Romantik und Dramatik in den Ötschergräben

Die Ötschergräben werden Niederösterreich bei der ORF –Show „9 Plätze - 9 Schätze“ am 26. Oktober vertreten. In der Jury sitzt Schriftsteller Alfred Komarek, auch er ist bereits durch die Ötschergräben gewandert.

Alfred Komarek wird am Nationalfeiertag, dem 26. Oktober, gemeinsam mit „Niederösterreich heute“-Moderatorin Margit Laufer Niederösterreich bei der ORF-Sendung „9 Plätze – 9 Schätze“ vertreten. Vor 40 Jahren verschlug es den gebürtigen Altausseer ins Weinviertel. Bei seinem persönlichen Lieblingsplatz im Weinviertel und seinem Presshaus sprach Margit Laufer mit Alfred Komarek über die Einzigartigkeit der Ötschergräben, seine Verbindung zum Weinviertel und aktuelle Projekte.

noe.ORF.at: Herr Komarek, Sie haben uns zu Ihrem persönlichen Lieblingsplatz mitgenommen, ein kleines Bankerl mit einem wundervollen Ausblick auf das Weinviertel, nahe der Grenze zu Tschechien. Wieso kommen Sie gerne hierher?

Alfred Komarek: Mir hat diese Landschaft viel zu erzählen. Vor gar nicht so vielen Jahren war hier dicht an uns eine gar nicht so freundliche, eigentlich bedrückende, Grenze. Heute erlebt man Freiheit rundherum, mitten in Europa. Von hier aus sieht man weit ins Weinviertel hinein, an schönen Tagen sogar über das Weinviertel hinaus bis in die Voralpen, es ist ein schönes Stück Niederösterreich.

noe.ORF.at: Mit welcher Stimmung kommen Sie hierher?

Komarek: Ich bin durchaus auf der Suche. Ich komme mit einer gewissen Unruhe von der Arbeit aus der Stadt. Wenn ich hier sitze, rolle ich langsam aus und rutsche in eine langsamere Zeit hinein. Die Zeit kann nämlich langsam oder schnell sein. Mich hat ein Freund einmal gefragt, was ich hier suche? Ich habe gesagt: Mich. Ich finde wieder die Mitte, es gibt nichts, was mich ablenkt von mir.

Es ist immer noch eine bäuerliche Welt ohne Terminkalender. Wenn ich meinem Nachbarn sage, ich muss um 15.00 Uhr mit ihm reden, hat er gesagt ’Ich komm‘ dann schon‘. Wichtige Termine sind dann, wenn die Trauben reif sind, wenn ein Hagel droht, wenn ein Tier etwas braucht oder wenn es ein Fest zu feiern gibt, aber 14.35 Uhr ist ohne Bedeutung und das macht mir Freude.

Alfred Komarek im Gespräch mit Margit Laufer

ORF

Alfred Komareks Presshaus gehört zum Teil auch der Romanfigur Simon Polt

noe.ORF.at: Eng verbunden mit dem Weinviertel ist auch Ihre Romanfigur Simon Polt, der im Weinviertel Kriminalfälle löst, auch das Presshaus spielt dabei eine große Rolle. Wann kehrt Simon Polt zurück?

Komarek: Im November wird wieder gedreht. Das Presshaus ist wie ein Exoskelett, das ihn zusammenhält. Wenn er hier sitzt, ist er in einer Welt, die ihm vertraut ist, die ihm gehört. Die Romane ziehen sich über zwei Jahrzehnte, in denen sich in den Dörfern und in der Region sehr viel geändert hat. Polt ist nicht mehr der Jüngste, er steht am Rande der Gesellschaft, aber hier ist er in der Mitte.

noe.ORF.at: Abseits von Polt beschäftigen Sie auch noch andere Projekte, was darf man erwarten?

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 20.10.2016
„9 Plätze - 9 Schätze“, 26.10.2016, 20.15 Uhr, ORF 2

Komarek: Nachdem ich mit großer Sicherheit keinen Roman mehr schreiben will, aber dennoch neue Erfahrungen machen will und nicht aufhören werde zu schreiben, gibt es ein schönes Projekt im Landestheater Niederösterreich: Dabei geht es um vergessene, verdrängte oder verleugnete Plätze in St. Pölten und dem Gebiet um St. Pölten. Ich habe sehr viel Glück mit der Regie und dem gesamten Theater, aber es kommt noch viel Arbeit auf mich zu.

noe.ORF.at: Bei der Sendung „9 Plätze - 9 Schätze“ werden Sie als Jurymitglied dabei sein. Kennen Sie die Ötschergräben, waren Sie schon einmal dort?

Komarek: Es ist für mich unglaublich spektakulär, nicht im Sinne von bühnenwirksam, sondern im Sinne von überraschend. Man biegt um die Ecke und steht urplötzlich in einer dramatischen Szenerie, die auch gleichzeitig etwas Romantisches hat, aus unserer Sicht und dennoch gar nichts Romantisches aus der Sicht von den Menschen, die früher dort ihr Geld verdienen mussten. Sie mussten dort unter anderem auch lebensgefährliche Arbeiten verrichten.

Das Gespräch führte Margit Laufer, noe.ORF.at