Ein Hühnerstall auf dem Hauptaltar

Die kleine Bergkirche St. Veit bei Neuhofen an der Ybbs (Bezirk Amstetten) hat etwas, das kaum eine andere Kirche zu bieten hat: einen Hühnerstall auf dem Hauptaltar. Der Stall diente für Tiere, die dem heiligen Veit geopfert wurden.

Der Gründungslegende nach stifteten drei reiche, fromme Brüder in der Gegend um Amstetten drei Bergkirchen: St. Thomas am Blasenstein, St. Leonhard am Walde und St. Veit. Die Lage der drei Kirchen war so gewählt, dass ein direkter Sichtkontakt bestand. Wallfahrten zur Veit-Kirche sind erstmals im 15. Jahrhundert belegt.

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Bergkirche mit Hühnerstall

In die Kirche St. Veit wurden früher Hühner als Opfergaben mitgebracht. Alfred Komarek hat den Stall auf der Rückseite des Altars „aufgespürt“.

Vitus ist der Patron der Kleintiere. Der Hühnerstall auf dem Hauptaltar hat allerdings mehr als nur eine symbolische Bedeutung, erklärt Pfarrer Helmut Prader: „Damals haben die Leute, wenn sie zum Gottesdienst gekommen sind, auch Naturalien als Geschenk oder Opfer von zuhause mitgebracht haben. So manche werden dabei gewesen sein, die ein Huhn mitgebracht haben. So hat es sich ergeben, dass man die Hühner auf der Rückseite des Hochaltars untergebracht hat, entweder der Mesner oder der Kaplan durfte dann die Eier entnehmen.“

Sendungshinweis

„Niederösterreich heute“, 22.12.2016

Kirche sollte abgerissen werden

Vom Aufschwung der Wallfahrt im 17. Jahrhundert profitierte auch die Veit-Kirche, die sich über zunehmende Einnahmen freuen durfte. Kaiser Joseph II. ließ die Wallfahrt aber im 18. Jahrhundert verbieten und wollte die Veit-Kirche abreißen lassen, weil er darin keinen wirtschaftlichen Nutzen mehr sah.

Bergkirche St. Veit Hühnerstall

ORF

Die Bergkirche St. Veit ist vor allem bei Hochzeitspaaren beliebt

„Ein Bewohner aus der Nachbarschaft hat die Kirche jedoch um einen symbolischen Betrag gekauft und nicht abgerissen“, erzählt Pfarrer Helmut Prader, „mithilfe der Bevölkerung wurde dafür gesorgt, dass dieses wunderschöne Kleinod erhalten bleibt.“

Neben dem Hühnerstall ist auch das Deckenfresko der Kirche eine Besonderheit: Es zeigt die Heilige Dreifaltigkeit in Gestalt von drei Männern, was ab dem 18. Jahrhundert verboten war. Der Heilige Geist wird seitdem meist als Taube dargestellt.

Thomas Koppensteiner, noe.ORF.at