Erster Sokol-Preis für digitale Karikatur verliehen

Der erste Sokol-Preis für digitale Karikatur, kritische Zeichenkunst und Satire ist am Donnerstag in Krems verliehen worden. Den mit 11.000 Euro dotierten Hauptpreis erhielt der in den USA lebende Karikaturist Thomas Fluharty.

Thomas Fluharty zeichnete bissige Portraits von Politikern und Künstlern unter anderem für die „New York Times“, den „Spiegel“ oder das internationale Satiremagazin „Mad“. Der amerikanische Zeichner freute sich über diese Auszeichnung, die Arbeiten von Erich Sokol schätzt er sehr: „Sokol was a brilliant Artist and I love his work“, sagte er.

Zeichnung

Thomas Fluharty

Zeichnung von Thomas Fluharty

Seine Art zu zeichnen ist der von Erich Sokol auch ähnlich. Fluharty zeichnet die Idee zuerst auf einem Blatt Papier klassisch mit einem Stift vor. Erst dann überträgt er sie auf den Computer und bearbeitet und verfeinert sie dort. Im Interview nach der Preisverleihung erklärte er, dass er eine emotionale Beziehung zu seinen „Opfern“ haben muss, um seine Ideen aufs Papier bringen zu können: „I hate Hillary Clinton and I hate Trump, and then the work goes on“.

Krüger: „Ich arbeite wie ein Schauspieler“

Den ebenfalls mit 11.000 Euro dotierten Würdigungspreis für besondere Leistungen oder Lebenswerk erhielt der deutsche Portraitist Sebastian Krüger. Auch seine Zeichnungen zierten die Titelblätter des „Spiegels“ und anderer international renommierter Zeitungen.

Krüger erklärte zu seiner Herangehensweise, dass er wie ein Schauspieler versuche, sich in die Rolle seiner Figuren hineinzuversetzen: „Ich versuche meine Zielpersonen zu begreifen. Ich schlüpfe in eine Rolle, als müsste ich einen Hamlet geben. Ich will wissen, warum John Wayne so steif geht oder warum Keith Richards von den Stones so glücklich wirkt, wenn er Gitarre spielt.“

Portrait Keith Richards

Sebastian Krüger

Portrait Keith Richards, gezeichnet von Sebastian Krüger

Die 1963 in der Türkei geborene Cartoonistin Ramize Erer bekam ein „AIR - Artist in Residence Niederösterreich Stipendium“ verliehen. Sie erzählte, dass es türkische Zeichner gibt, die wegen ihrer Karikaturen in Gefängnissen sitzen. Sie selbst lebt und arbeitet mittlerweile in Paris. Der mit 4.000 Euro dotierte Sokol Förderpreis ging an die tunesische Zeichnerin Nadia Khiari, die mit ihren Zeichnungen die „Jasminrevolution“ im Jahr 2010 unterstützt hatte. Ihre Katze Willis von Tunis ist seither sehr populär in Tunesien.

„Internationaler Anklang“

Das Karikaturmuseum in Krems an der Donau ist in seiner Art einzigartig in Europa. Diesen Stellenwert unterstreicht es mit einem international ausgelobten Preis, dem „Sokol Preis für digitale Karikatur, kritische Zeichenkunst und Satire“. „Der Sokol-Preis hat wirklich internationalen Anklang gefunden“, freute sich Gottfried Gusenbauer, der künstlerische Leiter des Karikaturmuseums. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) ergänzte: „Sein Name geht jetzt mit diesem Sokol-Preis in alle Welt hinaus und macht auch Werbung für Niederösterreich.“

Zeichnung zweier schwangerer Frauen

Ramize Erer

Karikatur von Ramize Erer

Unter der Schirmherrschaft von Annemarie Sokol, der Witwe des großen österreichischen Zeichners, hat eine internationale Jury unter 400 Einreichungen die Gewinner ausgewählt. 36 Künstler und Künstlerinnen kamen in die engere Auswahl. Auch das Publikum des Karikaturmuseums durfte mitstimmen. Der Preis wird nun alle fünf Jahre vom Land Niederösterreich in Zusammenarbeit mit der Erich Sokol Privatstiftung Mödling und dem Karikaturmuseum Krems für herausragende Leistungen in der digitalen Zeichenkunst vergeben. 2022 gibt es die nächste Ausschreibung.

Hannes Steindl, noe.ORF.at

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