Mizellen: Was steckt dahinter?

Der neue Trend in der Gesichtsreinigung für Zuhause heißt: Mizellen. Diese kleinen Partikel sollen wie Schmutzmagnete funktionieren, verspricht die Werbung. Expertinnen erklären für „La Vita“, was hinter dem Namen steckt.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 25.9.2017

Schmutz und Make-Up einfach wegwischen, und zwar ohne mit Wasser nachzuspülen und ohne extra Gesichtswasser. So lautet das Versprechen der Hersteller, wenn man zu Produkten mit Mizellen greift. Dabei sind diese Nanopartikel eigentlich gar nichts Neues, wie die Wr. Neustädter Hautärztin Elena Biricz verrät: „Eine Mizelle ist ein kleines Kügelchen, das entsteht, wenn man Tenside, also waschaktive Substanzen, in Wasser gibt.“ Mizellen entstehen also, wenn sich Seife mit Wasser verbindet.

Schmutz verbindet sich mit Mizelle

Grob gesagt hat ein Tensid einen Teil, der Wasser anzieht, und einen, der Wasser abstößt und Fett anzieht. „Wenn man jetzt mehrere Tenside in Wasser gibt, lagern diese sich so an, dass sich die wasserliebenden Köpfchen zum Wasser drehen und die fettliebenden Schwänzchen nach innen richten“, erklärt Biricz, „der Schmutz verbindet sich mit dem fettliebenden Teil der Mizelle, wird darin eingeschlossen und lässt sich mit Wasser abspülen. Im Mizellenwasser ist das Wasser bereits enthalten, deshalb muss man es laut Herstellerangaben nicht mehr abspülen.“

Biricz würde die Produkte allerdings trotzdem mit Wasser wieder entfernen: „Ich persönlich empfinde es als eigenartig, eine waschaktive Substanz auf der Haut zu belassen.“

Michaela Stix in Kosmetikstudio

ORF

Michaela Stix setzt auf Naturkosmetik

„Genialer Marketing-Schachzug“

Die Naturkosmetikerin Michaela Stix aus Ober-Grafendorf (Bezirk St. Pölten) sieht im Anpreise von Mizellen einen „genialen Marketing-Schachzug“. Die Zeitersparnis ist für sie kein Argument. Stix plädiert vielmehr dafür, sich bewusst die Zeit zu nehmen, die Haut mit Reinigungsmilch und Tonic zu behandeln, „weil da die Pflegeanteile viel höher sind und sich die Haut dadurch angenehmer anfühlt. Und Wasser ist für mich auf der Haut ein wichtiger Bestandteil.“

Kosmetikprodukte

ORF

Verschiedene Apps helfen bei der Bewertung der Inhaltsstoffe

Bei Kauf auf Inhaltsstoffe achten

Wenn man zu den trendigen Mizellenprodukten greift, kommt es jedenfalls auf die Inhaltsstoffe an. Die beiden Expertinnen schließen sich dabei einer Untersuchung von Ökotest an. Demnach gilt bei Mizellenwasser und Co.: Je natürlicher, desto besser. „Auch sehr namhafte Marken verwenden Tenside, die zum Teil nicht ganz unbedenklich sind“, sagt Elena Biricz, „bei dem Test haben eher die billigen Marken gut abgeschnitten und durchwegs die Naturprodukte. Die verwenden nämlich Zuckertenside, die besser sind für die Haut.“ Mehr dazu in Mizellengesichtswasser: Alter Hut als neuer Trend (help.ORF.at; 16.7.2016)

Beim Erkennen bedenklicher Inhaltsstoffe helfen einige Apps für das Smartphone wie codecheck oder toxfox - mehr dazu in Kosmetikartikel: App scannt Inhaltsstoffe (noe.ORF.at; 28.11.2014). Vermeiden sollte man laut der Medizinerin etwa PEG-Derivate.

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