Brennessel: Superfood statt Unkraut

Heilpflanze und Lebensmittel, Arme-Leute-Essen und kulinarischer Genuss. Die Brennesssel ist überaus vielfältig. Vor allem als Heilpflanze für Mensch, Tier und Garten gibt es zahlreiche Anwendungsbereiche.

Bis zu drei Meter hoch kann die Brennnessel werden, die ihren Namen den schmerzhaft brennenden Quaddeln verdankt, die bei Berührung auf der Haut entstehen. Man kann die Brennnessel aber recht gefahrlos angreifen, wenn man die Blattoberseite nicht berührt und die Pflanze stattdessen von unten nach oben angreift.

Wertvolles und köstliches Gemüse

Auch wenn sie heute ein wenig aus der Mode gekommen ist, kommt die Brennnessel schon sehr lange als Lebensmittel zum Einsatz. Besonders die frischen Triebspitzen werden im Frühjahr als Spinat gegessen. Sie haben einen sehr hohen Gehalt an Mineralstoffen, Vitamin A und C, enthalten außerdem Eisen und haben einen sehr hohen Eiweißgehalt. Bekannt ist auch die sogenannte Nesselsuppe.

Sendungshinweis:

„Radio NÖ am Vormittag“, 30.8.2017

In der Küche werden die Brennnesselblätter als Tee verwendet, Smoothies zugesetzt oder man kann auch Laibchen daraus machen, berichtet Apothekerin Christa Herz von der Apotheke Enzersdorf an der Fischa (Bezirk Bruck an der Leitha): „Dabei kann man frische Blätter mit Sesam, Karotten, Ei, Zwiebel und Semmelwürfel vermengen und wie faschierte Laibchen in Öl herausbacken. Sehr gut schmecken die frischen Brennnesselblätter auch, wenn man sie in heißem Fett einfach nur frittiert. Man hat damit eine doch etwas gesündere Alternative zu herkömmlichen Kartoffelchips.“

Brennnessel, die vielseitige Heilpflanze

Gerne werden Brennnesseltee oder -saft für Frühjahrsentschlackungskuren verwendet. Dabei wird die stoffwechselanregende und blutreinigende Wirkung der Brennnessel ausgenutzt. Für Vegetarier und Veganer ist die Pflanze auch eine vielgenutzte Eiweißquelle. Ihr Eiweißgehalt ist höher als jener in der Sojabohne. Für diese Zwecke kann die Pflanze von März bis September geerntet werden. Sie wird abgeschnitten und treibt dann wieder aus, wenn einige Samen abfallen konnten.

Als Energie- und Eiweißlieferant sind aber auch die Brennnesselsamen beliebt. Sie können am besten im Spätsommer geerntet und getrocknet werden. Die Samen werden zermahlen, dadurch entsteht ein Proteinpulver, das Müslis, Salaten und Smoothies zugesetzt werden kann. Brennnesselsamen zeichnen sich durch einen nussigen Geschmack aus und sind ein Energiebooster. Häufig werden die Brennnesselsamen auch gegen Haarausfall eingesetzt.

Brennessel

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Apothekerin Christa Herz zählt eine Vielzahl von Beschwerden auf, gegen die Brennnesseltee helfen kann. Die entzündungshemmende Wirkung wird bei Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa geschätzt. Auch bei Arthritis und Arthrose komme diese Wirkung zum Tragen, wobei die Brennnessel auch schmerzstillend wirkt, was ebenfalls hilfreich ist.

Bei Harnwegsinfekten wirkt die Brennnessel als Aquaretikum. Das heißt die Harnwege werden gut durchgespült, vorhandene Keime oder Bakterien werden so ausgespült und verweilen nicht so lange in der Harnblase. Brennnesseltee wirkt sich deshalb auch positiv auf die Bildung der Nierensteine aus, da diese dann nicht so rasch auskristallisieren können.

Bei Prostata-Beschwerden hilft die Brennnesselwurzel. Diese wird im Herbst geerntet und pulverisiert zu Kapseln verarbeitet. Das Präparat wird in Kombination mit Sägepalme und Birkenblättern eingesetzt. Diese Kombinationspräparate lindern nicht nur leichte Beschwerden sondern können auch bei abgeschwächtem Harnstrahl, nächtlichem Harndrang und Restharngefühl Linderung bringen.

Brennnessel hilft in Garten und Stall

Die positive Wirkung der Brennnessel auf das Immunsystem ist ebenfalls durch Studien belegt. Demzufolge hat die Pflanze eine stärkere Wirkung auf das Immunsystem als der Sonnenhut. Es wird sowohl die Antikörperbildung als auch die Fresszellenaktivität verstärkt. In südlichen Ländern wird die Brennnessel bis heute als Mittel gegen Bluthochdruck verwendet. Offenbar verhindert sie eine übermäßige Blutgerinnung.

Auch in der Landwirtschaft kommt die Brennnessel zur Anwendung. Im Bio-Gartenbau ist sie ein unverzichtbares Hilfsmittel. Brennnesseljauche wird schon seit vielen Jahrhunderten als Stickstoffdünger und Pflanzenschutzmittel gegen Blattläuse oder Pilzbefall verwendet. Die Jauche wird hergestellt, indem Brennnesseln mit Wasser übergossen an einem warmen Ort gestellt und täglich umgerührt werden. Die Brennnesseln beginnen dann zu gären und die Inhaltsstoffe werden an das Wasser abgegeben.