Ältere Menschen brauchen viel Eiweiß

Mit steigendem Alter macht vielen Menschen vor allem auch der verstärkte Muskelabbau zu schaffen. Studien belegen jetzt, dass ältere Menschen deutlich mehr Eiweiß brauchen als bisher angenommen, um bei Kräften zu bleiben.

Ohne Eiweiß läuft im menschlichen Körper gar nichts. Eiweiß ist Baustoff für Muskeln, Bänder und Knochen. Proteine sind Teile des Immunsystems und halten unseren Stoffwechsel in Gang. Dass Muskeln altern, ist bekannt und auch ganz normal. Ab dem 50. Lebensjahr verlieren Muskeln jährlich ein bis zwei Prozent an Masse.

Wenn es jedoch mehr ist, dann spricht man von Sarkopenie, (griech. „Fleischmangel“), also von altersassoziiertem Muskelverlust. Das bedeutet, dass Muskelmasse weit über das normale Maß hinaus abgebaut wird. Damit verbunden ist auch ein Verlust der Muskelkraft. Jedes Aufstehen vom Stuhl strengt an, Stiegen oder immer kürzere Wegstrecken werden zu unüberwindbaren Hindernissen.

Zu wenig Bewegung ist aber nur einer der Gründe für Sarkophenie. Die Hauptursache ist hingegen falsche Ernährung: insgesamt zu wenig zu Essen und vor allem viel zu wenig Eiweiß.

Warnhinweise richtig deuten

Sarkophenie bringt massive Einschränkungen mit sich. Dazu zählen erhöhte Krankheitshäufigkeit, mehr Behinderungen, erhöhte Sturz- und Knochenbruchgefahr. Auf lange Sicht droht durch den erhöhten Betreuungsbedarf auch der Verlust eines selbst bestimmten Lebens, schildert Apothekerin Irina Schwabegger-Wager von der Apotheke zum Auge Gottes in Gmünd.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 25.10.2017

Die ersten Anzeichen einer Sarkophenie sind vermeintlich harmlos: Das Tragen der vollen Einkaufstasche fällt schwerer, der Haushalt geht nicht mehr so leicht von der Hand. Für Wegstrecken die früher problemlos zu bewältigen waren, braucht man jetzt mehr Pausen. Spätestens wenn es zu anstrengend wird, wenige Minuten zu stehen, sollte man hellhörig werden, so die Apothekerin. Bei raschem Gewichtsverlust, anhaltender Appetitlosigkeit, zunehmendem Schwächegefühl und Gangunsicherheit empfiehlt die Expertin einen Arztbesuch.

Ernährung, Bewegung und Medikamente

Um dem altersbedingten Muskelschwund entgegenzuwirken, sollte als erste Maßnahme die Nährstoffaufnahme erhöht werden. Die Apothekerin betont: „In der Kombination mit einer eiweißreichen Ernährung können selbst bei sehr alten Menschen durch Übungen und vermehrte, kontrollierte Eiweißzufuhr Muskelkraft und –funktion wieder verbessert werden“.

Sie empfiehlt die Einnahme von mehreren kleinen Mahlzeiten täglich, am besten alle zwei bis drei Stunden, wobei dreimal täglich etwa 25 bis 30 Gramm Eiweiß dabei sein sollten. Energie- und proteinreiche Lebensmittel sind Fleisch, Fisch, Käse, Eier, Vollmilch, Snacks wie Topfencreme, Kekse, Nüsse oder hin und wieder auch Schokolade. Außerdem wirkt sich verstärkte regelmäßige Bewegung an der frischen Luft positiv auf den Verlauf der Sarkopenie aus.

Wenn Essen und Bewegung nicht mehr ausreichen, empfiehlt Irina Schwabegger-Wager AS Leucin: „Sie spielt eine zentrale Rolle für den Energiehaushalt der Muskulatur.“ Aminosäurenpräparate, welche mit dieser AS Leucin angereichert sind, helfen, den Wiederaufbau des Muskels anzuregen. Medizinische Trinklösungen sind gebrauchsfertige Ernährungsdrinks, die in konzentrierter Form das benötigte Eiweiß, Energie und viele Nährstoffe liefern.

Dies Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln empfiehlt die Apothekerin „spätestens beim Auftreten der ersten Symptome, je früher desto besser, denn Muskeln bauen sich nicht über Nacht wieder auf“. Die Einnahme sollte mindestens zwei Mal täglich vor dem Frühstück und Mittagessen über einen Zeitraum von drei Monaten erfolgen. Danach sollte das Präparat ein Mal täglich genommen werden, um die Muskelkraft zu erhalten. Unverzichtbar ist auf jeden Fall die Kombination mit regelmäßigem Krafttraining.