ÖBB: Erste Fahrt auf der Hochleistungsstrecke

Ab Dezember werden die Züge zwischen Wien und St. Pölten mit einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu 230 km/h unterwegs sein. Von St. Pölten wird man dann in 25 Minuten in Wien sein. Am Mittwoch wurde die Strecke erstmals präsentiert.

Ab Dezember rücken St. Pölten und Wien näher zusammen - zumindest für Bahnreisende. Die Fahrtzeit zwischen St. Pölten und Wien-Zentrum wird durch die Inbetriebnahme der neuen Strecke mit den Herzstücken Lainzer- und Wienerwald-Tunnel deutlich verkürzt. Die Fahrt von der Bundes- in die niederösterreichische Landeshauptstadt dauert dann nur mehr 25 Minuten, das ist 15 Minuten schneller als derzeit.

Die Zugreisenden werden den Geschwindigkeitsrausch allerdings nicht spüren - im Gegenteil, die Fahrt werde sogar ruhiger sein, heißt es bei den ÖBB. Künftig werden die Railjet-Züge der ÖBB mit bis zu 230 km/h auf der Strecke fahren. Auch Westbahn-Züge werden die Strecke bedienen.

ÖBB Railjet

ÖBB / Harald Eisenberger

21 railjets und ICE-Züge werden ab 9. Dezember zwischen St. Pölten und Wien je Fahrtrichtung unterwegs sein.

2,8 Milliarden Euro in Ausbau investiert

Damit wird der Ausbau zur viergleisigen Westbahn fortgesetzt. Das Investitionsvolumen für die Neubaustrecke sowie für den Lainzer Tunnel liegt bei rund 2,8 Milliarden Euro, die projektierten Kosten wurden laut ÖBB-Vorstand Franz Seiser um rund 100 Millionen Euro unterschritten.

Für Verkehrsministerin Bures (SPÖ) ist das eine wichtige Investition: „Auf der Westbahn ist die Zukunft der Bahn bereits Realität, auf der Südbahn müssen wir sie noch gestalten“. Von den heutigen Investitions-Entscheidungen der Bahn-Infrastruktur würden auch noch die künftigen Generationen profitieren. Mit der schnelleren Verbindung hänge die Bahn auf dieser Strecke wirklich das Auto ab. „Ich würde keinem Autofahrer empfehlen, zu versuchen so schnell zu sein wie die Bahn“, warnte Bures.

Bahn rechnet mit einer Million mehr Kunden

ÖBB-Vorstandschef Kern verwies bei der heutigen Testfahrt im Railjet auf das Gesamtkonzept: Neben den Investitionen in die Infrastruktur verbessere Do&Co das Speisen- und Getränkeangebot in den Zügen, WLAN werde angeboten, Tickets könnten übers Smartphone gekauft werden. „Bahnfahren wird insgesamt einfacher und bequemer“, resümierte der Holding-Chef. Durch den Streckenausbau rechne die Bahn im nächsten Jahr mit einer Million mehr Kunden.

Der durch ÖVP-Chef Michael Spindelegger aufgebrachten ÖBB-Privatisierungsdiskussion erteilten sowohl Kern als auch Bures erneut deutliche Absagen. Die Bahn erfülle eine gesellschaftliche Aufgabe in Österreich, betonte Kern. Es werde immer eine öffentliche Aufgabe bleiben, in die Infrastruktur zu investieren. Dabei strebe die Bundesbahn an, so viele Strecken wie möglich zu bedienen und die betriebswirtschaftlichen Ziele dementsprechend zu formulieren: Im Güterverkehr werde etwa bei Transporten für die Holzindustrie ein Nullergebnis angestrebt - ein privater Eigentümer würde aber Gewinne machen wollen. Heuer werden die ÖBB schwarze Zahlen schreiben, aber ohne dass die öffentlichen Leistungen erhöht wurden, so Kern. Details zum Ergebnis wollte er noch nicht preisgeben.

Auch Bures lehnt die Privatisierungsdebatte ab. Im Regierungsprogramm gebe es keinen Privatisierungsauftrag. Bures wundert sich auch, wie die Debatte geführt werde: Jedes kleine Bahn-Grundstück müsse vor dem Verkauf europaweit ausgeschrieben werden, und nun wolle die ÖVP die ganze ÖBB quasi freihändig an den angehenden Parteigründer und Unternehmer Frank Stronach vergeben, fragt sich die SPÖ-Politikerin.

Grafische Darstellung der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke von Wien nach St. Pölten

APA

Strecke geht am 9. Dezember in Betrieb

Mit Fahrplanwechsel am 9. Dezember wird die neue rund 60 Kilometer lange Strecke in Betrieb genommen. Mehr als die Hälfte der Strecke Wien-Meidling - St.Pölten verläuft in insgesamt acht Tunnels. Bis zur Inbetriebnahme werden noch Großübungen im Sicherheitsbereich durchgeführt, in die neben den Berufsrettern etwa auch freiwillige Feuerwehren eingebunden werden. Die schnellste Fahrt mit dem railjet vom Westbahnhof nach St. Pölten wird künftig 25 Minuten betragen. Auch Pendler aus anderen niederösterreichischen Gemeinden sollen profitieren. Der neue Bahnhof Tullnerfeld soll für die gesamte Region die Anbindung verbessern.

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