Die besten Tipps für Knorpel und Gelenke

Ein Gelenkknorpel zeichnet sich durch seine stoßdämpfende und reibungsarme Wirkung auf das Gelenk aus. Leider kommt es mit zunehmendem Alter zu Abnutzungserscheinungen. Radio NÖ-Apothekerin Sonja Gangl aus St. Pölten hat Tipps.

Ein Gelenkknorpel sorgt dafür, dass sich bei Bewegung möglichst wenig Reibung zwischen den gelenkbildenden Knorpel entwickelt und Stöße abgefedert werden. Leider ist die zu 80 Prozent aus Wasser bestehende Knorpelschicht nicht sehr regenerationsfähig und somit muss man im Alter mit Abnutzungserscheinungen rechnen. Von großer Wichtigkeit für den Erhalt der Knorpelschicht ist die Bewegung des Gelenks, damit sich der Knorpel mit Nährstoffen anreichern kann und somit resistenter gegenüber Verschleißerscheinungen bleibt.

noe.ORF.at: Mit welchen Produkten kann man Verschleißerscheinungen entgegenwirken?

Sonja Gangl (Sofien-Apotheke, Pottenbrunn): Da es mehrere Substanzen gibt, die für die Bildung von Knorpelgewebe und für die Gelenksflüssigkeit erforderlich sind, empfehle ich Kombinationspräparate. Das heißt, in einer Tablette oder Kapsel sind mehrere aufbauende Substanzen enthalten. Egal für welches Produkt ich mich letztendlich entscheide, sollte die Einnahme mindestens drei Monate lang erfolgen. Ideal wäre dies zweimal jährlich.

noe.ORF.at: Um welche Substanzen handelt es sich dabei?

Gangl: Es handelt sich um so genannte Gelenksaufbausteine. Glucosamin ist ein wichtiger Bestandteil der Gelenksflüssigkeit und an der Produktion von weiteren knorpelbildenden Substanzen beteiligt. Chondroitin besitzt eine hohe Wasserbindungsfähigkeit und schützt die Knorpel vor dem Austrocknen. Hyaluronsäure ist eine körpereigene Substanz und wird als Gelenksschmiere bezeichnet.

Außerdem empfiehlt sich die Einnahme von Mikronährstoffen wie Selen, das im Erdboden vorkommt und über Gemüse und Getreide in die Nahrungskette kommt. In Europa sind die Böden im Allgemeinen selenarm, wodurch sich häufig ein Mangel an diesem Spurenelement feststellen lässt. Selen trägt als Antioxidans zum Schutz der Zellen bei.

Der menschliche Körper enthält 10 bis 40mg Mangan, welches für Energieumwandlung und Aufbau von Knorpel benötigt wird. Einseitige Ernährung mit Weißmehlprodukten und vielen einfachen Kohlenhydraten begünstigt einen Manganmangel. Schwefel regt in Form von Methylsulfonylmethan die Knorpelzellen zur Bildung von Knorpelgewebe an und wirkt zusätzlich entzündungshemmend und schmerzlindernd.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 20.9.2014

noe.ORF.at: Gelatine gilt als ein altbewährtes Mittel. Wird es heute noch zum Knorpelaufbau verwendet?

Gangl: Ja, durchaus. Gelatine wird aus dem Bindegewebe von verschiedenen Tierarten, vor allem Schweinen und Rindern, gewonnen. Sie kann erhebliche Mengen an Wasser binden und wird daher häufig bei Lebensmitteln und Arzneistoffen eingesetzt. Durch ein besonderes technisch-chemisches Verfahren wird aus Gelatine das Kollagen-Hydrolysat hergestellt, welches zum Wiederaufbau von geschädigtem Knorpelgewebe verwendet wird. Dadurch kommt es zur Schmerzlinderung und Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit.

Röntgenbild eines Kniegelenks

ORF

Das Röntgenbild eines Kniegelenks

noe.ORF.at: Reichen Tabletten oder Kapseln aus, wenn der Verschleiß sehr fortgeschritten ist?

Gangl: Wenn erste dauerhafte Schmerzen auftreten und bevor die einfachsten Bewegungen zum Problem werden, sollte unbedingt ein Arzt um Rat gefragt werden. Durch eine Röntgenaufnahme kann der Arzt den Grad der Abnutzung recht genau einschätzen. Eine andere Methode wäre die Gelenkpunktion. Hier wird mit Hilfe einer Nadel Flüssigkeit aus der Gelenkhöhle entnommen und anschließend im Labor untersucht.

Weiters gibt es noch die Arthroskopie. Die Gelenksspiegelung ist ein Verfahren, bei dem man mit einem optischen Gerät in das Gelenk hineinsehen kann. Mittels Ultraschalluntersuchung können insbesondere Flüssigkeiten und Verletzungen von Sehnen und Muskulatur aufgezeichnet werden. Auch Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT ) geben über den Grad der Abnützung Auskunft. Bei mittelgradigem Knorpelverschleiß ist eine Injektionsbehandlung sinnvoll, damit die Bewegungen wieder schmerzfrei ablaufen. Hierbei wird die Hyaluronsäure direkt in das betroffene Gelenk gespritzt.

Wenn der Verschleiß nun sehr stark ist, spricht man von Arthrose - eine Gelenksabnützung durch Knorpelabrieb, wobei hier physikalische Behandlungen Abhilfe verschaffen wie zum Beispiel Wärmebehandlung, Strom und Ultraschallbehandlungen und muskelkräftigende Übungen. Da bei Arthrose meistens keine Knorpelsubstanz zum Aufbau mehr da ist, wird hier häufig mit schmerzstillenden und entzündungshemmenden Mitteln gearbeitet.