„Waldland“ vermarktet das Waldviertel weltweit

Für die Region rund um Zwettl ist „Waldland“ ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. In der Radio-NÖ-„Nahaufnahme“ erzählt Hannelore Zinner über das Unternehmen, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Gerhard aufgebaut hat.

840 landwirtschaftliche Betriebe sind mittlerweile Mitglied des 1984 gegründeten „Waldviertler Sonderkulturenvereins“, im Unternehmen mit Hauptsitz in Oberwaltenreith bei Friedersbach (Bezirk Zwettl) sind 150 Menschen beschäftigt. Die Angebotspalette reicht von Tee- und Gewürzkräutern, Körnern wie dem wiederentdeckten Mohn bis zu Fisch, Fleisch oder auch Ginko als wichtigem Bestandteil von Alzheimer-Medikamenten.

Waltraud Zinner links und Birgit Perl rechts

ORF

Hannelore Zinner (l.) ist in der „Nahaufnahme“ zu Gast bei Birgit Perl

In der „Nahaufnahme“ mit Birgit Perl geht es um die hohen ökologischen und ethischen Ansprüche in der Produktion, um die Einbindung der regionalen Bäuerinnen und Bauern und um die Zukunft der Landwirtschaft. Für Hannelore Zinner hat Qualität oberste Priorität: „Wir produzieren und verarbeiten Lebensmittel und nachwachsende Rohstoffe aus einer und für eine intakte Umwelt.“

„Man brauchte Mut und neue Perspektiven“

Die Bergbauerntochter aus Ybbsitz (Bezirk Amstetten) hatte zunächst der Job ins Waldviertel verschlagen. Sie war die erst zweite weibliche Lehrkraft an der Landwirtschaftlichen Fachschule Edlhof, wo sie auch ihren Mann kennenlernte. Gemeinsam bekamen sie die Chance, „Waldland“ aufzubauen. Zunächst war von Seiten der Bauernschaft das Projekt mit großer Skepsis verbunden – Adi Kastner, der damalige Direktor der Fachschule und ihr Mentor, sagte: „Man brauche Mut und neue Perspektiven fürs Waldviertel.“

„Ich war selbst sehr überrascht, dass das Konzept so gut aufgegangen ist“, erzählt Hannelore Zinner, „wir wurden zunächst belacht, dann bedacht und heute werden wir nachgemacht. Wichtig war uns von Anfang an, dass wir es schaffen, dass die Landwirte an einem Strang ziehen, dass wir sie motivieren, hochwertige Rohstoffe zu produzieren, um damit die Wertschöpfung an ihren Höfen zu erhöhen.“

Besonders erfolgreich ist „Waldland“ mit Rohstoffen für die Pharmazie, wie Gingko für Alzheimermedikamente, Johanniskraut für Antidepressiva und die Mariendistel enthält wichtige Wirkstoffe für die Funktion der Leber. 80 Prozent der Erzeugnisse werden exportiert.

Mohnfeld im Waldviertel

ORF Niederösterreich/Birgit Perl

Hannelore Zinner und ihr Mann Gerhard, der „Waldland“ leitet, sind zudem Rinderbauern. „Glückliche Rinder – glückliche Konsumenten“ ist ihr Erfolgsrezept. Die Limousinrinder genießen alle Freiheiten: Sie trinken, fressen und bewegen sich, wann und wie sie wollen – vom Stall auf die Weide oder wieder zurück.

Hannelore Zinner ist Mutter von drei mittlerweile erwachsenen Kindern. Sie ist eine klassische „working mum“, hatte aber große Unterstützung durch Ehemann und Schwiegereltern und konnte sich ihre Arbeitszeit immer frei einteilen, „ein Riesenvorteil, den ich sehr zu schätzen wusste und immer noch weiß“, sagt Zinner.

Die enge Verflechtung von Beruf und Familie und auch die Tatsache, dass Hannelore Zinner und ihr Mann quasi rund um die Uhr zusammen sind, war nie ein Problem. „Unser Haus ist groß genug, dass jeder, wenn es mal Streit gibt, seine Rückzugsmöglichkeiten hat“, erzählt sie schmunzelnd. „Wir leben einen ganz bestimmten Spirit, wir denken gleich und handeln auch danach.“

„Unsere Produkte sollen sich unterscheiden“

Diesen Spirit hatte sie schon zu Studentenzeiten, sie studierte Agrarökonomie an der Universität für Bodenkultur in Wien und war damals die erste weibliche Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerschaft. Auch in dieser Funktion war es ihr wichtig, gute Ideen zu haben und diese umzusetzen - und diesen Anspruch hat sie bis heute.

Sendungshinweis

„Nahaufnahme“, 31.7.2016

Bei „Waldland“ kümmert sich Hannelore Zinner seit fast 30 Jahren um das Marketing, sie ist aber auch in der Produktentwicklung sehr aktiv: „Unsere Produkte sollen sich generell unterscheiden von Produkten, die sonst auf dem Markt sind.“ Sie schrieb auch zwei Kochbücher, eines über Geflügel, Fisch und Kaninchen, ein zweites über Mohn. „Mir ist wichtig, dass unsere Kunden auch mit unseren Produkten etwas anfangen können, ich wollte mit den Kochbüchern kreative Anstöße geben.“

Außerdem kocht die Agrarökonomin selbst sehr gerne und macht auch immer wieder Kochexperimente. „Wenn der eine einen Waldviertler Knödel will und der andere einen Semmelknödel, dann mach ich halt einen Waldviertler-Semmelknödel daraus“, erzählt sie mit einem Lächeln im Gesicht.

Die „Nahaufnahme“ zum Nachhören

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