Hilfe bei Appetitlosigkeit

Während die meisten Menschen eher zu viel als zu wenig essen, sind vor allem ältere Menschen und Kinder häufig von Appetitlosigkeit betroffen. Viele leiden auch unter mangelndem Durstgefühl. Kräuter können hier Abhilfe schaffen.

Der Appetit, also die Lust auf Essen, wird im Gehirn geregelt. Verschiedene Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter, beeinflussen, wie stark der Appetit ist. Zu diesen Neurotransmittern zählt unter anderem Serotonin. Nicht zuletzt spielt aber natürlich auch eine Rolle, wie voll der Magen gerade ist.

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„Radio NÖ am Vormittag“, 23.5.2018

Bei älteren Menschen gehören Appetitlosigkeit und mangelndes Durstgefühl oft zum Alltag. Die Folgen sind mangelhafte Ernährung und eine Tendenz zum Untergewicht. Neben der Appetitlosigkeit können auch Kau- und Schluckbeschwerden, Zahnprobleme und verschiedene Krankheiten Gründe dafür sein. Hinzu kommt, dass mit dem Älterwerden das Geschmacks- und Geruchsempfinden nachlässt.

Der Appetit steigt mit der Leistungsfähigkeit

Appetitlosigkeit kann aber auch psychische Ursachen haben. Einsamkeit oder der Verlust des Lebenspartners können sich nachhaltig auf den Appetit schlagen. Ein Teufelskreis, denn Mangelernährung schwächt die Abwehrkräfte, die Infektionsanfälligkeit steigt, was sich wiederum auf den Appetit schlagen kann. „Älteren Menschen empfiehlt man in erster Linie Tonika“, weiß Apotheker Gilbert Zinsler von der Landschafts-Apotheke Horn. Unter Tonika versteht man aufbauende Vitamingetränke, die den Grundumsatz steigern. Häufig enthalten diese Getränke Ginsengwurzel. „Hat der ältere Mensch wieder Kraft und macht mehr Bewegung, kommt dann auch wieder der Hunger“, so Zinsler.

Für hochbetagte Patienten, die wenig Bewegung machen, können auch hochkalorische Aufbaunahrungen eine Alternative sein. Diese sind zum Teil besonders proteinreich, um den Muskelaufbau zu unterstützen. Daher wurden diese Aufbaunahrungen früher auch als „Astronautennahrungen“ bezeichnet.

Vorsicht bei Appetitlosigkeit im Jugendalter

Kinder, die zu wenig essen, sind keine Seltenheit und auch nicht zwingend ein Grund zur Sorge, beruhigt der Apotheker. Meistens sind es Angehörige, die beunruhigt sind, dass Kinder so dünn seien und deswegen in die Apotheke kommen und Rat suchen. „Kinder entwickeln sich in Schüben und haben nicht immer gleich viel Hunger. In einem gewissen Toleranzbereich sollte man das akzeptieren“, sagt Zinsler. Er empfiehlt für Kinder wohlschmeckende Vitaminsäfte.

Ab der Pubertät aber, betont Zinsler, sollten Essstörungen genau beobachtet werden, denn die Bandbreite reicht von einer einfachen Unlust zu essen bis hin zur völligen Nahrungsverweigerung. Bei der Magersucht (Anorexia nervosa) oder der Ess-Brech-Sucht (Bulimie) ist das Verhältnis zum Essen und zum normalen Hungergefühl durch psychische Ursachen grundlegend gestört. Auch Depressionen gehen häufig mit Appetitlosigkeit einher und diese Krankheiten gehören jedenfalls in die Hand eines erfahrenen Psychiaters, betont der Pharmazeut.

Auch bestimmte Krankheiten können in jedem Lebensalter Appetitlosigkeit hervorrufen. Dass seelische Belastungen dazu gehören, kennen viele vielleicht vom Stress in der Arbeit oder dem schon einmal erlebten Liebeskummer.

Zu körperlichen Krankheiten, die den Appetit vertreiben können, gehören schmerzhafte Entzündungen im Mund und Rachen, Erkrankungen im Bauchraum wie Gastritis oder Magen-Darm-Entzündungen und Infektionskrankheiten, die häufig als sogenannte Kinderkrankheiten bezeichnet werden. Auch Stoffwechselstörungen und hormonelle Erkrankungen, Herzkrankheiten, Nierenversagen, Autoimmunerkrankungen, Störungen des Salzhaushaltes sowie Krebserkrankungen können Appetitlosigkeit hervorrufen. Wer also über längere Zeit keinen Hunger hat, sollte dies immer als Warnsignal des Körpers erkennen, rät Gilbert Zinsler.

Kochen mit Wildkräutern

ORF

Kräuter regen den Appetit an

Die natürlichste Weise, Appetit anzuregen, ist eine kalorienreiche Ernährung und gut gewürzte Speisen. Als Appetitanreger wirken insbesondere folgende Gewürze und Kräuter: Basilikum, Beifuß, Dill, Ingwer, Kresse, Kerbel, Koriander, Kümmel, Majoran, Petersilie, Pfefferminze, Piment, Pimpinelle, Rosmarin oder Rucola.

Auch Tees sind eine willkommene Alternative, um ein gesundes Hungergefühl zu produzieren. In der Früh empfiehlt der Apotheker Ingwer- oder Salbeitee. Auch Teemischungen mit Bestandteilen aus Enzianwurzel, Tausendgüldenkraut, Löwenzahnwurzel, Schafgarbe, Wermut, Zimt oder Ingwer können gegen Appetitlosigkeit helfen.

Bittermittel in Tropfenform regen die Verdauungssäfte an und sind vor dem Essen eingenommen ein bewährtes Mittel gegen zu wenig Hunger: Ein Auszug aus Bitterkleeblatt, Tausendguldenkraut, Bitterorangenschale und Enzianwurzel ist in jeder Apotheke erhältlich!

Manche Medikamente können den Appetit verderben

Auch die Homöopathie bietet Tropfen gegen Appetitlosigkeit. „In der Genesungsphase nach Krankheiten, Verdauungsstörungen und Beschwerden im Magen- und Darmbereich hat sich die Eberraute Abrotanum bewährt. Hier gibt es fertige Tropfen bei Appetitstörungen, die von Kindern und Erwachsenen eingenommen werden können“, sagt Zinsler.

Zinsler macht darauf aufmerksam, dass auch manche Medikamente Appetitlosigkeit als Nebenwirkung haben - etwa Antibiotika, aber auch Medikamente gegen zu hohen Blutdruck oder für die verstärkte Herztätigkeit, ebenso wie starke Schmerzmittel aus der Gruppe der Morphine.

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