Warum uns die Natur gesund macht

Dass Bewegung in der Natur gut tut, diese Erfahrung haben schon viele gemacht. Warum das so ist, will der niederösterreichische Biologe Clemens Arvay herausfinden - und er hat den „Heilungscode der Natur“ gesucht.

Vogelgezwitscher, Blätterrauschen und das Knacken im Unterholz - ein Spaziergang in der Natur entspannt. Aber es sind nicht nur die Geräusche, die man hört, sondern auch jene, die man nicht hört, denn auch Bäume, Sträucher und andere Pflanzen haben eine Art von Sprache, mit der sie sich untereinander austauschen können. Sie kommunizieren über sogenannte Terpene, gasförmige Botenstoffe, die den Menschen positiv beeinflussen, wenn er sie einatmet und über die Schleimhäute aufnimmt.

Waldluft stärkt das Immunsystem

„Wir wissen aus Studien, dass das Einatmen dieser Terpene dazu führt, dass unser Immunsystem immens gestärkt wird. Unsere natürlichen Killerzellen werden mehr und auch aktiver. Sogar die drei wichtigsten Anti-Krebs-Proteine, mit denen unser Körper gefährliche Krankheiten abwehrt, werden gestärkt. Waldluft führt sogar dazu, dass unsere Nebennierenrinde körpereigene Herzschutzsubstanzen vermehrt ausschüttet, die uns vor Herzkrankheiten schützen können“, sagt der Biologe Clemens G. Arvay, der bereits mehrere Bücher zu dem Thema verfasst hat.

Herbstspaziergang in einem Park

dpa/dpa-Zentralbild/Z5302 Andreas Lander

In Japan hat das sogenannte Waldbad Tradition. Hier fand man auch heraus, dass der gesundheitliche Effekt eines zweitägigen Ausflugs in einen Wald auf unser Immunsystem einen ganzen Monat anhalten kann. Doch es sind nicht nur Pflanzen, die uns gut tun, sondern auch der Kontakt zu Tieren kann unsere Gesundheit positiv beeinflussen.

Clemens G. Arvay: „Wir wissen zum Beispiel aus Studien, dass alleine das Streicheln eines Hundes dazu führt, dass wir mehr wichtige Abwehrstoffe im Blut haben, und dass Tierbegegnungen, auch mit Wildtieren, körpereigene Schmerzmittel aktivieren.“

Waldluft im Wohnzimmer

Mittlerweile gibt es aber auch Möglichkeiten, sich die Natur ins Wohnzimmer zu holen, etwa in Form von ätherischen Ölen, die auch Terpene enthalten, sagt Arvay: „Auch da gibt es Untersuchungen, dass das Einatmen von ätherischen Ölen unser Immunsystem stärkt. Bilder von Bäumen, Aufnahmen von Vogelstimmen und so weiter wirken über unser Nervensystem auf unser Immunsystem und unsere Organe. Allerdings sind sie nicht so effizient wie ein Besuch im Wald oder es ein lebendiges Tier ist.“

Sendungshinweis

„Niederösterreich Heute“, 13.6.2016

Wichtig ist laut dem Biologen ein insgesamt ausgeglichenes Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Pflanzen in der Wohnung, im Haus und ein Garten sowie das Zusammenleben mit Tieren könne einen Beitrag zur eigenen Gesundheit leisten. Aber, betont Arvay: „Was mir in dem Zusammenhang sehr wichtig ist, es soll nicht nur ein Nehmen sein. Wir sollen die Tiere und die Ökosystem nicht nur benutzen, sondern es ist eine Beziehungssache - wir sollen auch etwas zurückgeben.“

Manuela Matl, noe.ORF.at