Darmflora individuell wie ein Fingerabdruck
Der Darm ist komplex. Krankheiten, die aufgrund einer gestörten Darmflora entstehen, können aber müssen nicht zwingend etwas mit dem Verdauungstrakt zu tun haben. „Diabetes, Übergewicht, Krebserkrankungen wie Darmkrebs, aber auch Brustkrebs oder auch Asthma oder Neurodermitis können entstehen“, erklärt Bernhard Angermayr, Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie. Außerdem ist der Darm von Geburt an wichtig für die Entwicklung des Immunsystems.
Darmbeschwerden treten oft mit Eisenmangel auf
Kommt eine Patientin oder ein Patient mit Beschwerden in die „Ärzte im Zentrum“-Ordination in St. Pölten, führt Angermayr im ersten Schritt ein ausführliches Gespräch, in dem die Probleme erläutert werden. Anschließend folgt eine Blutabnahme. Die Blutwerte können dabei helfen, die richtige Diagnose zu stellen. Darmbeschwerden äußern sich nämlich auch oft in Form eines Eisenmangels.
ORF
Sendungshinweis
„NÖ heute“, 20.02.2017
Ein Bluttest alleine reicht aber meist nicht aus. Bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten könne man alleine über das Blut keine Aussage treffen, erklärt der Facharzt. „Ein Bluttest misst nichts anderes, als ob das Immunsystem mit spezifischen Nahrungsmitteln in Berührung gekommen ist, das heißt, ob dieses Nahrungsmittel dem Körper bekannt ist. Der Bluttest sagt aber nichts darüber aus, ob der Körper dieses Nahrungsmittel als schädlich klassifiziert oder nicht.“
Vermeintliche Ursachen sind oft nur Symptome
Im nächsten Schritt kann mittels Ultraschall herausgefunden werden, ob und wo im Darm Entzündungen vorliegen. Viele Darmerkrankungen können aber nur mit einer Endoskopie, einer Darmspiegelung, festgestellt werden. Bei allen Beschwerden sollte gründlich untersucht werden, ob eine ernsthafte Erkrankung dahinter steckt, erklärt der Experte, denn oftmals wären Beschwerden wie etwa Nahrungsmittelunverträglichkeiten gar nicht die Ursache, sondern nur Symptome der Ursache.
ORF
Um Krankheiten vorzubeugen, kann man im Alltag auf seine Darmgesundheit achten. Angermayr rät: „Nicht so viel Fleisch essen, etwa zwei bis dreimal die Woche. Zusätzlich viel Bewegung machen und Normalgewicht anstreben oder halten.“
Arzt rät von Probiotika zur Prophylaxe ab
Prophylaktisch Probiotika einzunehmen empfiehlt der Experte nicht: „Die Darmflora ist sehr individuell, fast so wie ein Fingerabdruck des einzelnen Patientens. Und daher kann man nicht mit einem Probiotikum allen Menschen helfen.“ Schaden würden die Darmbakterien zwar in den meisten Fällen nicht, aber um die Beschwerden langfristig zu beseitigen, wäre ein Arztbesuch notwendig, rät der Facharzt.