Weniger vergessen mit Gehirntraining

Wer rastet, der rostet - so lautet ein Sprichwort. Das gilt auch für unser Gehirn. Viele Menschen haben das Gefühl, immer mehr zu vergessen. Gedächtnistrainerin Katharina Turecek gibt Tipps, wie man sich Dinge leichter merken kann.

Sendungshinweis: „Guten Morgen Niederösterreich“, 28.10.2014

Laut Medizinerin und Gedächtnistrainerin Katharina Turecek macht uns vor allem eines sehr zu schaffen: Das Multitasking. Also, wenn wir versuchen, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, wie sie sagt: „Multitasking ist nicht nur ineffizient, sondern hat zusätzlich das Problem, das es enorm anstrengend ist. Unser Gehirn muss dauernd wechseln und unterschiedliche Tätigkeiten hin- und herschieben. Das kostet Energie und darum ist Multitasking so anstrengend.“ Außerdem sei es gerade deshalb ein sehr großes Problem im Zusammenhang mit Burnout, so die Medizinerin: „Burnout wird dadurch mitverursacht, weil ich den Erfolg durch das Multitasking nicht habe, aber gleichzeitig eben eine enorme Anstrengung.“

Stress Arbeitsplatz

dpa-tmn/Jens Schierenbeck

Zu viel gleichzeitig erledigen zu wollen, kostet viel Energie

„Dinge hintereinander zu tun, wäre effizienter“

Dennoch sehen viele Menschen im Multitasking die einzige Möglichkeit, die erforderlichen Leistungen erbringen zu können. Das ist jedoch ein Trugschluss, so die Gedächtnisforscherin. „Wir reden uns zwar ein, wahnsinnig effizient zu sein, aber in Wirklichkeit denkt man häufig nach solchen Tagen, dass man zwar alles gleichzeitig gemacht, aber trotzdem nichts weitergebracht hat. Und gerade das ist die Falle.“

Es gebe Studien, die sagen, dass wir viel effizienter wären, wenn wir die Dinge hintereinander tun würden, sagt Turecek. Wichtig wäre laut der Expertin auch das Vermeiden von zusätzlichen Ablenkungsquellen wie E-Mails oder das Handy: „Das ist ein einfacher Check für sich selbst: Wann haben Sie gestern ihr Handy auf lautlos geschalten? Wann in der letzten Woche? Da sieht man häufig, dass man sich nicht zugesteht, einmal eine Stunde konzentriert an einer Sache arbeiten zu dürfen. Das war früher anders.“

Zettel mit der Aufschrift "nicht vergessen"

Fotolia.de / DOC RABE Media

Wenn der Wecker zum Fotoapparat wird

Ein anderes Problem ist, Dinge die man mitnehmen muss, nicht zu Hause zu vergessen. Gehirntrainerin Katharina Turecek hat einen einfachen Tipp: „Viele haben zu Hause eine Stelle, wo sie alles hinlegen, was sie nicht vergessen wollen, wenn siedas Haus verlassen. Zum Beispiel einen Tisch neben der Türe. Wenn mir unter Tags etwas einfällt, was ich mitnehmen möchte, dann lege ich das auf diesen Tisch. Sobald der Gegenstand da geparkt ist, muss ich nicht mehr darüber nachdenken. Es ist also auch eine Entlastung für unser Gehirn.“

Am meisten Entlastung bekommt das Gehirn, wenn wir schlafen. Was sollte man aber tun, wenn einem vor dem Einschlafen einfällt, dass man zum Beispiel am nächsten Morgen unbedingt den Fotoapparat mitnehmen muss? In solchen Fällen arbeitet die Gehirnforscherin mit einer Vorstellung: „Der Wecker macht Fotos von mir in der Früh, was eine Horrorvortsellung ist: Ein Wecker, der in der Früh gleich die ersten Fotos schießt. Und sobald ich in der Früh den Wecker sehe, denke ich an den Fotoapparat.“

Herd mit Zettel und Aufschrift: Herd aus?

dpa / Jens Kalaene

Gedächtnistipps

Tipp 1: Entscheiden Sie bewusst, was Sie sich merken wollen

  • Sagen Sie in Gedanken laut, wo sie was ablegen, während Sie es wegräumen
  • Passiert es Ihnen manchmal, dass Sie mit einem Ohr zuhören und dabei an etwas ganz anderes denken? Hören Sie anderen aufmerksam zu.

Hab ich womöglich vergessen den Herd abzudrehen?

Zahlreiche Tätigkeiten im Laufe unseres Alltags führen wir ganz automatisch durch. Sobald in der Früh der Wecker läutet stehen Sie auf, ziehen sich an, gehen ins Badezimmer. Wie von selbst laufen zahlreiche Routinetätigkeiten ab. Genauso automatisch schalten Sie auch den Herd ein, und genauso selbstverständlich schalten Sie ihn wieder ab. Kein Wunder, dass Sie später keine Erinnerung an diese Handlung haben.

Tipp 2: So erinnern Sie sich an Schlüssel und Herd

  • Bewusst Handeln: Achten Sie auf wichtige Handlungen. Denken Sie in Gedanken laut „Jetzt sperre ich zu“ oder „Die Tür ist zu“ und versichern Sie sich eventuell mit einem Griff auf die Klinke.
  • Merk-würdige Verstärkung: Alltägliches wird von unserem Gehirn schnell vergessen. Außergewöhnliche und merk-würdige Geschehnisse bleiben uns hingegen viel länger in Erinnerung. Verbinden Sie wichtige Tätigkeiten mit einprägsamen Ergänzungen, summen sie eine Melodie während Sie zusperren oder schnipsen Sie mit den Fingern, nachdem Sie den Herd abgedreht haben.

Was mache ich eigentlich hier im Keller?

Sie erwarten Gäste und stehen geschäftig in der Küche. Sie benötigen Zwiebel und machen sich auf in den Keller. Unterwegs denken Sie darüber nach, welchen Wein Sie servieren möchten und im Keller angelangt treten sie ans Weinregal. Mit einer Flache Rotwein in der Hand begeben Sie sich zurück in die Küche. Richtig: ohne die Zwiebeln.

Gerade wenn wir viel um die Ohren haben, passieren uns derartige Fehler im Alltag. Wir versuchen, über mehrere Dinge gleichzeitig nachzudenken. Doch Multitasking liegt unserem Gehirn nicht. Da kann es schon mal passieren, dass man im Keller steht und gar nicht mehr weiß, was man holen wollte.

Tipp 3: So erinnern Sie sich, was Sie aus dem Keller holen wollten

  • Lassen Sie sich nicht ablenken, während Sie in den Keller gehen, sondern zählen Sie in Gedanken die Dinge auf, die Sie holen möchten.
  • Stellen Sie sich im Keller vor, Sie würden in der Küche stehen. Erinnern Sie sich zurück, was Sie gerade gemacht haben. Sobald Sie sich erinnern, dass Sie soeben das Zwiebelmesser auf das Schneidbrett gelegt haben, fällt Ihnen auch wieder ein, was Sie holen wollten.

(Ausschnitt aus dem Buch „Geistig fit, ein Leben lang“ von Dr. Katharina Turecek)