Johanna Mikl-Leitner (ÖVP)
ORF/Christian Öser
ORF/Christian Öser
Liveticker

Der Wahltag zum Nachlesen

Die ÖVP stürzte bei der Landtagswahl in Niederösterreich am Sonntag ab und verlor die absolute Mehrheit im Landtag und in der Landesregierung. Die FPÖ eroberte Platz zwei vor der SPÖ. Die Grünen erreichten Klubstatus, NEOS nicht. Hier gibt es den Wahltag zum Nachlesen.

Mehr zum Thema
+
1 neue Updates

Es geht los!

Herzlich willkommen zum Liveticker. Hier können Sie den Wahltag live mitverfolgen.

Die Ausgangslage

Die ÖVP hat bei der letzten Landtagswahl vor fünf Jahren 49,6 Prozent erreicht und mit 29 Sitzen die absolute Mehrheit. Auf die SPÖ sind 23,9 Prozent und 13 Mandate entfallen, auf die FPÖ 14,8 Prozent und acht Mandate. Grüne (6,4 Prozent) und NEOS (5,2 Prozent) haben jeweils drei Abgeordnete gestellt und somit keinen Klubstatus.

Wählen, während andere noch schlafen

Die ersten Wahllokale in den 2.623 Sprengeln haben um 6.00 Uhr in Euratsfeld (Bezirk Amstetten) und im Wiener Neustädter Sprengel 6 im Neuen Rathaus geöffnet. In den ersten Sprengeln ist seit 10.00 Uhr auch schon wieder Schluss.

Wer wählt heute?

Stimmberechtigt sind 1.288.838 Personen. Die Aufteilung nach Frauen und Männern wurde mit dem Wahlrechtsänderungsgesetz 2022 gestrichen. Die Zahl der Stimmberechtigten liegt aufgrund der Abschaffung des Zweitwohnsitzerwahlrechts um etwa 97.500 Personen bzw. 7,6 Prozent niedriger als 2018.

Wer tritt überhaupt an?

Die ÖVP ist unter der Bezeichnung „LH Johanna Mikl-Leitner VP Niederösterreich“ auf dem Stimmzettel zu finden. Sie tritt genauso wie SPÖ, FPÖ, Grüne und NEOS landesweit an. „MFG Österreich – Menschen Freiheit Grundrechte“ (MFG) kandidiert nur in den Wahlkreisen Baden, Krems, Mödling, St. Pölten und Tulln, „KPÖ plus – offene Liste“ (KPÖ) in Amstetten, Bruck an der Leitha, St. Pölten und Wiener Neustadt. In Amstetten tritt Dein Ziel (ZIEL) an – eine von Ex-MFG-Politikern gegründete Liste.

ÖVP-Spitzenkandidatin Johanna Mikl-Leitner bei der Stimmabgabe
APA/Florian Wieser

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) auf dem Weg zum Wahllokal in Klosterneuburg – gemeinsam mit Ehemann Andreas und ihrem Hund Milou. „Dieser Tag kann zum Schicksalstag für Niederösterreich werden“, sagt sie. Nach der Stimmabgabe ist ein Frühstück mit der Familie geplant. Für den Nachmittag ist die Fahrt ins Büro nach St. Pölten vorgesehen.

Protestaktion bei Stimmabgabe von Johanna Mikl-Leitner
APA/FLORIAN WIESER

Anlässlich der Stimmabgabe der Landeshauptfrau kommt es zu einer Protestaktion. Nach Verlassen des Wahllokals sagt ein Mitglied einer Klimabewegung vor laufenden Kameras zu Mikl-Leitner: „Sie haben jetzt unsere Zukunft in der Hand“, die Wahl sei eine „Klimawahl“. Die Landeshauptfrau lädt sie zu einem Termin in ihrem Büro ein.

SPÖ-Spitzenkandidat Franz Schnabl bei der Stimmabgabe
APA/Helmut Fohringer

Zuversichtlich gestimmt ist SPÖ-Spitzenkandidat Franz Schnabl bei der Stimmabgabe mit seiner Frau Rosemarie. Er wählt in einer Musikschule in St. Pölten und meint: „Ich habe ein sehr gutes Gefühl." In der Früh habe er mit seiner Familie gefrühstückt, dabei habe ihm noch sein Enkel alles Gute gewünscht.

Warum gehen Sie wählen?

„Ich glaube, dass es eine bürgerliche Pflicht ist, zu wählen“, sagt ein Wähler. „Ich hoffe, dass eine Macht gebrochen wird und Gemeinschaft wieder funktioniert“, so eine Wählerin. „Viele Leute haben das Gefühl, dass es nichts bringt und sie nichts verändern können, darum gehen sie nicht hin“, so eine Frau, für sie gelte das aber nicht.

Stimmabgabe FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer in Wiener Neustadt
APA/Robert Jäger

Mit seiner Ehefrau Simone und seiner Tochter gibt FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer heute seine Stimme in einer Volksschule in Wiener Neustadt ab. Er ist überzeugt: Die FPÖ werde von den Parteien der Sieger sein. „Jetzt ist der Wähler am Wort“, sagt er.

Wählen in Winterlandschaft

In vielen Regionen liegt Schnee. Die nächsten Stunden bleibt es laut ORF-Wetterredaktion trocken. Die Sonne tut sich schwer und wird nicht überall durchkommen.

Ybbsitz am Wahltag
Privat
Auch Ybbsitz (Bezirk Amstetten) präsentiert sich am Wahltag winterlich

Welche Themen den Wählern wichtig sind

NEOS-Spitzenkandidatin Indra Collini in Begleitung ihrer Kinder
APA/Robert Jäger

NEOS-Spitzenkandidatin Indra Collini gibt ihre Stimme heute in Brunn am Gebirge ab – in Begleitung ihrer Kinder. Man habe „sehr viel positiven Rückenwind“ in den vergangenen Tagen gehabt, der Wahlkampf sei aber auch ein „intensiver Ritt“ gewesen.

Wählen im Wohnzimmer immer beliebter

Für die Landtagswahl sind 146.309 Wahlkarten ausgestellt worden. Das sind deutlich mehr als bei der Wahl vor fünf Jahren (108.632 Wahlkarten) – und das, obwohl fast 100.000 Zweitwohnsitzer nicht mehr stimmberechtigt sind. Die Beantragung einer Wahlkarte schließt die Teilnahme über den „normalen“ Stimmzettel im Wahllokal übrigens aus.

So berichten wir heute im Fernsehen

  • 15.30 Uhr: ZIB Spezial – Tag der Entscheidung in NÖ mit Tarek Leitner und Nadja Bernhard (ORF2)
  • 17.00 Uhr: Wahlsondersendung aus NÖ mit Benedikt Fuchs, Claudia Schubert und Werner Fetz (ORF2) – mit der ersten Hochrechnung um 17.05 Uhr und einer Diskussionsrunde der Parteispitzen um 18.00 Uhr
  • 18.25 Uhr: ZIB Spezial – Diskussion mit den Bundesparteien (ORF2)

Die brennenden Fragen am Wahltag

  • Fällt die absolute Mehrheit der ÖVP?
  • Wird die FPÖ die SPÖ überholen?
  • Erreichen Grüne und NEOS Klubstatus?

Sitzendorf: Nur eine Stunde geöffnet

Die kürzeste Öffnungszeit, nämlich nur 60 Minuten (von 11.00 bis 12.00 Uhr), hat ein Wahllokal in Sitzendorf an der Schmida (Bezirk Hollabrunn).

Wie hoch ist die Wahlbeteiligung?

Seit 2008 nimmt die Beteiligung bei Landtagswahlen kontinuierlich ab. Vor fünf Jahren sind es erstmals unter 70 Prozent gewesen – 66,56 Prozent der Wahlberechtigten haben von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht.

Wer sind die Leute im Wahllokal?

Der „Chef“ im Wahllokal ist der Wahlleiter, meist ein Beamter. Gemeinsam mit drei bis sechs von den Parteien gestellten Beisitzern bildet er die Wahlbehörde – die entscheidet zum Beispiel, ob ein Stimmzettel gültig ist. Außerdem kann jede Partei, die kandidiert, zwei Wahlzeugen als Beobachter nominieren.  

Es gilt: Name vor Partei

Das Wahlrecht in Niederösterreich ist speziell. Das Prinzip „Name vor Partei“ bedeutet, dass eine gültige Vorzugsstimme eine allenfalls anderslautende Stimme für eine Partei schlagen würde.

Ein Beispiel: Ein Wähler kreuzt Partei A an, gibt aber einem Kandidaten von Partei B eine Vorzugsstimme. Damit hat er automatisch auch Partei B gewählt.

Kuriose Fragen rund ums Wählen

  • Darf ich den Stimmzettel zu einem Papierflieger oder Boot falten und so (im Kuvert) abgeben? 

Ja, aber nur, wenn er noch gut leserlich ist. Sonst ist er ungültig, das heißt, die Stimme wird nicht gezählt. 

  • Darf ich Zeichnungen auf dem Stimmzettel machen?  

Ja, aber nur so, dass noch klar erkenntlich ist, welche Partei bzw. welche Vorzugsstimmenkandidaten Sie gewählt haben.   

  • Darf ich Zeichnungen auf mein Wahlkuvert machen?   

Nein, das ist verboten.

  • Darf ich in der Wahlzelle telefonieren?

Das ist nicht im Gesetz geregelt. Prinzipiell also schon, wenn man dadurch andere nicht stört – und es der Wahlleiter nicht verbietet.

  • Darf ich meinen Hund in die Wahlkabine mitnehmen?

Gesetzlich ist das nicht verboten. Aber der Wahlleiter kann es untersagen, wenn dadurch etwa die Ruhe gestört wird. Denn er hat „für die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung bei der Wahlhandlung“ zu sorgen. Kommt man seinen Anordnungen nicht nach, droht eine Geldstrafe bis zu 360 Euro.

Die Grüne Spitzenkandidatin Helga Krismer anlässlichder  Stimmabgabe am Sonntag, 29. Jänner 2023, in Baden
APA/ROBERT JAEGER

Die Spitzenkandidatin der Grünen, Helga Krismer, gibt in Baden als letzte der Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten der Landtagsparteien ihre Stimme ab. Sie habe ein „sehr gutes Gefühl“. Es gehe darum, dass im Land „rasch zukunftsorientierte Klimapolitik mit Herz“ gemacht werde, sagt sie.

Rechte wollen ÖVP-Parteizentrale stürmen

Wie die Volkspartei soeben bestätigt, sollen Rechtsextreme versucht haben, die Parteizentrale in St. Pölten zu stürmen. Drei Täter sind laut ÖVP-Sprecher Thomas Brunner verhaftet worden.

Die Ziele der Parteien

  • Johanna Mikl-Leitner (ÖVP): „40 plus“ und „Rot-Blau bzw. Blau-Rot verhindern“
  • Franz Schnabl (SPÖ): „Die absolute Mehrheit der ÖVP brechen“ und „Landeshauptmann werden“
  • Udo Landbauer (FPÖ): „Ende des Systems ÖVP“ und „Landeshauptmann werden“
  • Helga Krismer (Grüne): „Klubstatus im Landtag“ und „Klimaschutz vorantreiben“
  • Indra Collini (NEOS): „Absolute Mandatsmehrheit der ÖVP brechen“ und „Klubstärke im Landtag“

Mehr Details zu Sturmversuch auf ÖVP-Zentrale

Drei mutmaßlich Rechtsextremisten sind auf die Parteizentrale der Volkspartei in St. Pölten geklettert. Das Trio soll ein Transparent enthüllt und Flugzettel zu Grenzschutz und Migration verstreut haben. Die APA berichtet, dass auf dem Dach ein Transparent mit der Aufschrift „Politiker einsperren“ entrollt worden ist. Die drei Verdächtigen „werden vernommen“, teilt Roland Scherscher, Leiter des Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, mit.

ORF-NÖ-Team bereit für die großen Wahlsendungen

Was erhoffen Sie sich von der Wahl?

„Mir wäre wichtig, dass viel für die wahlberechtigten Bürger gemacht wird“, so eine Frau. „Ich hoffe, dass die Parteien gut miteinander zurecht kommen“, so ein Wähler. „Veränderung wäre immer gut, näher zum Volk, weniger Blabla“, so eine ältere Dame. „Ich erwarte mir nichts Besonderes“, sagt ein Mann im ORF-NÖ-Interview.

Der Countdown läuft …

Die meisten Wahllokale haben schon wieder geschlossen, vor allem im Wald-, Wein- und Mostviertel. Im Wiener Umland haben viele Sprengel noch bis 16.00 Uhr geöffnet. Das letzte Wahllokal, das schließt, ist in Wolfsgraben (Bezirk St. Pölten) – dort ist erst um 17.00 Uhr Schluss.

ZIB Spezial läuft

Nadja Bernhard und Tarek Leitner führen durch die Spezialsendung zur Landtagswahl in ORF2. ORF-NÖ-Chefredakteur Benedikt Fuchs und Politologe Peter Filzmaier melden sich aus St. Pölten.

Verteidigt die ÖVP die „Absolute“ in der Landesregierung?

Niederösterreich ist eines von drei Bundesländern, in denen das Proporzsystem gilt. Das heißt, dass die Landesregierung nicht in Koalitionsverhandlungen gebildet wird, sondern sich gemäß dem Wahlergebnis zusammensetzt.

Aktuell stellt die ÖVP sechs der neun Mitglieder in der Landesregierung, die SPÖ zwei und die FPÖ eines. Eine der großen Fragen heute ist, ob die ÖVP in der Landesregierung die absolute Mehrheit halten kann.

Großteil der Wähler lebt in kleinen Gemeinden

  • 51 Prozent der Wahlberechtigten leben in Gemeinden mit weniger als 3.000 wahlberechtigten Personen,
  • 23 Prozent in Gemeinden mit 3.000 bis 8.000 Wahlberechtigten,
  • 26 Prozent in Gemeinden mit mehr als 8.000 Wahlberechtigten.

Die Gemeinde mit den wenigsten Wahlberechtigten ist Großhofen (Bezirk Gänserndorf). 64 Personen sind dort heute zur Wahl aufgerufen gewesen.

In Breitenstein darf nur noch die Hälfte wählen

In Breitenstein (Bezirk Neunkirchen) fallen bei dieser Landtagswahl 43,5 Prozent der Wahlberechtigten weg. Warum? Zweitwohnsitzer dürfen erstmals nicht mehr wählen, in der Gegend um den Semmering sind das besonders viele Menschen.

Filzmaier: „ÖVP gerät ins Wackeln“

Politologe Filzmaier sagt im Interview mit ORF-NÖ-Chefredakteur Fuchs: „Die ÖVP gerät ins Wackeln“ – sie könnte erstmals seit dem Zweitem Weltkrieg die absolute Mehrheit in der Landesregierung verlieren.

SORA-Chef erwartet „massive Veränderungen"

SORA-Chef Christoph Hofinger erwartet „massive Veränderungen", wie er im Interview sagt. „In Niederösterreich waren die Veränderungen bei den Wahlergebnissen meistens moderat“, so Hofinger im ORF. Für heute erwartet er ganz andere Ergebnisse.

NEOS-Wahllokal füllt sich

Vor der ersten Hochrechnung ist die Stimmung im NEOS-Wahllokal in St. Pölten zuversichtlich. Man ist voller Hoffnung, dass die Partei dazugewinnen wird. Das Lokal füllt sich, und alle warten gespannt auf die erste Hochrechnung.

NEOS Wahllokal
ORF/Berger

Gespanntes Warten bei der FPÖ

Bei der FPÖ steigt die Spannung. Um 16.00 Uhr werden Journalistinnen und Journalisten eingelassen. Zur Stärkung gibt es gefüllte Weckerln.

Journalisten in der FPÖ-Parteizentrale
ORF

Zuversichtliches Warten bei den Grünen

Im Büro von Spitzenkandidatin Helga Krismer wird gespannt auf die erste Hochrechnung gewartet. Die Grünen zeigen sich kurz vor 17.00 Uhr zuversichtlich.

Grüne Büro
ORF/Novak

Dichtes Gedränge bei der ÖVP

Der Andrang der Medienvertreter ist groß. Das ÖVP-Medienzentrum ist seit 16.45 Uhr geöffnet. Zahlreiche Funktionäre sind bereits hineingeströmt.

ÖVP
ORF

Ruhige Stimmung bei der SPÖ

Im SPÖ-Landtagsklub ist es vor der ersten Hochrechnung noch recht ruhig. Medienvertreter und Funktionäre warten auf die erste Hochrechnung.

SPÖ
ORF/Sunk

Die letzten Minuten vor der Hochrechnung

Kurz nach 17.00 Uhr gibt es die mit Spannung erwartete erste Hochrechnung.

Hochrechnung Landtagswahl NÖ 2023
ORF/SORA
Mandate Hochrechnung Landtagswahl NÖ 2023
ORF/SORA

ÖVP mit historisch schlechtestem Ergebnis

Mit den Einbußen verliert die ÖVP nicht nur die bisher gehaltene Mandatsmehrheit im Landtag klar, sondern büßt auch die Mehrheit in der Landesregierung ein: Sie kommt nur noch auf vier der neun Landesregierungssitze. Bisher hat die ÖVP bei sechs gehalten. Die 39,7 Prozent bedeuten auch den historischen Tiefststand, der bisher bei 44,23 Prozent gelegen ist: bei der Landtagswahl 1993.

Hängende Gesichter bei der SPÖ

Enttäuschung gibt es bei der ersten Hochrechnung bei der SPÖ. Die SPÖ verliert gegenüber 2018 (23,92 Prozent) und muss ihr historisch schlechtestes Wahlergebnis hinnehmen (bisher 21,57 Prozent im Jahr 2013).

SPÖ
ORF/Sunk

ÖVP nimmt Ergebnis gefasst hin

Die Reaktion auf die schweren Verluste der ÖVP fällt in der Parteizentrale nicht sonderlich emotional aus. Gefasst nimmt man das Ergebnis hin. ÖVP-Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner sieht keinen Fehler bei der Partei und spricht von weltweiten Ereignissen, die die Gesellschaft in Aufruhr versetzen. Künftig sei es wichtig, „das Miteinander wieder in den Mittelpunkt“ zu stellen. An Mikl-Leitner als Landeshauptfrau gebe es auch künftig nichts zu rütteln, meint er.

Keine Personaldiskussion bei SPÖ

Man habe ein Ziel erreicht: die absolute Mehrheit der ÖVP zu brechen, sagt SPÖ-Landesgeschäftsführer Wolfgang Kocevar in einer ersten Reaktion. Ob Schnabl der richtige Spitzenkandidat war, „ist jetzt nicht die Frage, die zu diskutieren ist“. Man müsse das amtliche Endergebnis abwarten, so Kocevar.

Jubel und Applaus bei FPÖ

Ausgelassene Stimmung gibt es bei der FPÖ, man verzeichnet das historisch beste Wahlergebnis in Niederösterreich und liegt auf Platz zwei. FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz meint, Landbauer habe es geschafft, „das System ÖVP zu brechen“. Er spricht von einer Trendwende und betont einmal mehr, dass „die FPÖ Johanna Mikl-Leitner nicht zur Landeshauptfrau wählen wird“. Es werde keine Zusammenarbeit geben.

Grüne: „Umweltschutz gestärkt“

Die Grünen haben das vierte Mandat, das 2018 verloren gegangen ist, zurückgewonnen und damit wieder Klubstatus im Landtag. „Für uns bedeutet das, dass wir und der Umweltschutz gestärkt sind“, sagt Landesgeschäftsführer Hikmet Arslan. Ob die Grünen Mikl-Leitner als Landeshauptfrau wählen werden, lässt er offen: „Das ist heute nicht der Fokus, das wird sich die kommenden Tage zeigen.“

NEOS: Wahlziel verfehlt, Freude überwiegt

Laut erster Hochrechnung hat NEOS das Wahlziel, nämlich Klubstatus und vier Mandate, nicht erreicht. Dennoch herrscht im Wahllokal Jubelstimmung. „Die Freude überwiegt jedenfalls", sagt Nikolaus Scherak, stellvertretender Klubobmann im Bund. „Es ist ein leicht weinendes Auge dabei, wenn sich die Klubstärke nicht mehr ausgeht, aber wir werden das Beste daraus machen, egal ob mit drei oder vier Mandaten.“ Man habe 20 Prozent an Wählerstimmen dazugewonnen, meint Scherak und betont „ein sehr gutes Ergebnis“.

Hochrechnung 17.25 Uhr Landtagswahl
ORF
FPÖ-Bundesparteichef Herbert Kickl (l.) und Spitzenkandidat Udo Landbauer am Sonntag, 29. Jänner 2023, anl. der ersten Hochrechnung im Rahmen der niederösterreichischen Landtagswahl in St. Pölten.
APA/HELMUT FOHRINGER

Rekordergebnis für die FPÖ: Bundesparteichef Herbert Kickl (l.) und Spitzenkandidat Landbauer liegen sich voller Freude in den Armen.

NEOS-Spitzenkandidatin Collini: „Solides Wachstum"

NEOS-Spitzenkandidatin Collini spricht von einem „schönen Ergebnis“ und einem „soliden Wachstum“ ihrer Partei. „Wir werden weiterhin die starke Oppositionskraft sein, die den Mächtigen auf die Finger schaut.“ Laut Hochrechnungen erreicht NEOS den angepeilten Klubstatus nicht. Diesbezüglich will Collini noch abwarten, notfalls bis Mitte der Woche. „Es ist noch nicht alles ausgezählt.“

Was waren die Wahlmotive?

28 Prozent der ÖVP-Wähler haben die Partei wegen ihrer bisherigen Arbeit gewählt, 15 Prozent wegen der Spitzenkandidatin, so Politologe Peter Filzmaier.

Für die FPÖ-Wähler war es laut Filzmaier „eine Themenwahl“. 36 Prozent hätten die Partei wegen ihrer inhaltlichen Standpunkte gewählt. Der Spitzenkandidat findet sich nicht unter den Top-Fünf-Wahlmotiven.

Auch bei der SPÖ fehlt der Spitzenkandidat unter den Top-Fünf-Wahlmotiven. Die Themen seien im Mittelpunkt gestanden. 13 Prozent hätten die SPÖ gewählt, weil sie „immer die Partei wählen“.

Waldhäusl: „Bis zum Schluss nicht daran geglaubt"

„Ich habe es nicht geglaubt, bis zum Schluss“, sagt FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl zum Rekordabschneiden der Freiheitlichen. „In den letzten Wochen draußen“ habe er aber bereits gemerkt, „dass wir einen Schub nach oben“ machen werden, so Waldhäusl. Das Ergebnis sei „mit Demut“ hinzunehmen und eine „Riesenherausforderung“.

Gottfried Waldhäusl (FPÖ)
ORF/Christian Öser

ÖVP-Klubchef Schneeberger sieht „Niederlage"

Der scheidende ÖVP-Klubobmann Klaus Schneeberger spricht von einer „Niederlage“. Die ÖVP werde wie vor fünf Jahren den beiden ebenfalls in der Landesregierung vertretenen Parteien – FPÖ und SPÖ – Arbeitsübereinkommen anbieten, hält er fest. Er drückt – wie Landesgeschäftsführer Ebner – seine Unterstützung für Mikl-Leitner aus.

Blick in die ÖVP-Landesgeschäftsstelle am Sonntag, 29. Jänner 2023, anl. der ersten Hochrechnung im Rahmen der niederösterreichischen Landtagswahl in St. Pölten.
APA/ROLAND SCHLAGER

Bedrückte Gesichter: In der ÖVP-Landesgeschäftsstelle hat es am Abend keinen Grund zum Jubeln gegeben.

Mikl-Leitner: „Sehr schmerzlicher Tag"

„Es ist ein sehr schmerzlicher Tag für die Volkspartei Niederösterreich“, sagt Mikl-Leitner zum Wahlergebnis. „Wir erleben eine Protestwelle, die über das ganze Land rollt und auch vor den Grenzen Niederösterreichs nicht haltmacht.“ Ausgelöst worden sei die Welle von weltweiten Krisen und einer Unzufriedenheit mit der Bundespolitik.

Das Ergebnis sei „sehr schmerzvoll“, aber „nicht überraschend“. Mikl-Leitner will an der Parteispitze bleiben: „Wir sind eine Gemeinschaft, die zusammenhält – an Sonnentagen, aber auch, wenn viel Gegenwind ist.“

Landbauer: „Werden Wähler nicht enttäuschen“

FPÖ-Landesparteiobmann und -Spitzenkandidat Landbauer verspricht, dass die Freiheitlichen „alles, was wir vor der Wahl versprochen haben, nach der Wahl einhalten“. Mikl-Leitner werde man nicht als Landeshauptfrau wählen, „aus dem einfachen Grund, weil sie es in den letzten fünf Jahren bewiesen hat, dass sie es nicht richtig macht“.

Schnabl: „Durchwachsenes Ergebnis“

SPÖ-Spitzenkandidat und -Landesparteichef Schnabl bedauert, „dass wir Stimmen und Mandate verloren haben“, sieht es aber als positiv, „dass die absolute Mehrheit der ÖVP sowohl in der Landesregierung als auch im Landtag dahin ist. Das ist gut, weil jetzt ein echtes Miteinander möglich ist.“ Zu seiner Rolle sagt er: „Für mich ist völlig klar, dass keine Personaldebatte in der Sozialdemokratie geführt wird.“

Krismer: „Stimme für die Zukunft“

„Jede Stimme für die Grünen ist eine Stimme für ein zukunftsreiches Niederösterreich“, sagt Grünen-Landessprecherin und -Spitzenkandidatin Krismer. Man habe aber „eher ein weinendes Auge“, weil die FPÖ – „die Klimaleugner“ – dazugewonnen hat. Krismer will sich nun wieder „Sachthemen widmen“. Die Grünen hätten im Wahlkampf niemanden angegriffen. Zusammenarbeiten wolle man mit allen Parteien, „die einen anderen Weg zulassen“.

Collini: „Gehören zu den Gewinnern dieser Wahl“

In der ORF-Wahlsendung sagt NEOS-Spitzenkandidatin Collini, dass ihre Partei „klar zu den Gewinnern dieser Wahl“ gehöre. „So wie es ausschaut, haben wir plus 25 Prozent an Stimmen.“ Sie gehe stark davon aus, dass Mikl-Leitner Landeshauptfrau bleibe. Ob NEOS sie unterstützen wird, komme auf die Themen an, auf die die ÖVP setzen wird, so Collini in ORF2.

Hochrechnung Landtagswahl NÖ 2023
ORF/SORA

So hat die FPÖ auf die Hochrechnung reagiert

Die Freiheitlichen können laut aktueller Hochrechnung um fast zehn Prozentpunkte zulegen.

Kein Grund zum Feiern

SPÖ Wahlparty
ORF/Sunk

Noch etwas verwaist ist die Wahlparty der SPÖ.

Gefragte Interviewpartnerin

Dutzende Medienvertreterinnen während des Interviews mit Johanna Mikl-Leitner (ÖVP)
ORF/Christian Öser

Zahlreiche Medienvertreter wollen ein Interview von Mikl-Leitner. Die ÖVP stürzt bei der Wahl um fast zehn Prozentpunkte auf 39,8 Prozent (Stand: Hochrechnung von 18.18 Uhr) ab.

Hoppalas gehören auch am Wahltag dazu

So hat Ihre Gemeinde gewählt

Sieger Landkarte
ORF/Landeswahlbehörde

Die Ergebnisse der einzelnen Gemeinden finden Sie hier.

Großhofen: Sechs sind nicht wählen gegangen

In Großhofen (Bezirk Gänserndorf) haben von 64 Wahlberechtigten 58 ihre Stimme abgegeben. Drei davon haben ungültig gewählt.

Ergebnis Gemeinde Großhofen Landtagswahl 2023
Landeswahlbehörde NÖ

Koalition verliert Mehrheit im Bundesrat

ÖVP und Grüne dürften nach der niederösterreichischen Landtagswahl die Mehrheit im Bundesrat verlieren. Die ÖVP büßt zwei Mandate ein, FPÖ und Grüne gewinnen jeweils eines dazu. Die Opposition stellt damit mit 31 der 61 Mandate die Mehrheit in der Länderkammer und kann im Nationalrat beschlossene Gesetze auf die Wartebank setzen.

Nehammer macht Krisen verantwortlich

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat den Ausgang der niederösterreichischen Landtagswahl – die ÖVP ist um fast zehn Prozentpunkte abgestürzt – auf die „Gemengelage“ verschiedenster Krisen wie Pandemie, Teuerung und Ukraine-Krieg zurückgeführt. Es seien „schlechte Zeiten für Regierende“, die Menschen seien unzufrieden mit der Situation, so Nehammer vor Journalisten im Landhaus in St. Pölten.

Karl Nehammer
APA/Roland Schlager

Rendi-Wagner: „Gibt nichts schönzureden"

Für SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner ist es „kein einfacher Tag für die Sozialdemokratie“, da gebe es nichts schönzureden. „Der stärkste Wahlhelfer für die FPÖ war die ÖVP“, so Rendi-Wagner. „Mit ihrer verantwortungslosen und inhaltsleeren Asylpolitik, die keine Lösungen und keinen Plan hat, hat die ÖVP der FPÖ die Wählerinnen und Wähler zugetrieben.“

Kickl: „Tag der Freiheit"

Der Wahltag sei ein „Tag der Freiheit für die Niederösterreicher“, sagt FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl. Das Resultat der Freiheitlichen sei ein „Turbo“ für die anstehenden Landtagswahlen in Kärnten und Salzburg.

Auswirkungen sieht Kickl für die Bundespolitik: „ÖVP und SPÖ – die beiden großen Verlierer von heute – stehen genauso wie die Grünen für eine Politik, bei der alles andere an erster Stelle steht, nur nicht die eigene Bevölkerung.“ Diese werde auch österreichweit „eher früher denn später“ abgewählt werden.

Wahlbeteiligung ist gestiegen

Die Wahlbeteiligung liegt laut aktueller Hochrechnung bei 71,7 Prozent und ist damit viel höher als bei der letzten Landtagswahl 2018 (66,56 Prozent). Laut Politikwissenschaftler Filzmaier ist das nicht überraschend. Die Wahlbeteiligung steige, wenn es vermehrt Krisen und Unsicherheiten gibt.

561 von 573 Gemeinden ausgezählt

Aktuell sind 88,4 Prozent der abgegebenen Stimmen ausgezählt. Es sind nur noch zwölf Gemeinden offen.

Kogler: „Rückenwind für Klimaschutz"

Der grüne Bundessprecher Werner Kogler freut sich über den voraussichtlichen Klubstatus im Landtag. Er sieht eine „Bestätigung für die konsequente und wichtige Arbeit der niederösterreichischen Grünen“. Der Klimaschutz habe „Rückenwind bekommen, und die Grünen werden in den nächsten Jahren an der Klimaneutralität in Niederösterreich arbeiten“.

Mikl-Leitner sieht keine Fehler der ÖVP

Meinl-Reisinger: „Mächtigen auf Finger schauen"

NEOS-Bundesvorsitzende Beate Meinl-Reisinger freut sich über „ein Viertel mehr Wählerinnen und Wähler in Niederösterreich“ und spricht von einem großen Erfolg. „Wir NEOS werden auch in den kommenden fünf Jahren die starke Oppositionskraft im Landtag sein, die den Mächtigen in Niederösterreich auf die Finger schaut.“

ÖVP-Verluste auch in Mikl-Leitners Heimat

Die Volkspartei hat in Klosterneuburg (Bezirk Tulln), der Heimat von Mikl-Leitner, nur geringfügig besser als auf Landesebene abgeschnitten.

Ergebnis Gemeinde Klosterneuburg Landtagswahl 2023
Landeswahlbehörde NÖ

Diskutieren Sie mit!

Was bedeutet der Wahlausgang für das Land, was für die Bundespolitik? Inwieweit ist er landesspezifisch, wie viel Einfluss hatte die politische Großwetterlage? Diskutieren Sie mit in debatte.ORF.at.

Traiskirchen: Erneut rote Hochburg

Traiskirchens SPÖ-Bürgermeister Andreas Babler hat von Platz 35 auf der Landesliste der SPÖ einen Vorzugsstimmenwahlkampf gestartet. Allein in seiner Heimatgemeinde hat er nach eigenen Angaben „unglaubliche“ 3.500 „Persönliche“ erhalten. Die SPÖ legte in Traiskirchen um 3,81 Prozentpunkte auf 46,63 Prozent zu.

So feiern die Grünen

Grüne-Wahlparty
ORF/Felix Novak
Die Wahlparty der Grünen findet in einem Lokal in St. Pölten gleich gegenüber der ÖVP-Parteizentrale statt

So hat die Landeshauptstadt gewählt

Ergebnis Gemeinde St. Pölten Landtagswahl 2023
Landeswahlbehörde NÖ

99,9 Prozent der abgegebenen Stimmen ausgezählt

572 von 573 Gemeinden sind ausgezählt, es fehlt nur noch Gaaden (Bezirk Mödling).

NEOS feiert in St. Pöltner Innenstadt

NEOS Wahlparty
ORF/Berger

Pinkfarbene Luftballons und freudige Stimmung bei der NEOS-Wahlparty in St. Pölten.

ÖVP und SPÖ verlieren auch in Wiener Neustadt

Ergebnis Gemeinde Wiener Neustadt Landtagswahl 2023
Landeswahlbehörde NÖ

Analyse zur neuen Machtverteilung in NÖ

Bürger (ORF) zur neuen Machtverteilung in NÖ

ZIB-Innenpolitikchef Hans Bürger ordnet ein, welche Koalitionsvariante in Niederösterreich am wahrscheinlichsten ist und wie sehr die FPÖ ihr historisch bestes Wahlergebnis nutzen kann.

ZIB-Innenpolitikchef Hans Bürger ordnet ein, welche Arbeitsübereinkommen in Niederösterreich am wahrscheinlichsten sind und wie sehr die FPÖ ihr historisch bestes Wahlergebnis nutzen kann.

Alle Stimmen ausgezählt

Hochrechnung Landtagswahl NÖ 2023
ORF/SORA
Mandate Hochrechnung Landtagswahl NÖ 2023
ORF/SORA

Altmelon ist blaue Hochburg

Die FPÖ hat bei der Landtagswahl die meisten Zuwächse verzeichnet. Die meisten Stimmen haben die Freiheitlichen in der Gemeinde Altmelon (Bezirk Zwettl) erhalten, nämlich 43,7 Prozent.

Warum haben Sie die FPÖ gewählt?

Am Sonntag haben so viele Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher die FPÖ gewählt wie nie zuvor. Die Beweggründe:

Ärmere wählten FPÖ, Reichere ÖVP

Das hat der heutige Wahltag gebracht

  • Die ÖVP verliert die „Absolute“ – sowohl im Landtag als auch in der Landesregierung. Zwei Regierungssitze wandern zur FPÖ.
  • Die Freiheitlichen fahren ihr historisch bestes Ergebnis ein und landen klar auf Platz zwei.
  • Für die SPÖ ist es das historisch schlechteste Wahlergebnis, man kommt aber mit einem „blauen Auge“ davon. Die Sozialdemokraten verlieren ein Mandat im Landtag, behalten aber beide Sitze in der Landesregierung.
  • Die Grünen erreichen vier Mandate und damit den Klubstatus im Landtag. Sie können also künftig eigenständig Anträge einbringen.
  • NEOS verfehlt den angepeilten Klubstatus, behält aber drei Mandate im Landtag.

Danke fürs Mitlesen!

Das war der Liveticker zur Landtagswahl 2023. Einen schönen Abend wünscht das Team des ORF Niederösterreich!