Auf den Spuren der Römer im Alpenvorland

Ein 96 Kilometer bzw. 60 römische Meilen langer Rundwanderweg folgt im Melker Alpenvorland den Spuren der Römer. Er führt durch acht Gemeinden und zeigt, dass die alten Römer mehr als nur Straßen hinterlassen haben.

„Alle Wege führen nach Rom“ lautet ein bekannter Spruch, der für den Römerweg im Melker Alpenvorland allerdings nur bedingt gilt. Bei dem Wanderweg handelt es sich nämlich um einen Rundkurs. Ausgangspunkt und Ziel ist die Schallaburg. Über Schollach, Hürm, St. Margarethen an der Sierning, Bischofstetten und Kilb führt die Strecke bis zum südlichsten Punkt nach Plankenstein, von dort über Texing und Mank zurück zur Schallaburg. Die Wanderung wird in Etappen empfohlen, insgesamt sind 30 Stunden Gehzeit einzuplanen.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Ein Wanderweg mit Geschichte

Der noch heute bestehende Römerweg war eine Hauptverkehrsader der alten Römer. Durch die Aussicht konnte man Feinde schneller erkennen.

Vier Wallfahrtskirchen am Weg

Die Römer gelten als Meister des Straßen- und Wegebaus. Bevorzugt haben sie Höhenstraßen angelegt - nicht aber um das Panorama genießen zu können, sondern um einen möglichen Feind schneller zu sehen. In der Nähe von St. Gotthard (Bezirk Melk) führt der Römerweg vorbei am sogenannten Schwabeckkreuz, wo eine alte Holzbank den Wanderer dazu einlädt, Platz zu nehmen und den Blick in die Ferne schweifen zu lassen.

Römerweg

ORF

Die Route verläuft teilweise über alte Römerwege. Neben der sogenannten „Königin der Landpfarrkirchen“ in Kilb befinden sich vier Wallfahrtskirchen am Weg: Maria Mank am grünen Anger, Maria Steinparz, die „Goldene Kirche“ in St. Gotthard und Maria Schnee in Plankenstein. Die Wanderung verläuft zudem direkt durch die Burg Plankenstein, die das ganze Jahr über geöffnet ist und müden Wanderern auch die Möglichkeit für eine Übernachtung bietet.

Getreide und Wein für Städte an der Donau

Doch was hatten die Römer eigentlich in dieser Gegend zu suchen? Der Römerweg war tatsächlich eine Hauptverkehrsader - und das mit gutem Grund, erklärt Wanderführer Wolfgang Zimprich: „Das römische Reich hatte eine große Ausdehnung. Die Donau war die Außengrenze, sie wurde aber immer wieder von Barbaren überschritten. Daher haben die Römer eine Grenzsicherung gemacht. Und über diese Straßen im Melker Alpenvorland wurden Städte an der Donau wie Carnuntum mit Nachschub versorgt, mit Getreide genauso wie mit Wein.“

Römerweg

ORF

Ein „Überbleibsel“ dieser Zeit soll etwa der Gespritzte sein, laut Zimprich tranken die Römer durchschnittlich drei Liter Wein am Tag - allerdings verdünnt. 15 neue Meilensteine zeigen entlang des Weges außerdem, welch andere Erfindungen wir den Römern zu verdanken haben: die Rechtssprechung, den Bau von Straßen, Brücken und Wasserleitungen, die lateinische Sprache, den römischen Kalender und sogar die Fußbodenheizung.

Sendungshinweis

„Niederösterreich heute“, 8.9.2016

Die passende Wegzehrung kommt auf dem Römerweg ebenfalls nicht zu kurz. Aus einem Römerbrunnen in Kilb können Wanderer kühle Getränke selbst ans Tageslicht ziehen, in einer Bäckerei in Texing werden sogenannte Römerweckerl zubereitet - mit dem Stempelaufdruck „DCLI“. Die römische Zahl 651 hat allerdings nicht wirklich einen römischen Hintergrund, sondern bezieht sich auf die Nummer des Wanderweges.

Thomas Koppensteiner, noe.ORF.at

Link: