Sodbrennen ist nicht nur im Advent lästig

Weihnachtsbäckerei und Beerenpunsch - der Advent ist leider auch die Zeit, wo viele Menschen, die normalerweise keine Probleme damit haben, unter Sodbrennen leiden. Aber die gute Nachricht - es gibt vieles, was man dagegen tun kann.

Sodbrennen - oder auch Reflux genannt - ist mit circa zwei Millionen Betroffenen in Österreich ein häufiges gesundheitliches Problem. Die Beschwerden können eine massive Einschränkung der Lebensqualität mit sich bringen und haben gar nicht so selten psychische Ursachen. Aber: Sodbrennen können Betroffene oft selbst recht gut in den Griff bekommen.

Sodbrennen ist nicht gleich Sodbrennen

Eine Änderung des Lebensstils wie zum Beispiel eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten oder auch die Verminderung von Ängsten, Ärger oder Stress können bereits sehr hilfreich sein, sagt „Radio Niederösterreich“-Apothekerin Irina Schwabegger-Wager von der Apotheke „Zum Auge Gottes“ in Gmünd.

Punsch

APA/Georg Hochmuth

Bei leichten Beschwerden, die nur ab und zu oder erst seit kurzem auftreten, steht einer Selbstmedikation prinzipiell nichts im Wege. Sollten die Beschwerden aber nach ein bis sieben Tagen nicht abklingen, häufiger oder über einen längeren Zeitraum auftreten, ist unbedingt ein Arzt zu Rate zu ziehen.

Beschwerden wie Sodbrennen, Appetitlosigkeit, Verdauungsprobleme oder Schmerzen können verschiedene Ursachen zu Grunde liegen. Die Bandbreite reicht von einem Reizmagen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Gastritis über verschiedene Autoimmunerkrankungen wie dem Sicca-Syndrom bis zum Magengeschwür oder sogar einem Karzinom.

Nicht jedes Hausmittel hilft bei jedem gleich

Natürliche Hausmittel gegen Sodbrennen gibt es in Hülle und Fülle, aber nicht jedes hilft jedem Menschen gleich gut - hier gilt es, auszuprobieren, um das richtige Mittel zu finden:

  • Oft genügt schon ein einfacher Verdauungsspaziergang nach dem Martinigansl oder der Stollenjause.
  • Ein Glas Wasser zu trinken hilft, weil die Magensäure dadurch „verdünnt“ wird. Auch das oft zitierte Glas Milch wird von vielen Menschen als hilfreich beschrieben.
  • Kartoffelpresssaft: Die Stärke im Saft roher Kartoffeln bindet Säure. Saft mit lauwarmen Wasser im Verhältnis 1 zu 2 verdünnen und in kleine Schlucken trinken. Ähnliche Wirkung hat auch Weißkohlsaft.
Kekse

ORF/ Otto Stangel

  • Kamillentee wirkt ähnlich wie Wasser oder Milch durch Verdünnung der Magensäure. Außerdem besänftigt Kamille die gereizte Magenschleimhaut. Wichtig: den Tee nicht zu heiß und langsam trinken.
  • Haferflocken: eine Portion rohe Haferflocken kauen, bis im Mund ein fast flüssiger Brei entsteht, erst dann schlucken.
  • Mandeln oder Haselnüsse zu kauen kann ebenfalls überschüssige Säure binden.
  • Warme Wickel: bei akuten Beschwerden werden auch oft feucht- warme Wickel auf dem Oberbauch empfohlen, einen ähnlichen Effekt hat eine nicht zu heiße Wärmeflasche.

Medikamente gegen Sodbrennen

Die sogenannten Antazida (Anti: gegen, Acidum: Säure) sind lokal wirksam und deshalb der erste Schritt einer medikamentösen Therapie. Sie neutralisieren die Magensäure noch im Magen und geben der Schleimhaut Gelegenheit, sich zu erholen. Und vor allem - sie wirken binnen weniger Minuten, allerdings auch nicht all zu lange. Bei sporadisch auftretenden Beschwerden oder beispielsweise während einer Schwangerschaft helfen sie aber sehr gut.

Moderne Antazida haben auch die zusätzliche Eigenschaft, körpereigene schleimhautschützende Vorgänge anzukurbeln. Da Antazida mit anderen Arzneimitteln gerne Wechselwirkungen eingehen und diese in ihrer Wirkung beeinflussen können, sollten sie grundsätzlich mit zwei Stunden Abstand zu anderen Medikamenten eingenommen werden.

Im Gegensatz dazu wirken die sogenannten Alginate rein physikalisch. Die Salze der Alginsäure wirken wie ein Geliermittel und kommen auch in der Lebensmitteltechnik bei zahlreichen Lightprodukten oder auch bei der Herstellung von Majonäse zum Einsatz. Als Medikament bilden die Alginate im Magen einen zähen Schaum, der sich auf den Mageninhalt legt und so einen erneuten Reflux verhindert. Alginate werden unverdaut wieder ausgeschieden.

Von Speisesoda wird abgeraten

Vom früher so gerne empfohlenen Speisesoda rät „Radio Niederösterreich“-Apothekerin Irina Schwabegger-Wager hingegen ab. Es kann eine Steigerung der Säureproduktion bewirken und so die Beschwerden noch verschlimmern.

Medikamente gegen Sodbrennen werden nach Bedarf dosiert. Beim Auftreten von Beschwerden am besten ein bis drei Stunden nach den Mahlzeiten. Bei nächtlichem Sodbrennen empfiehlt sich die zusätzliche Einnahme vor dem Schlafengehen.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 25.11.2015

Sogenante „Protonenpumpenhemmer“, vom Laien auch als Magenschutz bezeichnet, werden bei häufiger und stärker auftretenden Beschwerden empfohlen. Seit einigen Jahren ist der Wirkstoff in einer maximalen Tagesdosierung von 20 mg und einer maximalen Anwendungsdauer von 14 Tagen auch verschreibungsfrei erhältlich. Der Magenschutz hemmt die Magensäureproduktion am Ort ihrer Entstehung. Protonenpumpenhemmer sind derzeit die stärksten und effektivsten Mittel gegen Sodbrennen, sollten 30 bis 60 Minuten vor den Mahlzeiten eingenommen werden, und das auch über einige Tage hinweg, bis sich die vollständige Wirkung aufbaut.

Vorsicht aber bei Daueranwendung! Fehlt dem Magen auf Dauer die notwendige Säure zur Verdauung, so kann die Aufspaltung und Verwertung der Nährstoffe nicht mehr ausreichend stattfinden, dann kann es notwendig sein, Nahrungsergänzungsmittel zusätzlich einzunehmen.