Der Spezialist für Explosionen und Schüsse
Tissi Brandhofer , 43 Jahre, groß, breit gebaut. Ein Hut mit breiter Krempe ist sein Markenzeichen, er trägt Stiefel, die so leicht nichts verwüsten kann. Seit 23 Jahren ist er eine Größe im heimischen Filmgeschäft. Ob in Serien wie „Tatort“ oder in Filmen wie „In drei Tagen bist du tot, Teil 2“ oder „Die Vermessung der Welt“ – die Special Effects von Tissi Brandhofer aus Klosterneuburg sind allseits gefragt.
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Schneesturm auf Knopfdruck
Er sorgt für spektakuläre Explosionen, lässt Autos von Straßen abkommen und effektvoll über Böschungen stürzen. Auf Knopfdruck kann er gefährliche Schneestürme über Schauspieler hereinbrechen lassen.
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Dabei ist dem 43-Jährigen die Leidenschaft für Actionszenen gar nicht unbedingt in die Wiege gelegt worden. „Ich bin einer der wenigen, der als Jugendlicher keine Bomben gebaut hat. Ich bin durch Zufall ins Filmgeschäft gekommen“, erzählt Tissi Brandhofer. „Eine Freundin hat zu mir gesagt: ‚Es gibt da wen, die arbeiten beim Film und die brauchen für zwei bis drei Tage jemanden, der ihnen hilft, weil sie zu wenig Leute sind.‘“ Aus den zwei bis drei Tagen sind mittlerweile 23 Jahre geworden.
Wie täuscht man echte Schusswunden vor?
Seither gehören künstlicher Schnee, Wind und Regen, wilde Verfolgungsjagden und Explosionen zum Tagesgeschäft des 43-Jährigen. Immer gefragt sind auch Schusswunden. Damit alles täuschend echt aussieht, wird dafür unter einem Kleidungsstück – zum Schutz dient eine kleine Metallplatte – eine Sprengladung versteckt. Darauf wird ein Beutel mit Kunstblut fixiert. Die Zündung erfolgt per Fernsteuerung. noe.ORF.at-Redakteurin Nina Flori hat es ausprobiert.
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Spektakulär müssen die Effekte aussehen, aber gefährlich sein darf es natürlich nicht: Damit das gelingt, stellt Tissi Brandhofer in seiner Werkstatt in Klosterneuburg auch verschiedene Gegenstände her. Dazu gehören Felsbrocken und Ziegelsteine, die – dank ihres weichen Materials - problemlos jemandem auf den Kopf fallen können.
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Äxte aus Schaumstoff und Schaufensterpuppen, die zu Dummies umgebaut werden, zählen im Special-Effect-Geschäft zum Standardrepertoire. Oft ist Tissi Brandhofer in seiner Werkstatt auch mit Schweißarbeiten beschäftigt, denn immer wieder werden Stahlgerüste, etwa als Rampen, für verschiedene Stunts benötigt.
„Vermutlich eine etwas destruktive Ader“
Es die Freude daran, Dinge in Szene zu setzen, die den 43-Jährigen antreibt. „Vielleicht ist das eine etwas destruktive Ader“, meint er schmunzelnd. In seiner langjährigen Karriere hat er auch schon einige fabriksneue Autos - szenisch anspruchsvoll, versteht sich - in Schrott verwandelt. „Ich denke mir, das sind käufliche Dinge, die ersetzbar sind, und wenn es die Geschichte braucht, dann machen wir das einfach. Das ist ein Handwerk. Es fragt ja auch keiner, wenn man irgendwo ein Eisenrohr abschneidet.“
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Sendungshinweis: „NÖ heute“, 19.2.2013
Reiner Techniker zu sein, reiche dabei aber nicht, erklärt Tissi Brandhofer. „Man hat in der Branche mit wahnsinnig unterschiedlichen Menschen zu tun. Filmschaffende sind Künstler, zur Technik haben sie teilweise überhaupt keinen Bezug. Ich sehe mich da als Bindeglied zwischen dem normalen und dem filmischen Leben.“