Doyenne der Josefstadt in der „Nahaufnahme“

Kammerschauspielerin Marianne Nentwich feiert im Oktober 2014 ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum und wird aus diesem Anlass zur Doyenne des Theaters in der Josefstadt ernannt. Mit Judith Weissenböck plaudert die Doyenne der Josefstadt in der „Nahaufnahme“ über ihr Leben.

Am 7. Oktober 1964 stand Marianne Nentwich zum ersten Mal auf der Bühne, nachdem Senta Berger zum Film gegangen war, ist sie in dem Stück „Ein schöner Herbst“ eingesprungen. Es war schrecklich, sagt Marianne Nentwich, heute, 50 Jahre später, diesen Tag werde sie nie vergessen.

Ich war talentiert, aber das Handwerk habe ich noch nicht beherrscht, gibt sie zu. Damals hat man sich auch selbst schminken müssen und ich habe das überhaupt nicht gekonnt, weil in meinem strengen Elternhaus Schminken verpönt war, erzählt Marianne Nentwich lachend, Elfriede Ott hat schließlich versucht in meinem Gesicht noch etwas zu retten.

Nentwich: „Kritiken lese ich nicht“

Heute blickt sie zurück auf 117 Premieren, Auftritte bei den Festspielen in Hannover, Salzburg und Reichenau und 40 Rollen in Kino- und Fernsehfilmen. Marianne Nentwich war schon in jungen Jahren erfolgreich und dennoch von vielen Selbstzweifeln geplagt.

Sendungshinweis:

„Nahaufnahme“, 11. Oktober 2014

Nach schlechten Kritiken hätte sie das Haus am liebsten tagelang nicht verlassen, so sehr habe sie das getroffen. Nach 25 Jahren auf der Bühne hörte sie schließlich auf, Kritiken zu lesen, das hat sich bis heute nicht geändert. Man hört ohnedies genug, sagt sie, da weiß man schon die Tendenz, das gedruckte Wort tut so weh.

Die ungebrochene Lust

Aktuell ist Marianne Nentwich in zwei Produktionen zu sehen, als Madame Schleyer in „Der Zerrissene“ im Theater in der Josefstadt und als Mordopfer in „Die Mausefalle“ in den Kammerspielen. Abends kommt sie oft todmüde ins Theater, die Lust am Spielen ist aber auch nach 50 Jahren ungebrochen. Auf der Bühne setzt etwas ein, das ich nicht benennen kann, überlegt Nentwich, auch wenn man Schmerzen oder Sorgen hat, es geht auf der Bühne immer, was das ist, das weiß man nicht.

Marianne Nentwich (L.) und Johanna Arrouas während der Fotoprobe von Leo Tolstoj's "Anna Karenina" am Freitag, 6. Juli 2012, im Theater Reichenau.

APA/Robert Jaeger

Marianne Nentwich (links im Bild)

Rückblick auf schillernde Bühnenkarriere

Dankbar ist die Kammerschauspielerin und frisch ernannte Doyenne dem Theaters in der Josefstadt vor allem dafür, immer neue Aufgaben bekommen zu haben, an denen sie wachsen konnte. Und sie durfte auch einmal schlecht sein, erzählt Marianne Nentwich, man habe sie niemals fallen gelassen.

Das Weiterwachsen hört bei ihr auch mit 72 Jahren nicht auf, im Alter kommen die Charakterrollen, irgendwann wird man bei den alten Ammen überbleiben und irgendwann wird es aus sein, sagt Marianne Nentwich, die auf eine schillernde Bühnenkarriere zurückblicken kann, die vor 50 Jahren am Theater in der Josefstadt begonnen hat.

Die Nahaufnahme zum Nachhören

Jeden Sonn- und Feiertag stellt Radio NÖ in der „Nahaufnahme“ von 9.04 bis 10.00 Uhr Persönlichkeiten vor, die entweder aus Niederösterreich stammen oder eine besondere Bindung an das Bundesland haben - mehr dazu in Podcasts.