Melatonin gegen die Müdigkeit

Das Schlafhormon Melatonin steuert den Tag-Nacht-Rhythmus und regelt damit etwa die Ausschüttung anderer Hormone, die Körpertemperatur und den Stoffwechsel. Vor allem nach dem Winter leiden viele Menschen unter einem Mangel.

Melatonin wird primär in der Zirbeldrüse aus Serotonin hergestellt und nur bei Dunkelheit. Durch Licht wird die Bildung gehemmt. Es kann die Einschlafzeit verkürzen, die Tiefschlafphase (in der 1. Nachthälfte) verbessern und sogar die subjektiv empfundenen Auswirkungen eines Jetlags lindern.

Müdigkeit kann aber nicht nur eine Folge von Melatonin-Mangel sein, sondern auch von zu wenig oder schlechtem Schlaf, erzählt Apothekerin Ulrike Zöchling von der Hippolyt-Apotheke in St. Pölten: „Die Nachtruhe ist eine der wichtigsten Phasen im Tagesablauf, der Körper lädt die leeren Akkus wieder auf, die Organe regenerieren sich und unser Gehirn verarbeitet die Eindrücke der vergangenen Zeit.“

Das Schlafbedürfnis sei je nach Lebensalter völlig unterschiedlich, erzählt Zöchling: „Säuglinge benötigen rund 18 Stunden, Erwachsene zwischen fünf und neun Stunden, wobei der Schlafbedarf im Alter abnimmt.“ Leonardo da Vinci schlief etwa täglich nur zwei Stunden, Alber Einstein 11 Stunden.

Ernährung und Bewegung helfen bei Schlafproblemen

Melatonin wird in Kapselform als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Während das Hormon in den USA schon länger verwendet wird, ist Melatonin als Arzneimittel in Europa erst seit etwa zehn Jahren zugelassen. Hier ist auch die Vorsicht und Skepsis größer, weil die Langzeiterforschung von Melatonin noch fehlt. Bekannt ist bisher lediglich, dass bei längerer Anwendung - also länger als ein bis zwei Monate - Schlafstörungen und Unkonzentriertheit beobachtet wurden.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 25.4.2018

Die Apothekerin weist deshalb darauf hin, dass es unterschiedliche Faktoren gibt, die bei Müdigkeit oder unzureichendem Schlaf eine Rolle spielen: Ernährung, der Schlafbereich, Bewegungsmangel, Gedanken, Medikamente, Schmerzen oder der Säure-Basen-Haushalt können sich zu Buche schlagen. Ulrike Zöchling empfiehlt bei der Einnahme von Melatonin eine Ergänzung mit Zitronenmelisse und Baldrian als Tee oder in Kapselform. Auch Lavendel wirke sich günstig aus, als Tee, Kapseln oder ätherisches Öl. Diese Präparate würden nicht müde machen, aber beruhigen.

Pistazien, Getreide und Wein enthalten Melatonin

Leidet auch die Konzentration und Merkfähigkeit, kann man mit Vitamin D, nervenstärkendem Vitamin B, Folsäure - die die Bildung von Glückshormonen unterstützt - und Rosenwurz die Leistungsfähigkeit wieder steigern. Rosenwurz ist ausgleichend, verringert Müdigkeit, hilft beim Aufbau von Blut und roten Blutkörperchen und unterstützt das Nervensystem.

In der täglichen Nahrung ist Melatonin in geringen Mengen in Pistazien, manchen Getreidesorten und Pilzen, getrockneten Tomaten und einigen Weinsorten enthalten. Auch Kuhmilch kann bei entsprechender Haltung und Ernährung geringe Dosen Melatonin enthalten.