Gehen hält geistig fit

Auch bei Erwachsenen können sich im Gehirn noch neue Nervenzellen bilden, und zwar beispielsweise durch Bewegung. Damit ist aber nicht zwingend Sport gemeint, sondern auch durch einfaches Gehen hält man sich geistig fit.

Sendungshinweis:

„Radio NÖ am Vormittag“, 18.5.2015

Wenn wir gehen, wird unser Gehirn besonders gut durchblutet. Das bedeutet, dass Sauerstoff, aber auch Nährstoffe unsere Nervenzellen erreichen. So kann unser Gehirn eher Höchstleistungen erbringen, sagt Medizinerin und Gehirnforscherin Katharina Turecek, „gehen regt außerdem die Bildung von Neurotransmittern - wichtigen Botenstoffen - in unserem Gehirn an.“ Jahrelang dachten Neurowissenschaftler, dass sich nach der Geburt keine weiteren Nervenzellen mehr bilden. Doch heute wissen wir, dass auch im erwachsenen Gehirn noch Nervenzellen entstehen können. Diese Neurogenese wird durch das Gehen stimuliert.

Gehen gegen Stress

Wer jahrelang erhöhte Konzentrationen an Stresshormonen vorweist, zeigt im Alter eher Gedächtnisschwächen und hat ein größeres Risiko, an Demenz zu erkranken. Bewegung baut Stresshormone ab. Studien belegen die antidepressive Wirkung von Bewegung. „Spaziergänge können Depressionen vorbeugen und machen gute Laune.“

Wanderer

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Wer viel geht, tut etwas für Fitness, seelisches Gleichgewicht und Gehirn

Gehen macht laut Turecek also fit und glücklich, aber auch schlau: „Gehen ist für unser Gehirn Schwerstarbeit: Wir müssen eine Route wählen, das Gleichgewicht bewahren und Motorik und Sensorik ständig aufeinander abstimmen.“ Die Medizinerin empfiehlt sogenannte „Gehirnspaziergänge“, um diesen Trainingseffekt durch zusätzliche kognitive Herausforderungen zu verstärken. Eine mögliche Übung: „Man versucht, einen Satz zu bilden, bei dem jedes Wort mit dem selben Anfangsbuchstaben beginnt.“ Zum Beispiel: ‚Busfahrer backen Brot besser.‘ Dabei könne man sich laut Turecek auch immer wieder selbst herausfordern, indem man längere und lustigere Sätze bildet.

Buchtipp

Katharina Turecek: „Geistig fit ein Leben lang: Anti Aging für das Gehirn“, Krenn Verlag

Nicht zu schnell, nicht zu langsam

Bei den Gehirnspaziergängen spielt auch das Tempo eine Rolle: „Wenn wir zu langsam gehen, merken wir, wie wir auch gedanklich träger werden. Wer zu schnell geht, beispielweise einem Bus hinterherläuft, ist wiederum gedanklich nur noch mit der Bewegung an sich beschäftigt.“ Das optimale Schritttempo liegt irgendwo dazwischen: "Rasch genug, um uns zu aktivieren, aber langsam genug, damit wir gleichzeitig unseren Gedanken nachgehen können.“

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