Das Zentrum der Rüstungsindustrie
Sendungshinweis:
„NÖ heute“, 27.3.2014
Wiener Neustadt, die „allzeit Getreue“. Von 1751 bis 1918 wurden hier Offiziere der k.u.k.-Monarchie ausgebildet. Als der Krieg 1914 ausbrach, herrschte in Wiener Neustadt fast so etwas wie Euphorie: „Gleich als der Mobilisierungsbefehl bekannt wurde, haben sich alle auf der Heide gesammelt, die Stadt war voll mit Männern, Wehrpflichtigen, und die Betriebe hatten keine Schwierigkeiten, sich auf den Krieg einzustellen“, sagt Historikerin Sabine Schmitner.
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Wiener Neustadt war das Zentrum der Rüstungsindustrie, die gesamte Produktion für den Krieg ausgerichtet. Im Stadtarchiv finden sich noch Pläne der Munitionsfabrik von Wöllersdorf, 5.000 Arbeiter waren es zu Kriegsbeginn, 40.000 kurz vor Kriegsende. Hier wurde Munition für den Stellungskrieg hergestellt. In Wiener Neustadt wurde auch Pionierarbeit in der damals noch jungen Fliegerei geleistet: 1909 wurde das Flugfeld eröffnet, in der Fabrik neben dem Flugfeld wurden Flugzeuge für den Krieg gebaut. „Die Piloten waren Avantgarde, sie waren bei der Bevölkerung die Helden, das war neu und hat in der Bevölkerung unglaubliches Interesse geweckt“, so Schmitner.
Menschen schliefen auf Dachböden oder in Kellern
Doch auch in Wiener Neustadt herrschte zunehmend Hungersnot, niemand rechnete mit einem derart langen Krieg, so die Historikerin: „Die Stadt hatte vor dem Krieg um die 33.000 Einwohner, während des Krieges ist die Zahl der Personen, die man verpflegen musste, auf 70.000 gestiegen, die Leute haben teilweise auf Dachböden und in Kellern geschlafen.“
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Schließlich kam es gegen Kriegsende in der Munitionsfabrik von Wöllersdorf zur Katastrophe: „Es hat eine Stichflamme gegeben, dabei sind fast 400 Arbeiterinnen und Arbeiter ums Leben gekommen, man hatte die Türen geschlossen, damit niemand Pause machen konnten“, sagt Schmitner. Das Kriegsende überstand Wiener Neustadt ohne Zerstörungen, befürchtete Luftangriffe blieben aus, die große Zerstörung kam allerdings im Zweiten Weltkrieg.