Erkältungen bekämpfen wie die alten Römer

Die Traditionelle Europäische Medizin (TEM) entwickelte sich über Jahrhunderte im europäischen Kulturraum. TEM setzt auf die Heilwirkung von Pflanzen. Bei Erkältungen bietet die Natur vielfältige Behandlungsmöglichkeiten.

Wie lange die Geschichte der Traditionellen Europäischen Medizin zurückreicht, sieht man, wenn man in das Buch „Über Heilmittel“ von Dioskurides blickt. Der Arzt hat schon im ersten Jahrhundert im Römischen Reich die Heilwirkung von hunderten Pflanzen niedergeschrieben. Das war damals die einzige Möglichkeit, Krankheiten zu heilen, sagt Brigitte Kopp, emeritierte Universitätsprofessorin für Pharmakognosie an der Universität Wien. „Dieses Wissen ist nicht nur in Kräuterbüchern niedergeschrieben, sondern auch von Generation zu Generation tradiert worden - bis heute“, so Kopp.

La Vita Erkältungstipps traditionelle europäische Medizin

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Der Arzt Dioskurides wird als der berühmteste Pharmakologe des Altertums bezeichnet

Die Traditionelle Europäische Medizin arbeitet mit unterschiedlichen Arzneimitteln. Die einfachste Form sind getrocknete Pflanzen, die sogenannten Arzneidrogen. Aus vielen dieser Pflanzen können ätherische Öle gewonnen werden, die in der TEM ebenfalls zum Einsatz kommen. Aus den verschiedenen Pflanzen kann aber auch mit einem Lösungsmittel, meist wird dafür Alkohol eingesetzt, ein Extrakt hergestellt werden, das in Kapseln oder Dragees weiter verarbeitet wird.

Einfachste Zubereitung: Tees zum Trinken und Gurgeln

Die einfachste Zubereitung der Arzneidrogen sind Tees. „Dafür zwei Kaffeelöffel in eine Kanne oder eine Tasse geben, mit heißem Wasser aufgießen und mit geschlossenem Deckel circa zehn Minuten ziehen lassen“, erklärt Kopp. Thymian wirkt antibakteriell. Salbei hilft bei einem entzündeten und geröteten Hals. Die Teezubereitung mit Salbei sollte am Besten zum Gurgeln verwendet werden, so die Expertin.

Die Pflanze Eibisch kann ebenfalls bei einem schmerzhaft entzündeten Hals helfen. Eibisch beinhaltet Schleimstoffe. „Diese Schleimstoffe hüllen die geröteten Schleimhäute ein und die verursachen dadurch weniger Komplikationen und Schmerzen“, erklärt Kopp.

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Die Pflanzen Eibisch, Thymian und Salbei helfen bei Erkältungskrankheiten

Die unterschiedlichen Tees können aber nicht nur zum Trinken oder Gurgeln eingesetzt werden, sondern auch in der Badewanne. Man stellt hier auch einen Auszug, also ein Teegetränk her, aber in einer größeren Menge und gießt es dann in das Badewasser. „Die ätherischen Öle, die hier freigesetzt werden, werden einerseits durch die Haut aufgenommen“, erklärt die Expertin, „ein Großteil des ätherischen Öls wird auch inhaliert und kommt so in die Bronchien und in den Hals- und Nasenbereich, wo die virale Infektion manifestiert ist.“ Die Pflanzenbäder können bei Symptomen wie Schnupfen, Halskratzen oder trockenem Husten helfen.

Öl aus Pfefferminze und Kamille inhalieren

Inhalieren hilft auch außerhalb der Badewanne. Ein paar Tropfen eines ätherischen Öls in heißes Wasser geben und mit einem Handtuch über dem Kopf rund zehn Minuten inhalieren. Das Öl der Kamillenblüte wirkt entzündungshemmend und hilft bei Schmerzen im Hals-Nasen-Bereich. Das Pfefferminzöl hingegen hilft vor allem am Anfang einer Erkältung, wenn der Schnupfen beginnt und die Nase anfängt zu rinnen. „Denn die Komponenten des Pfefferminzöls können dieses Anschwellen der Nasenschleimhäute zurücknehmen und man bekommt wieder besser Luft“, erklärt Kopp.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 26.12.2016

Am Ende einer Erkältung und bei hartnäckigem Husten rät die Expertin zu Extrakten aus Efeublättern: „Der Schleim, der in den Bronchien festsitzt und den man kaum aushusten kann, wird verflüssigt. Zusätzlich haben wir noch ein Flimmerepithel in den Bronchien, und das wird auch stärker bewegt, sodass der flüßig gemachte Schleim besser herauftransportiert wird.“ Mit Pflanzen können also sämtliche Symptome einer Erkältung behandelt werden - und das wussten auch schon die alten Römer.

Pia Seiser, noe.ORF.at