Neulengbachs berühmte Frauen als Theaterstück

Mit einem Stationentheater durch die Altstadt von Neulengbach (Bezirk St. Pölten) wurde am Wochenende an berühmte Frauen der Stadt erinnert. Etwa an Wally Neuzil, die dem Maler Egon Schiele Modell stand und so weltberühmt wurde.

Neuzil lernte Egon Schiele zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Atelier von Gustav Klimt kennen. Ihre Eltern zogen 1911 nach Neulengbach, Egon Schiele folgte ihr. Er war begeistert von der sanft hügeligen Landschaft am Beginn des Wienerwalds. Die beiden waren für vier Jahre ein Liebespaar. Sie stand ihm Modell und wurde eine Berühmtheit der Kunstgeschichte.

Wally Neuzil in der Galerie am Lieglweg

Am Beginn des Stationentheaters schlüpft Martina Schwabenitzky in der Galerie am Lieglweg in die Rolle der Wally Neuzil.

Eine andere künstlerische Persönlichkeit zog sich am Ende des 19. Jahrhunderts in die Gegend um Neulengbach zurückg: die k. u. k.-Hofopernsängerin Bertha Ehnn, eine der bedeutendsten Sängerinnen ihrer Zeit.

1683 gelang es Gräfin Sidonie Pallfy, die osmanischen Belagerer von der Erstürmung der Burg in Neulengbach mit einer List abzuhalten. Sie ließ die Frauen soviel Lärm erzeugen, dass die Belagerer dachten, ein großes Heer sei hier verschanzt, heißt es.

Die streitbare Gräfin

Die Schauspielerin Isa Hochgerner verkörpert die streitbare Gräfin Sidonie Pallfy und erzählt von ihrer List gegen die Osmanen.

Eine weitere wichtige Frauenfigur in Neulengbach war Adele Moraw. Ihr wurde ebenfalls eine Station, und zwar in der Postgasse, gewidmet. Sie erwarb 1932 den „Fichtenhof“ und ließ dort viele Berühmtheiten aus Jazz, Varieté und Operettengesang auftreten.

Alltagsgeschichten aus dem Cafe und der Greißlerei

Doch nicht nur berühmte Persönlichkeiten wurden für das Stationentheater ausgewählt. Zu Wort kamen auch Heide-Inge Heiss, eine Kaffeehausbesitzerin, die aus der 100 Jahre währenden Geschichte des Unternehmens erzählte, sowie Maria Brutschy, die seit rund 60 Jahren an der Kassa der „Stadtgreißlerei“ sitzt - eine Institution.

Bühne im Freien

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Heide-Inge Heiss erzählt aus der Geschichte des Cafehauses

Stadträtin Maria Rigler rief das Projekt „FrauenWelten im Wandel“ vor einem Jahr als Inititative von Frauen für Frauen ins Leben. Etliche „Erzählcafe“-Veranstaltungen wurden bereits organisiert, nun eben das Stationentheater „Erleben“. „Es haben ganz viele Frauen mitgemacht und ihre Ideen eingebracht, gerade beim Stationentheater“, zeigte sich Rigler fasziniert. „Ich bin erstaunt, wie viel kreatives Potenzial in diesem Ort steckt. Von 33 mitwirkenden Frauen stammen 31 aus Neulengbach und der näheren Umgebung“, ergänzte die Regisseurin Brigitte Pointner.

Bühne im Freien

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„FrauenWelten im Wandel“ als Jahreszyklus

Abschlossen wurde das Stationentheater mit einer Mode-Performance mit interessanten Kleidern aus den verschiedensten Jahrhunderten. Das Projekt „FrauenWelten im Wandel“ wird von der Gemeinde Neulengbach und der niederösterreichischen Dorf- und Stadterneuerung gefördert. Im Herbst steht die Abschlussveranstaltung auf dem Programm.

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