Erika Freeman
Lisbeth Kovacic
Lisbeth Kovacic
Kultur

Erika Freeman: „Optimismus macht gesund“

Für die bekannte austroamerikanische Psychoanalytikerin Erika Freeman ist Optimismus ein zentrales Instrument für ein glückliches und gesundes Leben – vor allem in Zeiten der Pandemie. Darüber spricht sie am Mittwoch in Baden.

Sie selbst sei ein durchwegs positiver Mensch, sagte Erika Freeman im Vorfeld der Veranstaltungsreihe STADT:KULTUR im Kurpark Baden gegenüber noe.ORF.at. „Optimismus bedeutet, dass es morgen besser wird. Heute war es schon nicht schlecht, aber morgen wird es besser“, so Freeman. Ohne diese Einstellung gehe es nicht, zeigte sie sich überzeugt, vor allem in Zeiten der Krise.

Genau dann müsse man nämlich daran denken, dass auf jede Nacht ein Tag folge, auch wenn es manchmal nicht so schnell gehe, wie man es sich wünsche. „Dann darf man den Optimismus aber nicht verlieren, sonst kann es sein, dass man verpasst, dass es bereits wieder Tag ist“, betonte die 93-Jährige.

Erika Freeman wurde als Erika Polesiuk am 1. Juli 1927 in Wien geboren und konnte als Zwölfjährige als Jüdin vor den Nationalsozialisten nach New York flüchten. Sie wurde zu einer der bekanntesten Psychoanalytikerinnen in den USA, vielen bekannten Hollywoodstars und Politikern war und ist sie Ratgeberin. Seit einigen Jahren setzt sie sich als Zeitzeugin auch in Österreich unermüdlich gegen das Vergessen ein.

Freeman: „Glück ist immer verkleidet“

In ihrem Leben sei es häufig Nacht gewesen, erzählte sie: „Wenn ich zurückblicke, dann war es sehr schwarz. Vor allem, wenn ich an meine Jugend denke. Aber wir können es besser machen.“ Und bereits dieser Gedanke sei ein Stück Optimismus. Das Glück sei nämlich immer da, auch wenn man es häufig nicht sehe, denn: „Glück ist immer verkleidet“, so Freeman. Manchmal müsse man dafür arbeiten, ab und zu sogar dafür kämpfen.

Prinzipiell liege es aber in der Natur der Sache, dass sich Dinge verändern. „Es kann nicht gut sein, es wird aber auch nicht immer schlecht bleiben“ – dieser Satz gelte auch für die Pandemie, so die Psychoanalytikerin. Außerdem gebe es unterschiedliche Zugänge zu Krisen. „Es gibt Menschen, die mögen es, unglücklich zu sein und hatten mit der Pandemie auch noch eine passende Ausrede“, meinte Freeman. Aber in all dem Schlechten gebe es aber auch etwas Gutes: „Man kann es auch so sehen: Man musste während dieser Zeit jene Menschen nicht sehen, die man sowieso nicht sehen will.“

Optimismus und Glaube an Gott

Für sie persönlich sei neben dem Optimismus aber auch der Glaube an Gott wichtig. Einen Beweis, dass dieser auch tatsächlich existiere, sieht Erika Freeman in der Schwerkraft. Für sie ist die Schwerkraft die Liebe Gottes. Freeman ist überzeugt: Falls auf anderen Planeten Leben existiere, dann müsse es auch dort Schwerkraft geben, sagte sie.

Aber auch der Zusammenhalt zwischen den Menschen sei zentral. „Wenn man jemanden hasst, dann macht man eine Faust und kann dadurch nichts mehr in die Hand nehmen. Es ist aber wichtig, die Hand zu öffnen und gemeinsam Hand in Hand zu gehen.“ Denn wenn man Dinge tue, die gut für einen selbst sind, dann könnten sie auch für die Welt nur gut sein. „Wir tun nämlich eigentlich alles füreinander, wissen das aber oft gar nicht“, betonte Freeman.

Auch Lockdowns können Optimismus nichts anhaben

Selbst Lockdowns würden für optimistische Menschen kein Problem darstellen, und mit etwas Optimismus würde die Gesellschaft noch weitere Lockdowns schaffen, war sich Freeman sicher: „Denn Optimismus macht gesund und glücklich.“ Immerhin gebe es die Mittel, um mit jenen Menschen, mit denen man es tatsächlich möchte, auch weiterhin in Kontakt zu bleiben.

„Als Pessimist verneint man die Existenz der Zukunft. Aber bereits mit dem Satz ‚Die Zukunft wird schlecht‘ gibt man zu, dass es eine Zukunft gibt“, hielt die Psychoanalytikerin weiters fest. Und genau jetzt sei es wichtig, optimistisch in die Zukunft zu blicken. In der Kultur etwa gebe es bereits wieder die Möglichkeit, miteinander zu interagieren. „Wenn etwas verboten ist, dann will man es umso mehr. Aber jetzt ist es wieder soweit, dass man sich am Talent der Künstler und Schauspieler erfreuen kann. Und falls jemand in Anbetracht dieser Tatsache noch immer mürrisch sein will, dann tut er mir leid.“