Telefonzellen im Wandel der Zeit

In Österreich gibt es mehr als zwölf Millionen Mobiltelefone, eine vierköpfige Familie besitzt im Schnitt also sechs Handys. Wer braucht da noch Telefonzellen? 2.700 Telefonzellen gibt es in Niederösterreich noch, aber wer nutzt sie eigentlich?

Trotz der zwölf Millionen Mobiltelefone, die in Österreich verwendet werden, gibt es immer noch eine flächendeckende Versorgung mit Telefonzellen. Das ist in der „Universaldienstverordnung“ des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie gesetzlich vorgeschrieben. Von den 2.700 Telefonzellen in Niederösterreich sind aber lediglich fünf Stück am neusten Stand der Technik.

Telefonzellen mit Ladestation für Elektroautos

Die Telefonzellen der neusten Generation sind Multimedia-Stationen mit Stromtankfunktion. Über einen Touchscreen erhält man Informationen über Restaurants und Apotheken in der Region, kann im Internet surfen, E-Mails versenden und telefonieren. Ebenso ist das Aufladen von Elektroautos und Elektrofahrrädern möglich. Die modernen Telefonzellen findet man in Niederösterreich allerdings nur in Korneuburg, Pressbaum (Bezirk Wien-Umgebung), Waidhofen an der Ybbs, Melk und Maria Taferl (Bezirk Melk).

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In Niederösterreich gibt es fünf Telefonzellen der neuesten Generation.

Alle anderen Telefonzellen sind bedeutend älter. Ihre Standorte sind historisch gewachsen. Besonders viele findet man an neuralgischen Punkten wie Bahnhöfen und Fußgängerzonen.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 2.11.2015

Die Universaldienstverordnung verpflichtet die A1 Telekom Austria AG zum flächendeckenden Betrieb öffentlicher Telefonzellen zumindest im Ausmaß der Zahl, die es 1999 gegeben hat. Das sind 2.700 Telefonzellen in Niederösterreich, statistisch gesehen heißt das fünf Telefonzellen pro Gemeinde. Die meisten Telefonzellen sind Münzfernsprecher. Vereinzelt sind noch Wertkartentelefone in Betrieb, obwohl keine Telefonwertkarten mehr verkauft werden. Sie funktionieren sogar noch mit Schilling-Wertkarten.

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Über die Rentabilität der Telefonzellen gibt es von der Telekom Austria keine Auskunft. „Es ist wie es ist“, erklärt Unternehmenssprecherin Livia Dandrea-Böhm gegenüber noe.orf.at. Die Telefonzellen würden immer noch regelmäßig von Touristen und bei Notfällen genutzt. Notrufe sind jederzeit kostenlos möglich.

Telefonzellen werden vierteljährlich gewartet. Verschmutzungen oder Defekte können unter der Nummer 0800/664 100 gemeldet werden.

Erste Telefonzelle 1903 aufgestellt

Die erste Telefonzelle Österreichs wurde am 17. August 1903 am Wiener Südbahnhof aufgestellt. In Niederösterreich dürfte 1908 der erste Münzfernsprecher in Betrieb gegangen sein, genaue Aufzeichnungen darüber gibt es bei der Telekom Austria nicht. Ende 1909 waren österreichweit jedenfalls 97 Telefonzellen in Betrieb.

In den 1950iger und 1960iger Jahren erlebten die öffentlichen Fernsprecher ihre Hochblüte, private Anschlüsse waren noch selten. In den 1980iger Jahren verbreiteten sich die Wertkartentelefonzellen sehr rasch. Mit dem Aufkommen der Mobiltelefone nahm die Telefonzellennutzung in den 1990er Jahren rasant ab. Die Zahl der Telefonzellen wurde deutlich verringert, bis sie schließlich per Verordnung auf dem Stand von 1999 fixiert worden ist.

Fabian Fessler, noe.ORF.at