Festivalanfänger und -profis in St. Pölten vereint

Das zehnte St. Pöltner FM4 Frequency Festival ist am Donnerstag musikalisch eröffnet worden. Am Gelände wird klar, wie Anfänger den Festivaleinstieg schaffen, wozu Festivalprofis raten und wie viel Bier man tatsächlich trinken kann.

Kreativer Zeltschmuck, kreative Kleidung und vor allem kreative Arten, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Bier zu konsumieren: Die Konstanten der gepflegten Festivalkultur sind auch im St. Pölten des Jahres 2018 anzutreffen. Dabei ist es fast egal, ob man aus dem fernen Bayern angereist ist („In Österreich sind die Festivals einfach gemütlicher und besser.“) oder als St. Pöltner schon seit Sonntag quasi vor der Haustür campiert („Ich war seitdem noch nicht daheim.“).

Dabei begann heuer die erste Herausforderung bereits beim Ticketkauf. Seit zehn Wochen ist das FM4 Frequency Festival restlos ausverkauft. Etliche Besucher warten am Donnerstag trotzdem vor dem Festivalgelände und hoffen auf Karten von mehr oder weniger seriösen Internetbekanntschaften. Noch keine Tickets hatte etwa eine Gruppe junger Männer, die zur Mittagszeit vor dem Eingang im Schatten saß. „In einer Stunde sollte ich meine Karte haben“, sagte einer von ihnen. Von wem er sie bekommen soll? „Den kenne ich nicht. Das ist einer, den ich auf Facebook gefunden habe.“

„Zu viel Essen“ und ausreichend Bier

Andere, die sich offenbar früher um die Vorbereitungen gekümmert hatten, haderten jetzt auf dem Festivalgelände mit ihrer Verpflegung. „Wir haben zu viel Essen, so viele Dosen. Eine Person hat vielleicht neun Dosenravioli zu je 800 Gramm - viel zu viel“, erzählte Mona, die aus dem deutschen Allgäu angereist war. Wobei: Man kann sich immer helfen, sagte eine Festivalbesucherin, die angeblich Emma heißt und aus Wien kommt: „Man kann generell gut schnorren. Auch, wenn man mit nichts kommt, bekommt man immer was.“

An eine Sache haben tatsächlich alle Festivalgäste gedacht, selbst wenn sie noch kein Ticket haben: Bier. Genauer gesagt Dosenbier in Massen. So viel, dass es etliche junge Leute kaum transportieren können. Wie viel genau? „Vier Paletten“, sagte Viktoria aus Mattsee in Salzburg. Pro Person? „Ja.“ Und auch Thomas aus dem deutschen Erding hatte vorgesorgt: „Wir sind 20 Leute. Da haben wir pro Person zwei bis drei Paletten Bier, also ungefähr 50 Dosen pro Person.“

Um die Hektoliter Bier auch wieder loszuwerden, gibt es hier verschiedene Möglichkeiten. Der Klassiker unter den Festival-Trinkspielen heißt „Flunkyball“ und wird beim FM4 Frequency heuer zum zweiten Mal als „World Championship“ ausgetragen. Zwei Teams stehen sich gegenüber, zwischen ihnen steht eine Flasche. Wird die Flasche mit einem Wurfgegenstand getroffen, wird so lange Bier getrunken, bis das andere Team sie wieder aufgestellt hat. Doch die Konkurrenz ist in puncto Trinkspielen groß. Das ebenfalls etablierte „Bierpong“ oder das „Becherschnippen“ drohen, „Flunkyball“ den Rang abzulaufen.

Generell merkt man sofort, wenn man es mit echten Festivalprofis zu tun hat. Man müsse Rotwein mit Fanta mischen, sagte etwa einer, der sich Sepp nennt: „Das ist wie Sangria, nur billiger.“ Und seine festivalerfahrene Kollegin ergänzte: „Und Desinfektionsspray braucht man immer mit.“ Sie habe das auf die harte Tour gelernt.

Sanfterer Einstieg mit „Glamping“

Auf der anderen Seite des Erfahrungsspektrums gibt es Menschen wie die Tirolerin Lena, für die das diesjährige FM4 Frequency theoretisch das zweite Festival ist. „Beim ersten waren wir aber in einem Hotel. Das ist jetzt das erste richtige Festival für mich.“

Wobei sie auch heuer noch eine „Light-Variante“ wählte: den „Glamping“-Bereich. Das Kunstwort aus Glamour und Camping beschreibt eine Übernachtungsart, bei dem ein bereits aufgebautes, großes Zelt in einem separaten Bereich des Campingplatzes bereitgestellt wird. Ob sie nicht am „puren“ Festivalerlebnis in freier Campingplatz-Wildbahn interessiert ist? „Nein, da bin ich zu verwöhnt.“

Veranstalter: „Eine Heidenarbeit“

Ein „Spektakulum“ nennt jedenfalls Organisator Harry Jenner das zehnjährige Jubiläums-Frequency. „Wir haben so viele Neuerungen wie noch nie. Wir haben eine komplett neue Indoor-Nightpark-Stage mit UFO-Landeplatz, wir haben eine Afterburner-Stage, wo viel Feuer und geile Musik rauskommt. Die Second Stage, die Green Stage, haben wir überhaupt komplett neu gemacht.“

Dabei habe nicht alles auf Anhieb funktioniert: „Wir haben 800 weiße Platten auf eine Bühne geschraubt, mit mehr als 2.000 Eisenstangen, über 4.000 Löcher gebohrt. Kann man sich jetzt ohne Bild wahrscheinlich nicht vorstellen, aber das war alles eine Heidenarbeit.“ Belohnt wurde das Organisationsteam damit, dass das Festival so früh wie nie ausverkauft war. „Wir merken auch schon, dass es nächstes Jahr schon wieder eine sehr große Nachfrage geben wird. Am Montag werden wir dafür das Early Bird-Ticket auflegen. Da haben wir jetzt schon extrem viele Vorbestellungen“, erzählt Jenner. Heuer soll es mit mehr als 200.000 Besuchern einen neuen Rekord geben. Nächstes Jahr könnte er schon wieder eingestellt werden.

Felix Novak, noe.ORF.at

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