Pferde helfen Menschen heilen

Das Fabelwesen Chiron - ein Zentaur, halb Mensch, halb Pferd - ist der Namensgeber für eine neue Art von Seminar: Pferde sollen Erwachsenen bei der Bewältigung von chronischen Erkrankungen oder seelischen Belastungen helfen.

Die Grundidee ist, dass Pferde als Beutetiere ein ganz feines Sensorium für Stimmungen beim Gegenüber haben, erklärt die Psychologin Irene Staringer, die gemeinsam mit einer Internistin diese Seminarart entwickelte. Das habe nicht mit Esoterik zu tun, vielmehr sei es eine Überlebensfrage für die Tiere. Wenn ein Raubtier um die Herde geht, müssten die Pferde erkennen, ob das Raubtier jagen will oder nicht. Auch in der Herde kommunizieren die Tiere nonverbal, dazu benötigen sie viel Feingefühl und eine gute Wahrnehmung. Diese Fähigkeit wird in den Seminaren genutzt, als Rückmeldung an den Teilnehmer.

Die Seminare werden mit geschulten Pferden abgehalten. Nach einer Kennenlern- und Einführungsphase bekommt jeder Teilnehmer individuelle Aufgaben gestellt. Die sensiblen Tiere achten auf die Befindlichkeiten der Menschen und zeigen auch Grenzen auf, beschreibt eine Kursteilnehmerin. „Bei einer Übung bin ich mit dem Pferd gelaufen, und obwohl man oft mehr möchte, hat mich das Pferd in der Bewegung darauf hingewiesen, dass es genug ist, dann geben die Tiere einem ein ‚Stopp‘, und das ist gut, das ermöglicht einem dann, einmal zur Ruhe zu kommen.“

Hilfreich bei Angststörungen und Depressionen

Abgesehen von einer Pferdehaarallergie oder einer akuten Psychose sind die Seminare für alle Erwachsene als Unterstützung geeignet, sagt Ulrike Handler, Fachärztin für innere Medizin. Zum Beispiel bei Angststörungen oder Depressionen. Aber auch bei chronischen körperlichen Erkrankungen, die auch seelisch belastend sein können, auch wenn sie keine seelische Ursache haben, kann man die Patienten als zusätzliche Maßnahme damit unterstützen, beim Umgang mit der Krankheit, aber auch bei der Symptombehanldung, so Handler.

Eine andere Teilnehmerin schildert ihre Erschöpfung wegen einer Schilddrüsenerkrankung. Sie hatte Schmerzen und Schlafstörungen. Im Chiron-Seminar hat sie gelernt, eine Anspannung schneller zu erkennen und das hilft ihr auch nach dem Seminarende, im Alltag. „Man konnte durch die Erfahrung selbst feststellen, dass man gerade angespannt ist, und sich wieder schneller entspannt und dadurch wieder schneller zur Ruhe findet.“ Im Unterschied zu anderen Pferdetherapien wird beim Chrionseminar nur am Boden geübt, Reitkenntnisse sind also nicht erforderlich.