„Verdichtetes“ Bauen

Neue und vor allem platzschonende Ideen in punkto Bauen müssten her, sagt „NÖ heute“-Bauexperte Ernst Maurer. Er stellt die Trends „verdichtetes“ und „zentrumsnahes“ Bauen vor.

Täglich werden in Österreich nach Angaben des Umweltbundesamtes 22,4 Hektar Grünland verbaut, und werden zu Straßen, Siedlungen, Einkaufszentren oder Industriehallen umgewandelt. Das entspricht einer Fläche von etwa 31 Fußballfeldern. Österreich ist damit auf diesem Gebiet Spitzenreiter in Europa, allerdings eher ein „negativer“ Spitzenreiter. Um mit Bauland in Zukunft rücksichtsvoller umzugehen und damit auch Grünland zu schonen, entwickeln Stadtplaner und Architekten neue Konzepte, denen eines gemeinsam ist: Es geht um das sogenannte „verdichtete Bauen“.

Jahrhundertlang bewährt

Eigentlich sei das verdichtete Bauen schon jahrhundertelang bewährt, so Architekt Ernst Mauer aus Hollabrunn. „Wir brauchen ja nur unsere Städte und Dörfer anzuschauen, diese sind über Jahrhunderte gewachsen und die Häuser wurden immer sehr dicht aneinandergebaut,“ sagt der Experte. Das hatte ursprünglich vor allem verteidigungstechnische Gründe, denn niemand dachte damals - bis auf wenige allein gelegene Meierhöfe - ein Haus alleine in die Landschaft zu stellen.

verdichtete Bauweise

ORF

Hart-Aschendorf bei Hollabrunn

Doch die Zeiten sollten sich ändern, und irgendwann war er da - der Traum vieler Häuslbauer vom schlossähnlichen Häuschen im oft viel zu kleinen Garten. Die Zersiedelung der Landschaft begann und Bauland wurde scheinbar ohne Ende erschlossen.

Optimale Nutzung des Baulandes

Architekt Ernst Maurer: „Ich denke, wir haben in Österreich beschränkte Grundstück- und Baulandreserven. Daher sollte man sich sehr gut überlegen, wie man ein Haus so bauen kann, dass das Baugrundstück am besten genutzt wird.“ Anhand dreier Beispiele erklärt der Bau-Experte die unterschiedliche Nutzung von Grundstücken.

Offene Verbauung: Dabei wird das Haus mitten in das Baugrundstück gestellt, das ist die klassische Bauweise der vergangenen Jahrzehnte in neu gebauten Siedlungen. Dabei werde das Grundstück oft sehr schlecht genutzt, so Maurer, denn Teile der Gartenfläche würden bei dieser Bauweise nicht gut nutzbar, fast „Abfallflächen“ sein.

Gekuppelte Verbauung: Dabei werden zwei Häuser mit einer Wandfläche aneinander gebaut. Dadurch entsteht für beide Häuser eine bessere Gartennutzung.

Geschlossene Verbauung: Dabei werden alle Häuser aneinander gebaut wie früher einmal in den Dorfstraßen. Dadurch kann das Restgrundstück, also der Garten, optimal genutzt werden, weil er nicht „zerstückelt“ ist. Wenn man noch weiter gehen und Nebengebäude errichten würde, dann bekommt man einen intimen Hofcharakter, so Maurer.

Beispiele Hart-Aschendorf und Hollabrunn

In Hart-Aschendorf bei Hollabrunn kann man diese geschlossene Verbauung - neu angewandt - sehen. Eine neue Siedlung wurde dort „wie früher einmal“ gebaut, in geschlossener Bauweise fügen sich die Häuser aneinander. Das hat auch energietechnische Vorteile, weil pro Haus jeweils nur zwei Außenwände frei liegen.

Sendungshinweis:

„NÖ heute“, 20.4.2015

Auch das habe viele Vorteile, sagt „NÖ heute“-Bauexperte Ernst Maurer. „Ich kann mir unter Umständen ein zweites Auto ersparen. Ich muss die Kinder nicht zur Schule bringen, die können zu Fuß unterwegs sein. Ich kann eventuell auch im Alter alle Bedürfnisse zu Fuß erledigen und wohne nahe dem Zentrum“, so der Architekt. Als Beispiel nennt er eine Wohnhausanlage, die in Zentrumsnähe in der Wiener Straße in Hollabrunn geplant ist und dort die vorhandene Infrastruktur nutzen und damit Bauland schonen soll.