Radfahren wird immer mehr elektrisch

Jedes dritte verkaufte Fahrrad 2017 war ein E-Bike, Tendenz steigend. Das macht sich aber auch bei den Unfallzahlen bemerkbar. Heuer sind bereits mehr E-Bike-Fahrer tödlich verunglückt als im gesamten vergangenen Jahr.

32 Radfahrer wurden 2017 österreichweit bei Verkehrsunfällen getötet, sieben davon waren mit einem E-Bike unterwegs. Heuer gab es bis Anfang Juli 17 tödliche Fahrradunfälle, acht davon mit einem E-Bike, teilte das Bundesministerium für Inneres auf Anfrage mit. Gleich vier dieser acht tödlichen E-Bike-Unfälle heuer sind in Niederösterreich passiert. Als häufigste Unfallursachen wurden Vorrangverletzungen und Unachtsamkeit genannt.

„Viele beim Bergabfahren überfordert“

„Die Autofahrer nehmen sicher nicht so viel Rücksicht, man übersieht sie auch“, sagt Manfred Stadler, Sportfachhändler aus Texing (Bezirk Melk), stellt aber auch klar: „Die Menge an Radfahrern wird mehr, dadurch werden auch die Unfälle mehr. Man darf es nicht nur auf die E-Bikes zurückführen.“

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Die Nachfrage nach E-Bikes steigt ständig, vor allem ältere Personen interessieren sich dafür

75 bis 80 Prozent der Fahrräder, die Stadler verkauft, sind mittlerweile E-Bikes. Kunden, die ein Fahrrad mit elektrischem Antrieb kaufen, werden mittlerweile aber auch auf die Gefahren hingewiesen. „Das Problem ist, dass viele wohin fahren, wo sie hinaufkommen, aber beim Hinunterfahren überfordert sind“, sagt Stadler. Er selbst bietet als Mountainbiketrainer zweitägige Kurse an, „damit ist das Bergabfahren sicher kein Thema mehr.“

Alpinpolizei: „Mehr Frequenz am Berg“

Auch bei der Alpinpolizei Niederösterreich, die dann zum Einsatz kommt, wenn Radfahrer im alpinen Gelände einen Unfall haben, wurde mittlerweile registriert, dass mit dem Aufkommen der E-Bikes auch mehr Radfahrer im alpinen Gelände unterwegs sind. Damit steige auch die Unfallhäufigkeit, sagt der Leiter der Alpinpolizei in Niederösterreich, Michael Hochgerner. „Ein wichtiger Punkt ist, dass die Geschwindigkeit dem Eigenkönnen, der Erfahrung, aber auch den Verhältnissen auf der Mountainbikestrecke angepasst wird“, so Hochgerner. „Vor allem auf der Abfahrt, weil hier höhere Geschwindigkeiten erzielt werden können.“

E Bikes

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E-Bikes erobern auch den Wald, und damit steigt auch dort für ungeübte Fahrer die Unfallgefahr

Die Bergrettung betont, dass E-Bikes vor allem in Tirol und Salzburg derzeit ein großes Thema seien, das man in Niederösterreich aber ebenso „auf dem Schirm“ habe. „E-Bikes stellen eine Vielzahl von neuen Möglichkeiten für untrainiertere Leute dar, um abseits des öffentlichen Wegenetzes voranzukommen und Regionen zu besuchen, die sie mit einem normalen Bike nicht schaffen würden“, sagt Martin Gurdet, Landeseinsatzleiter der Bergrettung Niederösterreich-Wien. Der Aufwand für die Bergrettung würde damit ein größerer.

Bergrettung rät zu E-Bike-Kursen

Die Bergrettung rät E-Bike-Fahrern, im Vorfeld Übungen zu machen und sich auf dem Rad ausbilden zu lassen. „Wir empfehlen genauso wie im alpinen Bereich für Wanderer oder Kletterer, sich mit der Tour und den Geräten auseinanderzusetzen, damit man auf einer schwierigen Geländestelle schon vorher geübt hat, wie das Fahrrad reagiert“, sagt Gurdet.

Der Trend zum E-Bike ist laut Fachhändler Manfred Stadler aber ohnehin nicht mehr aufzuhalten. „Wir fahren keinen VW Käfer mehr, wir haben alle ein Smartphone. In der Entwicklung geht alles in Richtung E-Bike. In fünf bis zehn Jahren werden wir alle auf einem E-Bike sitzen“, so Stadler.

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