Darm: das größte Organ der Immunabwehr
Im Darm sitzen die meisten Plasmazellen (Immunzellen) - mehr als in Knochenmark, Milz und Lymphknoten zusammen. Sobald schädliche Keime an unsere Darmschleimhaut gelangen, werden sie vom darmassoziierten Immunsystem eliminiert. Dabei entstehen unter anderem Gedächtniszellen, die bei erneutem Kontakt mit diesen Keimen eine schnellere Immunantwort ermöglichen. Ein Mensch lernt so in seinem Leben eine Milliarde Keime kennen und sich dagegen zu wehren, schildert Apothekerin Michaela Zöchling von der Traisenpark-Apotheke in St. Pölten.
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Haut, Lunge und Darm schützen den Körper
Es gibt drei Barrieren, die unseren Körper vor der Außenwelt schützen: die Haut, die Lunge und der Darm, wobei der Darm im Vergleich die größte Fläche ausmacht. Könnte man den Darm ausbreiten, so würde man eine Fläche von etwa 400 Quadratmetern erhalten. Im Vergleich dazu sind die Lunge mit einer Fläche von ca. 50 und die Haut mit etwa zwei Quadratmetern eher kleine Begrenzungsorgane.
Mit der Nahrungsaufnahme passieren täglich etliche Keime und Giftstoffe unseren Darm. Deshalb ist eine gesunde Darmschleimhaut mit einer großen Zahl guter Bakterien notwendig, um eine optimale Barriere gegen Schädlinge zu bilden, die über die Nahrung in unseren Körper gelangen.
Im Darm leben Billionen von Bakterien
In einem gesunden Darm sollten sich mehrere hundert verschiedene Arten an Mikroorganismen (Bakterien) befinden, etwa 100 Billionen an der Zahl. Damit hat der Darm mehr Bakterien als ein Mensch Zellen. Diese Bakterien bewältigen sehr unterschiedliche Aufgaben, erklärt Zöchling: „Im Zusammenhang mit dem Immunsystem bauen sie einerseits eine Barriere auf, damit krankheitserregende Keime keine Chance haben, in den Körper zu gelangen und sie schützen unsere Schleimhaut, die ebenfalls eine wichtige Barriere darstellt.“ Sobald die Darmschleimhaut angegriffen ist, können sich Entzündungen ausbreiten und verschiedene Krankheitsbilder auslösen.
Sendungshinweis
„Radio NÖ am Vormittag“, 24.1.2018
Die Bakterien unterstützen aber auch die Immunzellen bei der Erkennung schädlicher Erreger. Eine hohe Zahl solcher gutartiger Keime, die „Kommensalen“ genannt werden, hilft, schädliche Bakterien abzuwehren.
Zu guter Letzt bilden gute Bakterien saure Stoffwechselprodukte (am häufigsten ist hier von Milchsäure und den Milchsäurebakterien die Rede), die es Eindringlingen wiederum schwer machen, durchzubrechen. „Werden die Milchsäurebakterien durch Stress, schlechte Ernährung oder Antibiotika, vermindert besetzen andere Bakterien deren ‚Plätze‘. Damit ist die Barriere im Darm löchrig geworden und das Immunsystem hat mit mehr Fremdlingen zu kämpfen“, schildert die Apothekerin anschaulich das Funktionieren der Immunabwehr im Darm.
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Einfache Maßnahmen für die Darmgesundheit
Apothekerin Michaela Zöchling hat verschiedene einfache Maßnahmen zusammengestellt, die helfen, das Immunsystem über den Darm aufzubauen:
- Nach einem stressigen Tag möglichst für einen Ausgleich an der frischen Luft sorgen, denn Stress ist der Killer Nr. 1 für gute Bakterien.
- Hastige Mahlzeiten vermeiden und Zeit fürs Essen einplanen. Im Mund beginnt bereits die Verdauung und was dort nicht geschieht, müssen dann Magen und Darm ausgleichen, die damit aber auch überfordert sein können: wird beispielsweise Fleisch nicht ausreichend gekaut, bildet der Darm damit Ammoniak, ein schädliches Gas, das wiederum die Leber abbauen muss.
- In den Wintermonaten hin und wieder auf vergorene Lebensmittel zurückgreifen. Diese beinhalten Milchsäure, die den Darm unterstützt.
- Bei Antibiotikaeinnahme parallel dazu Probiotika einnehmen, damit die Darmflora gleich wieder aufgebaut wird. Probiotika sind Präparate mit guten Bakterien, die man täglich einnehmen kann. Da im menschlichen Darm so viele unterschiedliche Arten von Bakterien angesiedelt sind, empfiehlt die Expertin auf Produkte zurückzugreifen, die auch mehrere Bakterienstämme enthalten.