Klaus Maria Brandauer: Ein Leben für die Bühne

Klaus Maria Brandauer, einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Schauspieler, gastiert am Donnerstag beim Grafenegg Festival. In der „Nahaufnahme“ erzählt er über diesen Abend, über seine Karriere und über sein Leben.

Sendungshinweis

„Nahaufnahme“, 21.8.2016

„Ich freue mich auf Ort und Stück,“ sagt Klaus Maria Brandauer über seinen ersten Auftritt beim Grafenegg Festival am 25. August. Im Wolkenturm wird er aus Goethes Drama „Egmont“ lesen, zu hören ist auch Ludwig van Beethovens opus 84, die 1810 entstandene Schauspielmusik zu „Egmont“.

Wenige Tage davor ist der Schauspieler zu Gast bei Radio Niederösterreich in der Sendung „Nahaufnahme“. Im Gespräch mit Alice Herzog erzählt Klaus Maria Brandauer aus seinem erfolgreichen Künstlerleben.

Klaus Maria Brandauer und Alice Herzog

ORF

Klaus Maria Brandauer zu Gast bei Alice Herzog in der „Nahaufnahme“

Klaus Maria Brandauer - der Burgtheaterschauspieler, der Hollywoodschauspieler, der Regisseur, der Lehrmeister. Der Jahrhundertschauspieler? Superlative spart er lieber aus, wenn es um seine beruflichen Erfolge geht, da spricht er schon lieber von Dankbarkeit und dem Glück, das ihm beschert war. „Ich hatte großes Glück mit den Möglichkeiten, die sich mir geboten haben. Ich bin nach einiger Zeit draufgekommen, dass das, was ich mir gewünscht habe, ich eigentlich gar nicht schlecht kann, und da bin ich noch!“

Brandauer: „Ich finde das Leben prachtvoll“

In der „Nahaufnahme“ erzählt Brandauer über seine Heimat in Altaussee („Ja, da wird mir schon warm ums Herz“) und dass es sein Vater und sein Großvater waren, die ihn das politische Denken gelehrt haben. „Ja, ich halte durch, auch wenn es nicht einfach war und ist. Denn ich habe 70 Jahre keinen Krieg erlebt. Diese Dankbarkeit empfinde ich“, antwortet er auf die Frage, ob er nach wie vor ein glühender Verfechter eines gemeinsamen Europas ist.

Selbst in die Politik zu gehen, wäre nichts für ihn. Zu emotional sei sein Wesen, sagt er. Ob man im Alter milder wird? „Ja“, schmunzelt er, „dieses Gefühl habe ich nicht mehr, dass ich die Welt verbessern muss. Das hatte ich mit 16, 17 oder zu Beginn meiner Theaterlaufbahn. Das habe ich nicht mehr. Ich bin nicht enttäuscht vom Leben, ganz im Gegenteil, ich finde es prachtvoll und möchte möglichst lange hier gesund auf dieser Welt bleiben."

Klaus Maria Brandauer Nestroypreis 2014

APA/Georg Hochmuth

2014 erhielt Brandauer den Nestroy-Preis für sein Lebenswerk

Klaus Maria Brandauer erzählt auch über seine Zeit als Lehrender am Wiener Max-Reinhardt-Seminar und dass es ihn freue, ab und zu auch noch von seinen Schülerinnen und Schülern zu hören. „Ja, ich habe es sehr gerne gemacht“, sagt er über die lange Zeit als „Lehrmeister“. Sein Anspruch an andere und sich selbst war und ist ein hoher: „Wer in die Öffentlichkeit geht, muss schon genau wissen, was er zu sagen hat und sich optimal vorbereiten - aber immer auch im Wissen, nicht den Stein der Weisen gepachtet zu haben.“ Ist er ein Mensch, der nichts dem Zufall überlassen möchte? „Es kommt darauf an, ob es überhaupt ein Zufall ist - oder vielleicht Schicksal oder Vorsehung.“

„Das Leben ist eine Uraufführung“

Auch das „sich zurücknehmen“ habe ihm sein Vater gelehrt, ein sehr bescheidender Mann, der von Beruf Zollbeamter war. „Ich habe weder die Wahrheit gepachtet noch weiß ich, was die Wahrheit wirklich ist. Ich glaube, dass die Wahrheit immer nur im Augenblick wahr ist. Jetzt sind wir da! Es ist unser Leben, es ist eine Uraufführung!“

Klaus Maria Brandauer als König Lear im Wiener Burgtheater 2013

APA/Hans Klaus Techt

Klaus Maria Brandauer als Lear in „König Lear“ am Wiener Burgtheater

Was ist das Wichtigste im Leben? „Zunächst einmal bin ich der, der ich bin und mit den Leuten zusammen, aus denen ich heraus gewachsen bin und die ich mir ausgesucht habe fürs Leben. Deshalb ist natürlich der Beruf nicht das Wichtigste. Ich bilde mir nicht ein, ich muss im Burgtheater auf der Bühne sterben. Ich bin mit dem Theater nicht verheiratet, ich bin mit meiner Frau verheiratet und würde alles andere auch tun und schauen, wie ich mit anderen Tätigkeiten unser Leben zum Funktionieren bringen kann“, erzählt Klaus Maria Brandauer.

Die „Nahaufnahme“ zum Nachhören

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Jeden Sonntag stellt Radio Niederösterreich in der „Nahaufnahme“ von 9.04 bis 10.00 Uhr Persönlichkeiten vor, die entweder aus Niederösterreich stammen oder eine besondere Bindung an das Bundesland haben - mehr dazu in Podcasts.

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