Feuer erhellen die kürzeste Nacht

Kaum hat man den Frühling so richtig ins Herz geschlossen, ist es schon wieder vorbei - am 21. Juni ist Sonnwende, ab jetzt werden die Tage wieder kürzer. In Niederösterreich gibt es deshalb vielerorts reges Brauchtum.

Der Johannistag (auch Johanni, Johannestag) ist das Hochfest der Geburt Johannes’ des Täufers am 24. Juni. Er steht in enger Verbindung zur zwischen dem 20. und dem 22. Juni stattfindenden Sommersonnenwende. Die Johannisnacht ist die Nacht auf den Johannistag, vom 23. auf den 24. Juni.

Die Sonnwendfeuer sind eigentlich ein relativ junger Brauch. „Sonnwend’“ wird seit Jahrhunderten als Johannisnacht am Vorabend des 24. Juni gefeiert. Rund um den 24. Juni beginnt das Johanniskraut zu blühen, das daher auch seinen Namen trägt ebenso wie die Ribisel, die deshalb vielerorts auch als Johannisbeere bezeichnet wird.

Die Saison für Spargel geht hingegen zu Ende. Dafür beginnt die Heuernte. Denn Blumen und Gräser hatten genug Zeit, ihre Samen abzuwerfen, Bodenbrüter haben ihren Nachwuchs bereits aufgezogen und auch Insekten und Spinnen konnten sich vermehren.

Damit sind die „Johanni“-Phänomene aber längst noch nicht abgeschlossen. Als Johanniskäfer werden mancherorts Glühwürmchen bezeichnet, weil sie, wenn das Wetter stabil und gut ist, in der Nacht zur Balz ausschwärmen.

Sonndwendfeuer Wachau

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Als Johannisschnitt kennt man den zweiten Schnitt bei Obstbäumen und manchen Hecken. Wer jetzt noch einmal die Heckenschere zur Hand nimmt, kann davon ausgehen, dass den Bäumen heuer keine weiteren Wassertriebe mehr wachsen.

Auch der Aberglaube macht vor dem Tag der Geburt von Johannes dem Täufer nicht halt. Der Tau der Johannisnacht sollte gegen Krankheiten und Sommersprossen helfen, die Kräuter, die jetzt geerntet werden, gelten als besonders heilkräftig.

Sonnwendfeiern im ganzen Land

Heutzutage werden in Niederösterreich eher Sonnwend- als Johannisfeuer entzündet. Das bekannteste und größte findet jedes Jahr in der Wachau statt. Während die Schiffe von Krems nach Melk und wieder zurückfahren, werden die Feuer zeitgleich entzündet. In Spitz an der Donau wird die Silhouette der Ruine erleuchtet, ebenso wie die Terrassen des Tausend-Eimer-Berges. Dazu kommt als Abschluss ein großes Feuerwerk.

Bergflimmern in den Wiener Alpen bietet ein Sonnwendfeuer in der „Breiten Ries“ am Schneeberg. Das Erlebnis ist allerdings nur zu Fuß zu genießen. Im Waldviertel wird unter anderem am Wachtstein bei Bad Traunstein ein Sonnwendfeuer entzündet. In Eggenburg lädt das Bürgerkorps wieder zur traditionellen Sonnwendfeier mit Feuerwerk auf der Wiese beim Kanzlerturm.

Sendungshinweis

„Guten Morgen NÖ“, 16.6.2016

Im Weinviertel gilt die Sommersonnwendnacht auf der Burgruine Falkenstein als beliebtes Ausflugsziel. Mit griechischer Musik stimmt man sich hier bereits auf den nächsten Sommerurlaub ein. Und im Mostviertel wird der Panoramahöhenweg zur Feuerkette. Bei „Feuer am Berg“ werden heuer auch erstmals Fackelzüge für Kinder angeboten.

Ursula Köhler, noe.ORF.at

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