Wirtshäuser einst und jetzt

Eine große Ausstellung im Stadtmuseum Klosterneuburg (Bezirk Wien-Umgebung) widmet sich Küchengeheimnissen und der Gastronomiegeschichte: „Vom Anker zum Zwergesel - Gastronomie in Klosterneuburg von 1900 bis heute“.

„Anker“ oder „Zum Zwergesel“, das sind nur einige der vielfältigen und bunten Namen alter Gaststätten, die es in Klosterneuburg einst gab und manchmal noch gibt. Ihrer Geschichte wurde nachgespürt, und sie wurde genau dokumentiert: Originalmobiliar, Bilder und Küchengeräte wurden liebevoll zu einem bunten Puzzle der Zeit zusammengetragen.

Gab es 1950 noch 81 Gastwirtschaften in Klosterneuburg, sind es heute 49. Eine Blütezeit der Klosterneuburger Gastronomie war um 1900, als Klosterneuburg Garnisonstadt war. 1.000 Soldaten wollten ausgehen, viele kleine Gasthäuser entstanden und wurden, zum Teil von Gattinnen der Unteroffiziere, geführt.

Historische Aufnahme eines Gasthauses in Klosterneuburg

Stadtmuseum Klosterneuburg

Die beliebte Sommerfrische in Klosterneuburg mit seinen Katastralgemeinden Weidling, Kritzendorf, Höflein und Kierling war ein weiterer Grund, dass viele Gasthäuser über Jahrzehnte ein Geschäft machten. Mit dem Zeiserlwagen fuhren die Sommerfrischler aus Wien nach Klosterneuburg. Gemälde und alte Fotos zeigen die gut besuchten Gaststätten, wie zum Beispiel im Strandbad Klosterneuburg.

Das Wohnzimmer der „kleinen Leute“

In den 1950er-Jahren war die Speisekarte noch klein, genauso wie die Wohnverhältnisse eng waren. Die Gasthäuser waren groß im Kurs, dort spielte sich das gesellschaftliche Leben ab, von Kartenpartien bis zum Sparverein. Da waren die Klosterneuburger Gasthäuser keine Ausnahme.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 13.4.2016

Fritz Kaufmann, selbst Klosterneuburger Gastwirt und Initiator der Ausstellung, erzählt aus eigener Erfahrung, dass die Gasthäuser die Wohnzimmer der kleinen Leute waren. Die Männer gingen während der Woche schon ins Gasthaus, die Frauen und Kinder kamen am Wochenende mit. Es wurde Karten gespielt, gekegelt. Später hatte jedes Gasthaus ein Fernsehgerät. Gemeinschaftliches Fernsehen war angesagt, konnte man sich privat anfangs ja kaum einen Fernseher zuhause leisten. Für viele Vereine war das Gasthaus der Treffpunkt, dazu gehörte auch der Sparverein mit Essen und Auszahlungen. Ab den 1970er-Jahren wurden die Gasthäuser dann weniger, die Lebensverhältnisse hatten sich geändert. So manches Geschäft, wie auch das berühmte Gabelfrühstück, brach weg.

Die Ausstellung im Stadtmuseum Klosterneuburg verführt zu einer nostalgischen Zeitreise, in der alte Wirtshauskultur wieder auflebt. Die Entwicklung der Klosterneuburger Gastronomie ist ein Paradebeispiel für die Entwicklung der Gastronomie im ganzen Land über 100 Jahre. Und man lernt vieles über so manches alte Küchengerät, etwa über hölzerne Zitronenpressen. Zu sehen ist die Schau noch bis September.

Sabine Daxberger-Edenhofer, noe.ORF.at

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