Wenn’s dem Hund zu Silvester zu laut wird

Wer ein Haustier hat, kennt das Problem zu Silvester: Die Tiere fürchten sich vor den lauten Geräuschen und vor Lärm, der Jahreswechsel bedeutet für sie puren Stress. Und Frauerl und Herrl leiden mit ihren Vierbeinern mit.

Während die meisten Menschen feiern und Sektkorken im Konzert mit Böllern und Raketen knallen lassen, verkriechen sich Hunde und Katzen gerne ins finsterste Eck der Wohnung. Tiere hören deutlich besser als Menschen und reagieren daher auf die ungewohnten Geräusche und Lichter. Wobei die Reaktionen von leichter Unruhe bis zu regelrechten Panikreaktionen reichen können. Aber es gibt Hilfe aus der Apotheke, weiß Radio-Niederösterreich-Apotheker Gilbert Zinsler von der Landschaftapotheke Horn.

Tabletten gegen den Silvesterstress

In der Apotheke gibt es seit einiger Zeit Tabletten mit L-Tryptophan und verschiedenen B-Vitaminen: L-Tryptophan ist eine essentielle Aminosäure. Sie wird vom Körper nicht hergestellt und muss durch Nahrungsmittel zugeführt werden. L-Tryptophan ist natürlicher Bestandteil von Eiweiß, die zusätzliche Verabreichung mit dem Futter ist daher eine ganz unbedenkliche Maßnahme.

Vermutlich weil die Aminosäure eine Vorstufe des Neurotransmitters Serotonin ist, wirkt sie beruhigend, stimmungsaufhellend und schlaffördernd. Ab dem Zeitpunkt, wenn die ersten Knallkörper zu hören sind, sollte man diese Tabletten sowohl an nervöse Hunde als auch Katzen verabreichen, empfiehlt der Apotheker.

Bachblüten versprechen Beruhigung

Notfalltropfen mit der Bachblütenmischung Rescue oder Notfallglobuli helfen bei vielen Tieren wirklich gut, berichtet Gilbert Zinsler, schränkt aber ein, dass nicht alle Tiere darauf ausreichend reagieren. Seit Rat: „Diese schonende Therapieform zumindest ausprobieren, eventuell schon im Vorfeld, bei kurzfristigen Ereignissen oder bei leichtem Angstverhalten, etwa beim Autofahren. So lässt sich abschätzen, ob das Mittel zu Silvester dann die erhoffte Wirkung erzielt.“

Auch die Homöopathie hält einige Arzneimittel bereit, die je nach Art der Reaktion des Tieres ausgewählt werden. Zur richtigen Auswahl des passenden Medikaments sollte man das Tier vorher genau beobachten:

  • Zincum valerianicum bekämpft nicht nur Symptome wie Müdigkeit und Schwäche, sondern auch Erregung und Unruhe werden positiv beeinflusst.
  • Arsenicum album wirkt bei Tieren, die nervös, schreckhaft und misstrauisch sind.
  • Passiflora hat sich besonders bei nervöser Unruhe und Reizbarkeit des Nervensystems bewährt. Es wirkt auch gegen Krämpfe.

Es gibt aber auch homöopathische Komplextropfen, die verschiedene Einzelmittel enthalten und so ein breiteres Spektrum von Symptomen abdecken.

Auch die Duftlampe kann helfen

Eine relativ neue Möglichkeit sind Duftstoffe - sogenannte Pheromone - die über Verdampfer langsam abgegeben werden. Der Duft enthält eine synthetische Nachbildung des natürlichen Beruhigungspheromons, das von der Mutterhündin gebildet wird, um ihren Welpen ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit zu geben. Es zeigt sich, dass diese Stoffe sowohl Hundewelpen als auch ausgewachsenen Hunden dabei helfen, stressreiche Situationen wie zum Beispiel ein Feuerwerk oder laute Geräusche besser bewältigen zu können.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 28.12.2016

Der Verdampfer wird am besten bereits einige Tage vor Silvester in der Nähe des Schlafplatzes des Hundes in eine Steckdose gesteckt. So kann das Beruhigungspheromon eine ausreichende Konzentration erreichen und dafür sorgen, dass das Tier vor, während und nach dem Feuerwerk so ruhig und entspannt wie möglich bleibt.

In besonders schweren Fällen hilft der Tierarzt

Wenn alle beschriebenen Mittel nicht helfen, dann kann der Tierarzt auch ein echtes Beruhigungsmittel verschreiben. Auch wenn man ein solches seinem Haustier nur ungern verabreicht, so kann es gerade zu Silvester bei manchen Tieren notwendig sein. Radio-Niederösterreich-Apotheker Gilbert Zinsler warnt aber: „Häufig geht es den Tieren damit aber gar nicht so gut wie erhofft. Die Beruhigungsmittel machen das Tier vorwiegend müde, die Angst vor der Silvesterknallerei bleibt aber.“