Das vergessene Vitamin K

Das Vitamin K war bis vor kurzem relativ unbekannt und eher gemieden, heute ist seine Bedeutung mittlerweile unumstritten. Es beeinflusst die Blutgerinnung, bei der Einnahme blutverdünnender Medikamenten ist Vorsicht geboten.

Vitamin K gehörte lange Zeit zu den selten verwendeten Vitaminen. Es wurde sogar vor der Einnahme gewarnt, da Vitamin K die Blutgerinnung beeinflusst. Heute weiß man, wie wichtig die ausreichende Versorgung mit Vitamin K ist. Faktum bleibt aber, dass Vitamin K Wechselwirkungen mit stark blutverdünnenden Arzneimitteln (Coumarinen) verursachen kann. Wer diese Medikamente benötigt, darf Vitamin K nur unter engmaschiger Kontrolle verwenden, weiß Radio-NÖ-Apotheker Andreas Gentzsch von der Apotheke zum goldenen Löwen in St. Pölten.

Wegen dieser Wechselwirkungen wurde Vitamin K lange Zeit eher gemieden. „Aber so, wie sich hinter einer harten Schale oft ein guter Kern verbirgt, hat auch das fettlösliche Vitamin K einen großen und positiven Einfluss auf unsere Gesundheit und sollte deshalb konsequent dem Körper zugeführt werden“, sagt der Apotheker.

Positive Auswirkungen auf den Körper

Erkenntnisse aus aktuellen Forschungen haben ergeben, dass eine regelmäßige Einnahme empfehlenswert ist, weil besonders MK-7, ein Vertreter der K-Vitamine, höchst effektiv bei der Behandlung wichtiger Alltagserkrankungen, ist. Vitamin K hilft in der Vorbeugung von Osteoporose, schützt aber auch vor gefährlichen Ablagerungen in Blutgefäßen (Arteriosklerose) und bei der Schlaganfallprophylaxe (Blutverdünnung). Diese überaus positiven Wirkungen führten in letzter Zeit dazu, dass MK7 in diversen Arzneien bereits enthalten ist und eine immer breitere Anwendung findet.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 19.10.2016

Vitamin K wurde 1935 vom Dänen Henrik Dam entdeckt. Es ist ein fettlösliches Vitamin, von dem etwa 100 Verbindungen existieren. Von diesen sind jedoch nur zwei für den Menschen von Bedeutung, nämlich die Vitamine K1 (Phyllochinon) und K2 (Menadion) und von letzterem besonders die aktive Form MK-7, welche sich durch eine deutlich längere Wirkdauer auszeichnet, so Apotheker Andreas Gentzsch.

Während man Vitamin K1 in pflanzlichen Nahrungsmitteln findet, stammt Vitamin K2 aus tierischen und bakteriellen Quellen. Ein kleiner Teil des Bedarfs kann der Körper in der bakteriellen Flora des Darmtraktes selber bilden.

Lebensmittel, die Vitamin K enthalten:

  • grünes Gemüse (Spinat, Grünkohl)
  • Sauerkraut
  • Kohlsprossen (Rosenkohl)
  • Sonnenblumenöl
  • Rotkohl
  • Milch und Milchprodukte
  • Fleisch
  • Eier
  • Obst
  • Getreide

Vitamin K Fördert Blutgerinnung

Vitamin K (Der Name leitet sich von Koagulation ab) spielt eine zentrale Rolle bei der Gerinnung des Blutes. Es ist an der Produktion von mehreren Blutproteinen beteiligt, von denen einige die Blutgerinnung fördern, während andere den Gerinnungsprozess verlangsamen. Auf diese Weise hält die richtige Funktion von Vitamin K die beiden entgegengesetzten Seiten der Blutgerinnung im Gleichgewicht.

Im Säuglingsalter ist Vitamin K für die normale Blutgerinnung wichtig. Neugeborene, die nicht über genügend Vitamin K verfügen, können abnormale Blutungen entwickeln. Die Mengen an Vitamin K, die im Allgemeinen in der Muttermilch vorhanden sind, reichen nicht aus, um den Bedarf zu decken. Daher wird Säuglingen häufig gleich nach der Geburt eine einzige Intramuskuläre Spritze mit Vitamin K verabreicht, um einen angemessenen Spiegel zu erreichen.

Vorsicht ist geboten, wenn man Blutverdünnungsmittel einnehmen muss. Eine gleichzeitige Zufuhr von Präparaten mit Vitamin K kann die Gerinnung stören, weshalb in diesen Fällen besonders auf eine unbedenkliche Dosierung geachtet werden muss. Bis zu 45µg pro Tag gelten als nicht gefährlich in Bezug auf die Blutverdünnung.

Entscheidend für das Knochengerüst

Vitamin K2 ist unerlässlich für die Gesundheit des Knochengerüstes, denn für die Wirksamkeit des Proteins Osteocalcin, das die Kontrolle von Knochenaufbau und –abbau ermöglicht, benötigt der Körper Vitamin K2.

Ist genügend Vitamin K vorhanden, kann Kalzium geordnet in den Knochen eingebaut werden. Dafür ist zusätzlich Vitamin D3 erforderlich, weshalb die gleichzeitige Einnahme von Vitamin K und Vitamin D als Kombination empfehlenswert ist. Dieses Gespann hat sich laut aktueller Erkenntnisse als wirksame Therapie gegen Osteoporose ausgezeichnet.

Vitamin K schützt die Gefäße

Studien haben gezeigt, dass bei einem Mangel an Vitamin K2 die Zusammenarbeit zwischen Osteocalcin und Vitamin D3 nicht mehr klaglos funktioniert. Das heißt - Kalzium wird nicht mehr kontrolliert in die Knochen eingelagert, sondern auch in anderen Geweben und in Blutgefäßen, was nicht erwünscht ist.

Daher ist darauf zu achten, dass kein Mangel an Vitamin K2 entsteht, um diese als Arteriosklerose bekannte Schädigung der Blutgefäße zu verhindern.Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Vitamin K2 und Herzerkrankungen wurde 2004 in der Rotterdam Herz-Studie beschrieben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die beiden Volkskrankheiten Arteriosklerose und Osteoporose werden teilweise durch gegensätzliche Störungen der Einlagerung von Kalzium verursacht werden. Dabei spielt das Zusammenspiel von Vitamin-K2 und Vitamin D3 eine entscheidende Rolle.

Infolge dieser außerordentlichen Wirkungen erlebt Vitamin K2 – vor allem MK-7 – in der Gesundheitsbranche derzeit einen regelrechten Boom, vergleichbar mit dem Vitamin-D-Boom vor etwa drei Jahren. Als Vorsorge empfiehlt der Apotheker eine tägliche Zufuhr von 50 bis 100µg pro Tag. Er weist aber noch einmal darauf hin, dass eine gleichzeitige Einnahme bei Verwendung von Blutverdünnungsmedikamenten nur unter regelmäßiger Kontrolle in einer angepassten Dosierung erfolgen darf.