Das Immunsystem für den Winter stärken

Zum Immunsystem gehören verschiedene Organe, Zelltypen und Moleküle, welche im Fall einer Infektion alle zusammenarbeiten. Wie man sein Immunsystem für den Winter vorbereitet und stärkt, erklärt Radio NÖ-Apothekerin Victoria Bauer aus St. Pölten.

Da lebende Organismen fast ständig schädlichen Umwelteinflüssen ausgesetzt sind, muss das Immunsystem zu ihrem Schutz stets aktiv sein. „Krankheitserreger wie Bakterien, Viren und Pilze können zu ernsthaften Krankheiten und Funktionsstörungen führen, wenn das Immunsystem nicht stark genug ist, sie abzuwehren“, erklärt Victoria Bauer von der Hippolyt-Apotheke in St. Pölten. Eigentlich sollte es ganz einfach sein: Ist der Körper fit, ist auch das Immunsystem fit. „Wer Dauer-Stress, Schlafmangel, Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum meidet, hilft auch seiner Abwehr,“ ist Bauer überzeugt.

Sport und Sauna helfen immer

Sport in Maßen erhöht Anzahl und Effektivität der Immunzellen und hilft, Stress abzubauen. Intensiver Leistungssport dagegen greift das Immunsystem an und macht zusätzliche abwehrstärkende Maßnahmen notwendig.

Sauna, Wechselduschen und ähnliche abhärtende Aktionen trainieren das Abwehrsystem. Die Anzahl der Infekte lässt sich damit um etwa ein Drittel reduzieren. Allerdings sollte man sich vor einem Saunabesuch vorsichtshalber vom Arzt beraten lassen, denn in einigen Fällen (z.B. Kreislauf- oder Venenschwäche oder akute Entzündungen) kann die Sauna auch schaden. Der positive Effekt frischer Luft ist nicht zu unterschätzen. Bereits ein halbstündiger Spaziergang kann die Zahl der Immunzellen verdoppeln.

Schnupfen Taschentuch schneuzen

dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Empfehlenswert ist, sich in Erkältungs- und Grippezeiten so oft wie möglich die Hände zu waschen. Denn meistens gelangen die Krankheitserreger über die Hände und den Griff in die Augen, an die Nase oder an den Mund in den Körper.

Besonders wichtig sind die Vitamine A, E und C

Vitamin A wird meist in Form von Beta-Carotin in den Körper aufgenommen. Diese Substanz, die z.B. den Karotten ihre typische Farbe gibt, wird im Organismus in Vitamin A gespaltet. Sowohl das Vitamin als auch der Farbstoff beeinflussen das Immunsystem positiv und fangen aggressive freie Radikale ab.

Auch das Vitamin E ist ein guter Radikalenfänger. Wie Vitamin A bzw. Beta-Carotin ist es fettlöslich, kann sich im Körper also anreichern. Es steckt vor allem in pflanzlichen Ölen oder in Nüssen.

„Das Immunvitamin schlechthin ist Vitamin C“, sagt Victoria Bauer. Es kommt in frischem Obst und Gemüse vor wie z.B. Zitrusfrüchten, Kiwis, schwarzen Johannisbeeren, Sanddorn, Paprika und Hagebutten(tee).

Vitamin C unterstützt das Vitamin E bei seiner antioxidativen Wirkung und stärkt das Immunsystem. Es regt außerdem die Bildung weißer Blutkörperchen an und wirkt so vorbeugend gegen Erkältungskrankheiten und Neuinfektionen. Vitamin C ist wasserlöslich, d.h. Überschüsse werden vom Körper ausgeschieden. Daher empfiehlt es sich, die Vitamin-C-Zufuhr über den Tag zu verteilen. „Dies ist beispielsweise mit Depotkapseln möglich, die Sie in Ihrer Apotheke erhalten können.“

Zink hemmt die Vermehrung von Rhinoviren

Zink ist an der Bildung zahlreicher Enzyme beteiligt, die für vielfältige Aufgaben im Körper unerlässlich sind. Zudem kann es ein Ungleichgewicht zwischen den Zellarten des Immunsystems wieder normalisieren, d.h. eine schwache Abwehr wird gestärkt und eine Überreaktion (z.B. bei Allergien) wird gebremst. Zink hemmt sogar die Vermehrung von Rhinoviren, die zu den klassischen Erkältungserregern gehören.

Schnupfen

APA/dpa/Patrick Pleul

Ein Zinkmangel kann bei vegetarischer Ernährung entstehen. Zink kommt vor allem in tierischen Nahrungsmitteln vor und dieses kann auch wesentlich besser vom Körper verwertet werden, weil es an körpereigene Eiweißstoffe gebunden ist. Daher sollte man insbesondere bei häufigen Infekten eine zusätzliche Versorgung durch entsprechende Präparate in Betracht ziehen. Selen gilt als antioxidativ und ist ein wichtiger Cofaktor, der zusammen mit Zink und Vitamin C schützend gegen Schäden durch freie Radikale wirkt.

Der Darm besitzt mit dem schleimhautassoziierten lymphatischen Gewebe eine Art eigenes Immunsystem. Es ist unter anderem für die Abwehr gegen krankmachende Darmkeime wichtig. In letzter Zeit stellte sich heraus, dass auch Aminosäuren an der Stärkung des Immunsystems beteiligt sind. „Indem sie die Zellen der Darmschleimhaut gesund halten, liefern sie einen wichtigen Beitrag zur körpereigenen Immunabwehr. Arginin stimuliert zusätzlich die Thymusdrüse, welche Antikörper bildet und daher einen maßgeblichen Anteil an der Abwehr von Keimen besitzt“, sagt Victoria Bauer von der Hippolyt-Apotheke in St. Pölten. Da die Aminosäure außerdem Depressionen reduziert, verhindert sie gleichzeitig psychische Immundefekte.

Sendungshinweis:

„Radio NÖ am Vormittag“, 11.10.2014

Immunstärkende Naturmittel

Die bekannteste immunstärkende Pflanze ist Echinacea purpurea, der Rote Sonnenhut. Er hat einen ebenfalls immunstärkenden Bruder: den Schmalblättrigen Sonnenhut (Echinacea angustifolia). Ihre Wirkstoffe sollen die Produktion von Antikörpern in den Abwehrzellen fördern. Die Taigawurzel (Eleutherococcus senticosus) wird zu den Adaptogenen gezählt. Diese Mittel können das Immunsystem für Schädlinge sensibilisieren.

Von den Wirkstoffen des Lebensbaumes (Thuja occidentalis) wird berichtet, dass sie die Zahl der Fresszellen erhöhen. Diese sollen zudem schneller an den Ort des Geschehens gelangen. Propolis ist der Kittharz, mit dem die Bienen ihren Bienenstock abdichten - auch gegen Krankheitserreger. Der Skandinavier Aagaard hat dafür eine besonders wirksame Aufbereitungsmethode entwickelt. Entsprechende Präparate gibt es frei verkäuflich in der Apotheke. Ebenfalls als immunstärkend gelten der Wilde Indigo (Baptisia tinctoria), Wasserhanf (Eupatorium cannabiense) und Ginseng (Panax ginseng).