Landbauer: „Diese Texte wurden nicht gesungen“

FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer hat zu den Vorwürfen rund um NS-verherrlichende Lieder der Burschenschaft „Germania“ in der „ZIB2“ ausführlich Stellung bezogen. Er könne sich für nichts verantworten, was vor seiner Zeit geschehen sei.

Er kenne zwar das Liederbuch, aber ohne die zuletzt bekannt gewordenen Passagen, sagte Udo Landbauer am Mittwochabend in der „Zeit im Bild 2“ im Gespräch mit Armin Wolf. „Ich kenne das Buch in der Grundform, aber in der Form, in der ich es immer kennengelernt habe, waren die Passagen, die der ‚Falter‘ hier jetzt zitiert hat, nicht enthalten. Das müssen Altversionen sein, die ich nie gekannt habe“, so Landbauer, der deshalb gerichtliche Aufklärung fordert.

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„Radio NÖ“, 25.1.2018

Am Dienstag war der Vorwurf bekannt geworden, dass in einem Liederbuch der Burschenschaft, deren stellvertretender Vorsitzender Landbauer war, Judenmord und Nazi-Regime verherrlicht werden würden. „Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million“, zitierte der „Falter“ aus einem Lied - mehr dazu in „Falter“: Schwere Vorwürfe gegen Landbauer (noe.ORF.at; 23.1.2018). Zeit seiner Mitgliedschaft habe man derartiges „nie gesungen“, betonte Landbauer in der „ZIB2“, „andernfalls hätte ich gar nicht dabei sein können bei dieser Verbindung, weil es selbstverständlich gegen alle meine Grundprinzipien verstoßen hätte“, so Landbauer.

Landbauer betont historischen Kontext

Auf die Frage, warum er bei einer Verbindung gewesen sei, deren Leitspruch „Deutsch und treu in Not und Tod“ laute, sagte Landbauer, das sei der Wahlspruch der Zeit gewesen, als der Verein gegründet wurde - 1917. „Man hat im historischen Kontext hier völlig andere Bedeutungen selbstverständlich mitzunehmen und das bekommen die jungen Mitglieder auch mit“, sagte Landbauer. Für Extremismus sei kein Platz. Es habe in den 17 Jahren seiner Mitgliedschaft nur einen Fall gegeben, bei dem eines junges Mitglied gemeint habe, „hier rassistische Tendenzen auszuströmen“, so Landbauer. Da habe man sofort gehandelt und die Person „umgänglich entfernt“.

Udo Landbauer in der „Zeit im Bild 2“

Udo Landbauer bestreitet eines der Nazi-Lieder in seiner Verbindung gesungen zu haben. Er verlangt eine Prüfung und Aufklärung.

Landbauer forderte außerdem juristische und gerichtliche Aufklärung des Falles: „All das, was hier vorhanden ist und vor vielen, vielen Jahren, vor 20 Jahren und mehr, vorhanden war und produziert wurde, muss jetzt geprüft werden. Und wenn hier irgendwo Antisemitismus, Rassismus, Totalitarismus vorhanden sind, dann gehört das auch schonungslos aufgeklärt.“ Er habe jedenfalls die Mitgliedschaft in der Burschenschaft zurückgelegt, betonte Landbauer. Anfangs hatte er noch davon gesprochen, die Mitgliedschaft ruhend gestellt zu haben. Am Mittwoch sagte er: „Ob Sie das jetzt ruhend stellen oder zurückgelegt nennen – da bitte ich Sie nicht mit Wortklauberei anzufangen. Ich bin kein Mitglied der Burschenschaft.“

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Außerdem verwies Landbauer einmal mehr auf seinen eigenen Migrationshintergrund und darauf, dass seine Mutter Perserin sei: „Das ist der wesentliche Punkt, dass man hier niemals unterstellen kann, dass es in dieser Verbindung irgendwie rassistisch zugegangen sein soll, wenn man mich als halben Perser auch aufgenommen hat. Da sehen Sie ja, wie absurd die Argumentation schon ist.“

Van der Bellen: Landbauer „muss das gewusst haben“

Der Fall hatte am Dienstag und Mittwoch zahlreiche Reaktionen von Politikerinnen und Politiker aus Land und Bund sowie Menschenrechtsorganisationen hervorgerufen. Viele forderten den Rücktritt Landbauers. Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt gab bekannt, wegen des Verstoßes gegen das Verbotsgesetz gegen Unbekannt zu ermitteln - mehr dazu in Staatsanwaltschaft ermittelt wegen NS-Liedern (noe.ORF.at; 24.1.2018).

Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen verurteilte die Nazi-verherrlichenden Liedern scharf. Er glaube nicht, dass Landbauer nichts davon gewusst habe, sagte er in einem Interview mit dem ORF in Straßburg. „Das müssen ja alle Mitglieder dieser Burschenschaft gewusst haben, was in diesem Liederbuch gestanden ist, auch der Vize-Obmann muss das gewusst haben“, so Van der Bellen.

Die Frage nach einem Rücktritt Landbauers bezeichnete er als „eine wichtige Frage“, aber genauso wichtig seien die Fragen, „was ist das überhaupt für ein Verein, wie viel Wiederbetätigung liegt hier vor?“. Er wolle sich nicht in den niederösterreichischen Landtagswahlkampf einmischen, so Van der Bellen. „Mir geht es um übergeordnete Fragen, wie ist es möglich, dass heute in einem regulären Verein ein solches Gedankengut offensichtlich vertreten wird.“