Zuckerrübenbauern kämpfen mit Preisverfall

Der international gefallene Zuckerpreis trifft die heimischen Rübenbauern, sie kämpfen mit hohen Umsatzeinbußen. Beim Lebensmittelkonzern Agrana sieht man das nicht so dramatisch, man habe viele Produkte auf dem Markt.

Neben dem Preisverfall macht den Zuckerrübenbauern auch noch der Rüsselkäfer zu schaffen, denn er hat einen Teil der Ernte zerstört, daher waren Nachpflanzungen nötig. Das wiederum bedeutete, dass die heurige Zuckerrübenkampagne verspätet begonnen hat. Sie läuft nun zwar auf Hochtouren, allerdings wissen die Bauern noch nicht, was sie heuer erlösen werden, denn die Preise sind so niedrig wie noch nie.

„Waren früher die Zuckerpreise deutlich über 700 Euro pro Tonne, so sind wir jetzt noch knapp über 300 Euro. Durch diesen schlechten Zuckerpreis ist natürlich auch der Rübenpreis sehr stark gesunken. Wir wissen noch nicht ganz genau, was wir für die heurige Ernte bekommen, denn der Rübenpreis ist abhängig vom Zuckerpreis, daher werden wir das erst im kommenden Juni sehen“, sagte der Obmann des österreichischen Rübenbauernverbandes Ernst Kapfinger.

Zuckerrüben in Tulln

ORF

Der Anbau der Zuckerrübe lohnt sich für die Bauern kaum noch

Zuckerrübenbauern überlegen aufzuhören

Hinzu komme noch, dass mögliche Verbote von Insektiziden und Herbiziden Auswirkungen auf die künftigen Anbauflächen haben würden. Heuer sei nur noch auf 30.000 Hektar angebaut worden, normalerweise werden Zuckerrüben bundesweit auf 40.000 Hektar angebaut. Immer mehr der 6.000 österreichischen Rübenbauern, davon arbeiten 4.500 in Niederösterreich, überlegen, mit den Zuckerrüben aufzuhören.

„Ich denke massiv darüber nach, andere Kulturen anzubauen, weil der finanzielle Aufwand beim Anbauen sehr hoch ist, und wenn dann am Jahresende die Erträge nicht passen, dann habe ich einen negativen Deckungsbeitrag, das macht kein Landwirt lange mit“, erklärte Rübenbauer Thomas Zuser aus Prinzersdorf (Bezirk St. Pölten).

Der Preisverfall auf dem Zuckermarkt hat auch bei der Agrana seine Spuren hinterlassen, wie bei der Halbjahresbilanz bekanntgegeben wurde - mehr dazu in Deutlicher Gewinneinbruch bei Agrana (noe.ORF.at; 11.10.2018). Im Gegensatz zu den Bauern sieht man aber keine Krise, die beiden Zuckerfabriken in Tulln und Leopoldsdorf (Bezirk Gänserndorf) laufen derzeit auf Hochtouren, und es gebe auch keine Pläne, eine davon zuzusperren, wird auf Nachfrage betont.

Agrana setzt auf Stärke aus Erdäpfeln

Jetzt zeige sich positiv, dass die Agrana auf mehreren Säulen stehe. Eine davon sei die Erdäpfelstärke. „Wir haben bei den Vertragsflächen einen Höchststand erreicht, das Wetter macht uns hin und wieder einen Strich durch die Rechnung, trotzdem sind wir auf einem Höchstniveau, was die Stärkeproduktion aus Erdäpfeln betrifft“, betonte der Vorstandsvorsitzende der Agrana, Johann Marihart.

Die Verwertung von Erdäpfeln wird im Werk in Gmünd gerade massiv ausgebaut. Aus einem früheren Abfallprodukt, der „Pülpe“, wird jetzt ein Edelprodukt gemacht. Eine neue Abfüllstraße für Erdäpfelstärke wird gerade hochgefahren. In Zukunft soll die Palette dessen, was in Gmünd produziert wird, noch viel größer werden, darunter auch Babynahrung und Kosmetikartikel. Der Erdäpfel soll zwar die Zuckerrübe im Konzern nicht ersetzen, wird betont, aber die Investition von 40 Millionen Euro in Gmünd sollen auch langfristig für Stabilität sorgen, hieß es bei dem Unternehmen.

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