Durchfall als „Reisesouvenir“

Er gehört zu den lästigsten unangenehmsten und häufigsten Erkrankungen auf Reisen - der Durchfall. Wie man ihn verhindern kann und was zu tun ist, wenn es zu spät ist, weiß Radio-Niederösterreich-Apotheker Gilbert Zinsler.

In jedem Fall ist es sinnvoll, in der Reiseapotheke Medikamente einzuplanen, die helfen, die Darmflora wieder aufzubauen, Gilbert Zinsler von der Landschafts-Apotheke Horn. Hier gibt es mittlerweile eine große Anzahl von Produkten, die sich vor allem in Anzahl und Art der enthaltenen Keime unterscheiden. Der Apotheker empfiehlt Produkte mit einer größeren Anzahl verschiedener Keime.

Toilettenpapier

dpa/Martin Gerten

Was die Dosierung betrifft - sie hängt vom Gesundheitszustand ab. „Leidet man bereits unter Durchfall, muss die Dosierung in jedem Fall höher sein - mehrmals täglich zwei Kapseln über den Tag verteilt“, empfiehlt Zinsler. Aber es gibt auch Beutel, deren Inhalt höher dosiert ist. Hier sollten zwei bis drei Beutel täglich eingenommen werden. Die Vorbeugung empfiehlt der Radio-Niederösterreich-Apotheker auf jeden Fall für empfindliche Personen oder bei Reisen in Länder wie Tunesien, Marokko oder Ägypten, die für Durchfallerkrankungen bekannt sind.

Akute und vor allem rasche Linderung ist wichtig

Was ist zu tun, wenn sich der lästige Durchfall trotzdem nicht verhindern lässt? Zinsler empfiehlt Medikamente mit dem Wirkstoff Loperamid, die die Darmentleerung hemmen und am raschesten gegen Durchfall wirken. Zinsler gibt aber zu bedenken: „Derartige Medikamente sollten nur ein bis zwei Tage eingenommen werden. Danach ist es wichtig, mit einem Darmflora aufbauenden Präparat weiterzubehandeln.“

Loperamid soll nicht eingenommen werden, wenn mit dem Durchfall auch Fieber einher geht. Auch Kinder unter zwei Jahren dürfen mit dem Wirkstoff nicht behandelt werden. Die früher so beliebten Kohletabletten empfiehlt der Apotheker nicht mehr - sie hätten nur bei einer akuten Vergiftung Sinn, und auch dann nur, wenn gleich sechs bis acht Stück auf einmal eingenommen werden. Heilerde wirke ähnlich, kann aber auch unterstützend eingenommen werden. Sie beruhigt den Darm, weil schädliche Bakterien gebunden und ausgeschieden werden.

Wichtig ist es bei Durchfall, wie bei jedem anderen hohen Flüssigkeitsverlust, viel zu trinken. Bei älteren Personen und Kindern empfiehlt der Experte Elektrolytersatzgetränke sowie Tee, verdünnte Säfte oder Suppen. Als Nahrung bietet sich bekömmliche Kost wie Zwieback, Salzgebäck oder geriebener Apfel an. Nach heutigem Wissensstand nicht mehr zu empfehlen ist ein Klassiker von früher, bekannt als die „Cola-und-Soletti"-Therapie, davon rät Zinsler ab.

Einen Arzt sollte man aufsuchen, wenn der Durchfall länger anhält oder weitere Beschwerden wie Bauchschmerzen, Erbrechen, Fieber oder Blut im Stuhl hinzukommen. Das deutet auf eine ernstzunehmende Infektion hin, die nur vom Arzt behandelt werden kann.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 29.6.2016

Am Besten hilft Vorbeugung

Die Ursache von Reisedurchfällen sind fast immer Keime, die durch Kochen zerstört werden können. Bei Reisen in exotische Länder hat sich daher das Motto „Cook it, boil it, peel it or forget it“ bewährt. In solchen Ländern sollte nur Abgekochtes, Gebratenes oder Geschältes gegessen werden.

Unaufbereitetes Leitungswasser sollte bei Fernreisen unbedingt vermieden werden. Die Eiswürfel im Begrüßungsdrink haben schon so manchen Urlaub nachhaltig ruiniert! Aber auch auf Speiseeis, offene Getränke, fertige Salate und rohes Gemüse sollte verzichtet werden. Eier und Hühnerfleisch gilt es ebenfalls nur mit Vorsicht zu genießen, da diese mitunter mit Salmonellen belastet sein könnten.