„Wilde“ Hütte ohne Winterpause

Viele höher gelegene Hütten haben im Winter geschlossen. Auf Hüttenzauber muss man derzeit aber nicht ganz verzichten: Die Hengsthütte in Puchberg am Schneeberg (Bezirk Neunkirchen) auf 1.012 Meter tischt auch im Winter „wild“ auf.

Wer in Puchberg Lust auf eine zumindest andeutungsweise alpine Wanderung hat, der Schneeberggipfel aber dennoch zu weit oben ist, findet mit einem Ausflug zur Hengsthütte eine geeignete Alternative. Ausgangspunkt ist die Bahnstation Hengsttal, etwas außerhalb von Puchberg gelegen, wo man derzeit jedoch lange auf die Schneebergbahn warten kann. Sie befindet sich nämlich noch bis 23. April im Winterschlaf.

Hütte war früher Holzfäller-Unterschlupf

Direkt neben den Gleisen führt eine Forststraße entlang, die bei den deutlichen Minusgraden vor einer Woche noch eisig und glatt war, sich in diesen Tagen jedoch äußerst wanderfreundlich präsentiert. Sie führt nach etwa einer Stunde unbeschwerter Wanderung zu einer Hütte, die auch im Winter bewirtschaftet wird. Die Hengsthütte liegt auf 1.012 Meter Seehöhe am Hohen Hengst, einem Vorberg des Schneebergs. Der Name „Hoher Hengst“ ist, wie sich Einheimische erzählen, darauf zurückzuführen, dass der Berg von weitem dem Rücken des Tieres ähnelt.

Die Hengsthütte wird in bereits dritter Generation in derselben Familie geführt. Ursprünglich hatte sie in den 1920er-Jahren einem Holzfäller als Unterschlupf gedient, in den 1960er-Jahren hatte sie der Großvater von Andrea Postl, der heutigen Besitzerin, übernommen. „Er hat damals einen Zettel an die Tür gehängt, auf dem stand: ‚Bin im Wald, bitte rufen!‘ Die Wanderer haben in den Wald geschrien, mein Großvater hatte Schmalz und Mehl zuhause und ihnen damit einen Kaiserschmarren gemacht.“ Noch heute serviert die Wirtin bei Gelegenheit den Kaiserschmarren nach Großvaters Rezept.

Sendungshinweis

„Niederösterreich heute“, 28.1.2016

Hirsch und Wildschwein auf dem Teller

Andrea Postl hatte die Hütte vor 26 Jahren von ihrer Mutter übernommen. Auf den Tisch kommt vor allem „wilde“ Hausmannskost: Wildschweingulasch oder -ragout, Hirschwurst, dazu eingelegte Birnen oder Zwetschken und natürlich diverse Schnäpse. In der Hütte ist für mehr als 100 Wanderer Platz, für Erschöpfte gibt es drei kleine Zimmer als Übernachtungsmöglichkeit.

Bei geeigneter Schneelage kann man die Abfahrt auf einer Rodel in Angriff nehmen, die man sich bei der Hengsthütte gegen eine geringe Gebühr ausleihen kann, die derzeit allerdings im Schuppen „schmoren“. Denn aufgrund der derzeitigen Wettersituation kommt man in diesen Tagen nur so hinunter, wie man auch hinaufgekommen ist: zu Fuß.