Regisseurin Käthe Kratz Archivbild 2002
APA/Herbert Pfarrhofer
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Kultur

Bewegte Regisseurin: Käthe Kratz wird 75

In der Filmszene ist Käthe Kratz’ Name untrennbar mit dem Pioniergeist der Frauenbewegung verbunden. Am Montag feiert die Regisseurin ihren 75. Geburtstag. Kratz schrieb sich als erste Regiestudentin an der Wiener Filmhochschule ein.

Die gebürtige Salzburgerin gehörte gemeinsam mit Susanne Zanke, Kitty Kino, Heide Pils und der 1994 verstorbenen Margareta Heinrich zur informellen Gruppe „Aktion Filmfrauen“, die längst nicht mehr existiert. „Aber Anfang der 80er-Jahre haben wir viel in Bewegung gebracht“, erklärte sie einst in einem APA-Interview. Gegen Ende des Jahrzehnts und die ganzen 1990er-Jahre hindurch sei die Frauenquote in Österreich allerdings wieder gegen Null gegangen. „Nach einer Phase, in der wir gedacht haben, es hat sich in den Köpfen der Menschen gesetzt, dass auch Frauen etwas zu erzählen haben, war das sehr bitter.“

„Kämpferisch, kritisch, empört, analytisch und ironisch“

2013 gab sie gemeinsam mit Lisbeth N. Trallori den Band „Liebe, Macht und Abenteuer – Zur Geschichte der Neuen Frauenbewegung in Wien“ heraus: „30 Frauen, die sich in den 70er-Jahren in der AUF (‚Aktion Unabhängiger Frauen‘) fanden, erzählen – heiter, empört, analytisch, kämpferisch, kritisch, ironisch, nachdenklich, witzig und bisweilen etwas betrübt angesichts der zunehmenden Lasten, die (wieder) auf die Schultern der Frauen fallen“.

Nicht zuletzt für dieses Engagement wurde ihr 2017 vom Österreichischen Frauenring auch der Frauenringpreis zuerkannt. Bereits zuvor hatte die erste TV-Spielfilmregisseurin Österreichs den Erich-Neuberg-Preis (1984) sowie die Marietta-und-Friedrich-Torberg-Medaille (1999) erhalten.

Präsentation des Frauenvolksbegehrens 1997 mit von links Käthe Kratz Sansra Cervik Eva Rossmann Elfriede Hammerl und Christine Nöstlinger
APA/Barbara Gindl
Käthe Kratz (l.) bei der Präsentation des Frauenvolksbegehrens 1997 mit Christine Nöstlinger, Elfriede Hammerl, Eva Rossmann und Sandra Cervik (v.r.)

Ihre eigene Karriere hatte noch in Studientagen ihren Anfang genommen. Nach ersten Dokumentarfilmen als freie Mitarbeiterin des ORF folgten Spielfilme für das Fernsehen, darunter „Glückliche Zeiten“ (1976, mit Dieter Berner), die fünfteilige historische Reihe „Lebenslinien“ (1979-88), die 1983 auch als Roman erschien und sich heute in der DVD-Edition „Der österreichische Film“ wiederfindet, oder „Im Zeichen der Liebe“ (1994). Auch im Kino konnte Kratz sich positionieren mit Werken wie „Atemnot“ (1983) oder „Das 10. Jahr“ (1994), das zwei Jahre zuvor unter dem Titel „Herzlich willkommen“ als Theaterstück herausgekommen war.

Viel Aufmerksamkeit erlangte Kratz, die lange mit dem heute im Weinviertel lebenden Peter Turrini liiert war, mit ihren beiden Dokumentationen „Abschied ein Leben lang“ (1999) und „Vielleicht habe ich Glück gehabt“ (2003). Drei Emigrantinnen, die heute in den USA leben, lässt sie in ihrem „Abschieds“-Film von ihrem Alltag vor dem „Anschluss“, von Flucht und Exil berichten. Auf die Spuren junger Flüchtlinge machte sich Kratz in „Vielleicht habe ich Glück gehabt“ – und stellt die Schicksale von Flüchtlingskindern im heutigen Österreich jenen von aus Österreich vertriebenen jüdischen Exilanten im damaligen London gegenüber.

Neben ihrer filmischen Tätigkeit gab Kratz, die in den vergangenen 20 Jahren die kleine kroatische Insel Solta zu ihrem zweiten Wohnsitz ausbaute, ihr Wissen auch an die nächsten Generationen weiter. So unterrichtete sie etwa an der Wiener Filmakademie oder an der Donau-Universität Krems.