Hilfe gegen Schwindel

Der Schwindel, ein gestörter Gleichgewichtssinn, ist meist zwar harmlos, allerdings leidet die Lebensqualität trotzdem stark darunter. Bei Schwindel führt der erste Weg am besten gleich zum HNO-Arzt, sagt Apotheker Gilbert Zinsler aus Horn.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 10.10.2018

Hinter Schwindelgefühlen können sich neurologische Störungen, sehr oft aber Ohren-Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Leiden, aber auch psychische Ursachen wie eine Angststörung verbergen. Plötzlich einsetzende, häufige oder anhaltende Schwindelanfälle sollten unbedingt von einem Facharzt, einem Neurologen, Internisten und/oder Hals-Nasen-Ohren-Arzt, abgeklärt werden. Aufgrund der Aufzählung von verschiedenen Fachärzten ist bereits ersichtlich, dass eine richtige Diagnose einer Erkrankung, die sich in oder mit Schwindel manifestiert laut Zinsler nicht einfach ist.

Mögliche Ursachen:

  • Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans im Innenohr (z.B. Menière-Krankheit)
  • Entzündungen des Gleichgewichtsnervs (Neuritis vestibularis)
  • Unfall- und Verletzungsfolgen wie z.B. durch Schädel-Hirn-Traumen
  • Vergiftungen, die zu neurologischen Störungen mit unterschiedlichen Schwindelformen führen
  • Bestimmte Augenerkrankungen mit visuellen Wahrnehmungsstörungen
  • Störungen des Tast- und Fühlsinns, z.B. bei Mangel an Vitamin B12 oder bei Erkrankungen der peripheren Nerven, etwa im Rahmen eines Diabetes mellitus (Polyneuropathie)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: zu niedriger/zu hoher Blutdruck, Herz-Rhythmus-Störungen
  • Schlaganfall
  • Multiple Sklerose
  • Alzheimer-Demenz und andere Demenz-Formen
  • Migräne
  • Epilepsie
  • Kleinhirnatrophien (Atrophie = Schwund/Abnahme)
  • Psychische Erkrankungen wie Angststörungen

Schwindel durch Störung des Gleichgewichtsorgans

Der gutartige anfallsweise auftretende Lagerungsschwindel kommt im Erwachsenenalter, vor allem bei älteren Menschen vor. Er ist sehr häufig und hat seinen Ursprung im Gleichgewichtsorgan. Bis zum 70. Lebensjahr leidet jeder Dritte irgendwann unter dieser harmlosen, aber zunächst bedrohlich erscheinenden Schwindelform. Alterungsprozesse des sogenannten Labyrinths (= Einheit aus Gleichgewichts- und Hörorgan) scheinen bei der Entstehung eine Rolle zu spielen. Hierbei bilden sich in der Flüssigkeit in den Bogengängen des Vestibularogans Steinchen (Canalolithiasis), die mit ihrem Gewicht die Sensorzellen im Inneren des Organs reizen und damit durcheinander bringen. Diese senden dem Gehirn, gemessen an der Körperhaltung, falsche Informationen, die dann nicht mehr mit den Informationen aus Lageempfinden und Sehen übereinstimmen, wodurch dann (Dreh-)Schwindel entsteht.

Meist hilft als Behandlungsmöglichkeit körperliche Übungen, Physiotherapie und Lagerungstraining, also eine spezielle Drehung des Patienten.

Ein Beispiel für eine andere schwere Form des Attackenschwindels ist der „Morbus Menière“, der erstmals von dem französischen Arzt Prosper Menière beschrieben wurde. Er tritt am häufigsten zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr auf, Männer erkranken öfter als Frauen. Bei dieser Schwindelform ist die Produktion der Innenohr-Flüssigkeit (Endolymphe) gestört und so entsteht ein Überdruck im Innenohr, der in Folge zu Schwindel führt.

Oft kommt zu diesen Schwindelformen auch unangenehme Ohrgeräusche dazu: Hier sind Medikamente, die die Durchblutung des Innenohrs fördern oft hilfreich. Ein natürlicher und rezeptfreier Wirkstoff ist hier der Extrakt des Ginkgoblattes. Der Extrakt fördert die Durchblutung und verbessert die Sauerstoffversorgung und wirkt gleichzeitig auf die Nervenzellen im Gehirn. Auf diese Weise wirkt er positiv auf den Gleichgewichtssinn.

Viele leiden aufgrund des Schwindels an Übelkeit

Die Übelkeit als Folge des Schwindels ist stets an erster Stelle zu behandeln: Hier empfiehlt es sich auf natürlicher Basis Ingwer einzunehmen, eventuell in Tablettenform. Oder Zinsler empfiehl auch entsprechende Medikamente, die auf chemischer Basis gegen die Übelkeit wirken. Es gilt aber zu bedenken, dass Wirkstoffe wie Dimenhydrinat auch müde machen können.

Homöopathie, wenn sich Ursache nicht findet

Immer wenn sich der Schwindel nicht durch eine ursächliche Therapie behandeln lässt, ist die symptomatische Behandlung nach wie vor Mittel der Wahl. Ein homöopathisches Komplexmittel, das für die Indikation „verschiedene Schwindelzustände“ zugelassen ist, ist dann oft das Mittel der Wahl. Es besteht aus vier homöopathisch aufbereiteten Inhaltsstoffen, die sich in ihrer schwindelhemmenden Wirkung gegenseitig ergänzen: Anamirta cocculus D4 (Kokkelskörner) wirkt gegen diffuse Schwindelgefühle unterschiedlicher Genese, Ambra grisea D6 (Grauer Amber) soll Fehlsteuerungen des vegetativen Nervensystems regulieren, Conium maculatum D3 (Gefleckter Schierling) zielt auf Verstimmungszustände ab, Petroleum rectificatum D8 (Steinöl) hilft bei Reisekrankheit.

Als Dosierung des Komplexmittels empfiehlt sich in der Akuttherapie alle 15 Minuten zehn Tropfen bzw. eine Tablette über max. zwei Stunden einzunehmen, sowie zur Langzeittherapie drei Mal täglich 15 bis 20 Tropfen bzw. drei Mal täglich eine Tablette. Eine weitere homöopathische Möglichkeit zur Behandlung des Schwindels ist Gelsemium sempervirens (Gelber Jasmin).

Schwindel als Nebenwirkung von Medikamenten

Auch bestimmte Medikamente (z.B. einige Beruhigungs- und Schlafmittel, Muskelentspanner, Antiepileptika, Antidepressiva, Migräne-Präparate, Antibiotika, harntreibende Mittel (Diuretika), Herz-Kreislauf-Medikamente) können als Nebenwirkung oder zu hoch dosiert Schwindelgefühle auslösen, daher ist bei Schwindel nach Medikamenteneinnahme oder nach Beginn einer neuen Therapie mit Medikamenten jedenfalls der Apotheker als Arzneimittelfachmann erster Ansprechpartner.

Vitamine gegen Schwindel

Wenn der Schwindel neurologische Ursachen hat, lässt sich das Problem manchmal durch die Gabe von B-Vitaminen beheben. Es gibt viele hochdosierte gute Vitamin-B-Komplex-Mittel in der Apotheke. Besonders sollte abgeklärt werden, ob kein Mangel an Vitamin B12 auftritt. Die meisten von Schwindel Betroffenen haben auch nur einen sehr niedrigen Vitamin-D-Spiegel. Hier sollte dann jedenfalls ein Vitamin D Präparat eingenommen werden.