Eine einzigartige Landschaft: Stopfenreuther Au

Der ORF sucht für die TV-Show am 26. Oktober „9 Plätze - 9 Schätze“ wieder die schönsten Orte und Plätze des Landes. Einer der drei Niederösterreich-Kandidaten, die sich der Vorausscheidung stellen, ist die Stopfenreuther Au.

Die Stopfenreuther Au liegt im Nationalpark Donau-Auen und gilt als dessen Keimzelle. Die Besetzung der Au 1984 war der Anfang vom Ende der Baupläne für das geplante Donaukraftwerk Hainburg (Bezirk Bruck an der Leitha). In weiterer Folge wurde der Nationalpark gegründet, der in Wien in der Lobau beginnt und sich entlang der Donau durch Niederösterreich bis nach Bratislava schlängelt. In den Altarmen der Stopfenreuther Au ist das Zuhause der Europäischen Sumpfschildkröte.

Eine Aubesetzung als historisches Ereignis

Als im Dezember 1984 die Bewilligung für das Kraftwerk Hainburg erteilt wurde, fuhren tausende Menschen zu friedlichen Protesten in die Stopfenreuther Au, um die Rodung der Auwälder zu verhindern. Immer mehr Menschen aus allen Alters- und Berufsgruppen kamen in die Au. Verhandlungen im Bundeskanzleramt blieben ergebnislos und als Gewerkschafter damit drohten, die Au-Besetzer zu vertreiben, schickte die Regierung circa 2.000 Polizisten und Gendarmen in die Au. Es kam zu schweren Auseinandersetzungen mit Verletzten. In Wien demonstrierten 35.000 Menschen gegen den Polizeieinsatz und gegen den Kraftwerksbau.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 19.9.2018

Am 21. Dezember 1984 verkündete Bundeskanzler Fred Sinowatz (SPÖ) einen Weihnachtsfrieden und eine Nachdenkpause. Anfang Jänner 1985 verbot das Höchstgericht schließlich weitere Rodungen. Im März unterschrieben mehr als 350.000 Menschen das Konrad-Lorenz-Volksbegehren und forderten damit das Verbot von Großkraftwerken und die Errichtung eines Nationalparks im Gebiet der Donauauen. Eine von der Regierung eingesetzte Ökologiekommission lehnte im Oktober 1985 ein Donaukraftwerk am geplanten Standort in Hainburg ab. Am 1. Juli 1986 hob der Verwaltungsgerichtshof den Wasserrechtsbescheid auf. Der Kraftwerksbau war somit vom Tisch.

Heimat für viele Tiere und Pflanzen

1996 wurde der Nationalpark Donau-Auen Realität. Heute erstreckt sich der Nationalpark auf einer Fläche von 9.300 Hektar zwischen Wien und der Mündung der March. Er ist eine der größten intakten Aulandschaften Mitteleuropas. Das Schutzgebiet beherbergt mehr als 700 Pflanzenarten und der Gesamtbestand an Tierarten wird auf mindestens 5.000 geschätzt.

Die Stopfenreuther Au liegt fast ausschließlich im Überströmungsbereich der Donau. Ein Hochwasserstein an der Uferstraße zeigt, wie hoch der Fluss hier steigen kann. Pappeln und Weiden sind in diesem Abschnitt des Nationalparks weit verbreitet.

„9 Plätze - 9 Schätze“

700 verschiedene Pflanzen- und mindestens 5.000 verschiedene Tierarten - die Vielfalt in der größten intakten Aulandschaft Mitteleuropas ist sehr groß.

Die ruhigen Altarme der Stopfenreuther Au sind Lebensraum für die Europäische Sumpfschildkröte. Sie ist die letzte natürlich vorkommende Schildkrötenart in Österreich. Die Sumpfschildkröte kann bis zu 18 Zentimeter groß, maximal ein Kilogramm schwer und 60 Jahre alt werden. Einen Großteil des Tages verbringen die Sumpfschildkröten mit der Suche nach Nahrung im Wasser. Vor allem im Frühling, wenn sie bei kühleren Temperaturen ausgedehnte Sonnenbäder am Gewässerrand oder auf im Wasser liegenden Baumstämmen nehmen, hat man Chancen die Tiere zu beobachten.

Auch Eisvögel und Biber kann man in der Stopfenreuther Au entdecken. Eine Besonderheit in der Au ist der Seeadler, die größte heimische Adlerart. Als Brutvogel war der Seeadler in Österreich lange Zeit ausgerottet. Naturschutzorganisationen bemühten sich jedoch intensiv um die Wiedereinbürgerung der majestätischen Tiere. Seit 2005 gibt es in den Donauauen wieder erfolgreiche Bruten. Die Seeadler haben sich wieder ganzjährig angesiedelt.

Entdeckungsreise in eine einzigartige Landschaft

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Stopfenreuther Au zu erkunden. Mehrere Wanderwege bieten die Möglichkeit, auf den Spuren von Konrad Lorenz die Flora und Fauna im Nationalpark zu entdecken. Auf der Stopfenreuther Donaurunde betritt man nach Überquerung des Schutzdammes die geschichtsträchtige Brücklwiese, wo die Besetzung der Stopfenreuther Au im Dezember 1984 begann.

Nationalpark Donau-Auen/Baumgartner

Nationalpark Donauauen

Im Frühling blühen auf der weitläufigen Wiese verschiedene Orchideenarten, und bei der Querung des Rosskopfarmes, einem Altarm mit ausgedehnten Schilfufern, hat man die Möglichkeit, Wasservögel wie Grau- und Silberreiher oder Zwergtaucher zu entdecken. Auch im Winter ist ein Spaziergang in der Stopfenreuther Au wunderschön.

Bei Stopfenreuth befindet sich die sogenannte Au-Terrasse. Das ist eine zweistöckige Plattform an der Donau, die hochwassersicher gebaut ist. Von dort genießt man den Ausblick auf die Donau, kann eine Rast einlegen und sich über das Netzwerk der Donau-Schutzgebiete informieren. Gäste nutzen gern die Lagerwiese und den Wildbadeplatz mit Naturstrand. Es handelt sich dabei um den einzigen Platz im gesamten Nationalpark, wo Zelten und Feuermachen erlaubt ist.

Die wohl schönste Möglichkeit, die Stopfenreuther Au zu besuchen, ist am Wasserweg. Per Kanu oder Schlauchboot lässt sich der einmalige Lebensraum erkunden. Bei guten Bedingungen kann man im glasklaren Wasser Fische zwischen Teichrosen und Wasserpflanzen beobachten. Mit etwas Glück entdeckt man vielleicht sogar Sumpfschildkröten, Eisvögel oder Biber.

Claudia Schubert, noe.ORF.at

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