250.000 Österreicher bis 2050 dement

Am 21. September ist Welt-Alzheimertag, an diesem Tag finden seit 1994 weltweit Aktivitäten statt, um die Öffentlichkeit auf die Situation der Alzheimer-Kranken aufmerksam zu machen. Etwa 250.000 Österreicher dürften 2050 von Demenz betroffen sein.

Weltweit sind etwa 35 Millionen Menschen von Demenzerkrankungen betroffen, zwei Drittel davon in Entwicklungsländern. Bis 2050 wird die Zahl auf voraussichtlich 115 Millionen ansteigen, besonders dramatisch in China, Indien und Lateinamerika.

Lotte Tobisch: „Das Leben noch lebenswert machen“

In Österreich dürfte eine Viertel Million Menschen um die Jahrhundertmitte von Demenz betroffen sein. Eine Heilung scheint derzeit in weiter Ferne. Wie man gerade bei erhöhtem Risiko sowohl einen Ausbruch verzögern als auch die Symptomatik lindern kann, erläuterte unter anderem die ehemalige Burgschauspielerin Lotte Tobisch-Labotyn bei einem Pressegespräch in Wien.

Lotte Tobisch

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Lotte Tobisch-Labotyn: „Die Alzheimer Liga unterstützt vor allem wissenschaftliche Aktivitäten und die Patienten- und Angehörigeninformation.“

Die ehemalige Opernball-Organisatorin, Jahrgang 1926, engagiert sich seit vielen Jahren für die Österreichischen Alzheimer Liga und ist deren Ehrenvorsitzende. „Man kann diesen Menschen das Leben durchaus noch lebenswert machen“, zeigte sie sich überzeugt. Eine Einbindung in die Gesellschaft sei dabei ein zentraler Punkt. Vor allem pflegende Angehörige kommen oft körperlich und geistig an ihre Grenzen. Hilfsangebote stehen nicht flächendeckend zur Verfügung.

Das Thema Demenz ist sehr oft ein Tabu

Anlässlich des Welt-Alzheimer-Tages am 21. September des Europäischen Jahres des Gehirns hatten Alzheimer-Gesellschaft und die Gesellschaft für Neurologie möchte man darauf hinweisen, dass das Wissen immer noch mangelhaft sei, was der so wichtigen Früherkennung nicht selten im Weg steht. Weltweit steigt die Zahl der Betroffenen weiterhin rasant, doch die Aufklärung über die neurodegenerative Erkrankung fehlt oft. Demenz bleibt ein Tabu, was nicht selten zu Isolation und einer Abwärtsspirale führt.

Signifikante Durchbrüche in Richtung einer möglichen Heilung sind derzeit nicht zu verzeichnen, hieß es. Umso wichtiger seien Prävention, Früherkennung und Therapie. Man könne laut Experten sozusagen die Weichen frühzeitig eher in die positive oder negative Richtung stellen: Lebensstil-Strategien umfassen Ernährung, Freizeit- und Sportgewohnheiten, aber auch das soziale Umfeld und geistige Herausforderungen spielen eine signifikante Rolle.

Demenz Sujetbild

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Zusätzliche Interventionen können einen essenziellen Einfluss auf den Krankheitsverlauf bedeuten, so Peter Dal-Bianco von der Universitätsklinik für Neurologie am Allgemeines Krankenhaus Wien. Vor allem eine aktive Teilnahme am Leben spiele eine große Rolle. Ein Jahr Verzögerung der Übersiedelung in ein Heim sei durchaus realistisch, so Georg Psota, Vizepräsident der Österreichischen Alzheimer-Gesellschaft.

Gegensteuern durch Lebensstiländerung ist möglich

Einerseits gibt es unbeeinflussbare Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht oder genetischer Veranlagung, andererseits kann durch Lebensstiländerungen - möglichst im frühen Lebensalter - wirksam gegensteuern. Zu empfehlen sind körperliche, geistige und emotionale Aktivitäten wie Tanzen, Brettspiele und soziale Interaktion. Dazu kommt gesunde Ernährung - Blattgemüse und Fisch sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen.

Gewarnt wurde hingegen vor „Marketing-Lügen“ in Sachen Nahrungsergänzungsmittel, die mehr Schaden als Nutzen anrichten würden. Weder Antioxidantien noch Vitamine oder Östrogen-Ersatztherapien wären in diesem Zusammenhang empfehlenswert.

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Betreuungsangebote sehr oft nicht bekannt

Im Zuge einer repräsentativen Umfrage erhob der „Volkshilfe Sozialbarometer“ die Einstellung der Österreicher zum Thema Demenz und Pflege. Anlässlich des Welt-Alzheimertags präsentieren Volkshilfe Bundesgeschäftsführer Erich Fenninger und Antonia Croy, die Präsidentin von Alzheimer Austria, die Ergebnisse der gemeinsam mit SORA erstellten Umfrage.

Nur ein knappes Drittel der Österreicherinnen und Österreicher gab an, Angebote für an Demenz Erkrankte überhaupt zu kennen. Aber auch in der Gruppe der mit der Erkrankung vertrauten Personen kennen 40 Prozent diese Einrichtungen nicht.

Sendungshinweis:
"Radio NÖ am Vormittag, 17.9.2014

Die Hälfte der Österreicher glaubt, dass Unterstützungsangebote für demenzerkrankte Menschen, wie beispielsweise Tageszentren, nicht ausreichend vorhanden und nicht leistbar sind. Unter den Menschen, die direkt mit Betroffenen zu tun haben, ist die Einschätzung mit 58 Prozent noch weiter verbreitet.

Nur 15 Prozent der Befragten glauben, dass in den österreichischen Betrieben genügend auf die Bedürfnisse von pflegenden Angehörigen eingegangen wird. Die Mehrheit von 53 Prozent glaubt nicht, dass sich Österreichs Betriebe auf die Herausforderung, vor der pflegende Angehörige stehen, eingestellt haben.

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