Die Täter sind immer mit demselben Modus Operandi vorgegangen“, berichtete Gerhard Walli, Leiter des Ermittlungsbereiches Diebstahl. Vor den Coups hatte die Bande in Wien, Linz und Mödling Autos gestohlen. Mit diesen waren sie an die Tatorte gefahren, hatten ein Gasgemisch in den Automaten eingebracht und gezündet.

Gruppe in ganz Europa aktiv

Für die Sprengungen soll „eine größere Gruppierung“ von bis zu zehn Personen verantwortlich sein, sagte Walli. Die Komplizen wurden etwa als Fahrer und Transporteure eingesetzt. Die Tatorte lagen im Jahr 2010 in Brunn am Gebirge, 2012 in Biedermannsdorf (Bezirk Mödling) und im Jänner 2014 in Wels (Oberösterreich) - mehr dazu in Diebe sprengen Bankomat (noe.ORF.at; 30.1.2012). Im März 2014 scheiterten zwei Sprengungen in Wiener Neudorf und schließlich auch in Wiener Neustadt, wo sie von einer Überwachungskamera aufgenommen wurden - mehr dazu in Erneut Bankomat gesprengt (noe.ORF.at; 11.3.2014). Danach sollen die Verdächtigen aus Österreich ausgereist sein und in Deutschland von April bis Ende September 2014 vier Bankomaten gesprengt haben. Der Sachschaden betrug rund 920.000 Euro.

Die Gruppe habe grenzüberschreitend agiert und sei in ganz Europa aktiv gewesen, sagte Haijawi-Pirchner. Bereits im November 2014 sei ein 39-jähriger Rumäne in Frankreich festgenommen und in Deutschland verurteilt worden. Seit seiner Haftentlassung sei er auf der Flucht. Im November 2017 wurde ein EU-Haftbefehl gegen den 39-Jährigen und einen 43-jährigen Landsmann erlassen. In Folge wurde der Ältere, der verschiedene Identitäten nutzte, in seinem Heimatland festgenommen. Der rumänische Polizeiattache Tudor Visan hob am Donnerstag die gute Zusammenarbeit der Behörden hervor.

Der 43-Jährige hatte nach seiner Auslieferung nach Österreich am 7. Juni in einem Schöffenprozess in Wiener Neustadt acht Jahre Haft bekommen - mehr dazu in Bankomaten gesprengt: Acht Jahre Freiheitsstrafe (7.6.2018). Das Urteil ist mittlerweile rechtskräftig, teilte ein Sprecher des Landesgerichts am Donnerstag auf Anfrage mit.

Videos von aufgesprengten Bankomaten

Videoaufzeichnungen zeigen die Bankomatsprengung in Wiener Neustadt von 2014 (Quelle: LPD NÖ)

22 Sprengungen mit identer Vorgangsweise

Weiters hielt die Polizei fest, dass zwischen 2006 und März 2014 insgesamt 22 Bankomat-Sprengungen mit identer Vorgangsweise verübt wurden. Teilweise seien hier auch Fahrzeuge der Beschuldigten in Österreich - etwa durch Radarmessung - registriert worden. Aufgrund mangelnder Beweise konnten diese Fälle aber der Gruppe nicht nachgewiesen bzw. geklärt werden.

Rund die Hälfte der 15 seit dem Vorjahr in Niederösterreich verübten Bankomat-Sprengungen bzw. -diebstähle wurden laut dem Leiter des Landeskriminalamtes geklärt, 16 Verdächtige festgenommen. „Weitere Taten stehen kurz vor der Aufklärung“, fügte Haijawi-Pirchner hinzu.

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