Erste Frau an der Spitze der Jägerschaft

Der Landesjagdverband stellt sich personell neu auf. Die 36-jährige Juristin Sylvia Scherhaufer übernimmt als erste Frau die Verbandsleitung. Ein wichtiges Projekt wird der Umzug des Verbandes von Wien nach Niederösterreich sein.

Derzeit ist der Niederösterreichische Jagdverband im achten Wiener Gemeindebezirk ansässig. Doch bis 2021 soll der mit 35.000 Mitgliedern bundesweit größte Landesverband übersiedeln. Ein konkreter Standort in Niederösterreich ist dafür allerdings noch nicht gefunden.

Sylvia Scherhaufer Landesjagdverband Generalsekretärin

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Sylvia Scherhaufer: „Die Jagd ist moderner als man denkt“

Verantworten soll den Umzug unter anderem die designierte Generalsekretärin Sylvia Scherhaufer, die am Mittwoch von den Verbandsgremien einstimmig gewählt und anschließend bei einem Pressegespräch vorgestellt wurde. Nach dem krankheitsbedingten Rückzug von Peter Lebersorger, dem bisherigen Verbandschef, wird die 36-Jährige dessen Funktion mit Jahresbeginn 2018 übernehmen. Unterstützt wird sie von ihrem designierten Stellvertreter, dem 33-jährigen Wildbiologen Leopold Obermair, der schon jetzt beim Jagdverband arbeitet.

Scherhaufer: „Ein Zeichen für Modernität“

Scherhaufer wird dann die erste Frau an der Spitze der niederösterreichischen Jägerschaft sein. Das ist laut eigenen Angaben durchaus ein wichtiger Aspekt, denn „das kann ein Zeichen nach außen setzen, ein Zeichen der Modernität, das dabei hilft, Klischees aufzubrechen, die vielleicht landläufig über die Jagd vorherrschen. Die Jagd ist moderner als man denkt.“ Bis Jahresende ist Scherhaufer noch bei der Landwirtschaftskammer Niederösterreich beschäftigt. Sie betreut dort die Themen Umwelt-, Jagd- und Forstrecht. Die dort erworbenen Kompetenzen und Kontakte wolle sie in Zukunft für die Anliegen der Jäger einbringen, betonte sie am Mittwoch.

Leopold Obermair Landesjagdverband

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Landesjägermeister Josef Pröll (r.) präsentiert die neue Geschäftsführung des Landesjagdverbandes: Generalsekretärin Sylvia Scherhaufer (M.) mit ihrem Stellvertreter Leopold Obermair (l.)

Fachlich müsse sie sich zwar zum Teil noch einarbeiten, doch erste Schwerpunkte konnte die designierte Generalsekretärin schon bei der Präsentation nennen. So soll künftig etwa dem öffentlichen Dialog mehr Bedeutung beigemessen werden, um „das Bild der Jagd zu stärken und ins Positive zu kehren“, so Scherhaufer. Auch müsse verstärkt das Gespräch mit Akteuren des ländlichen Raums, etwa mit Landwirten, gesucht werden.

Pröll: Jagd „im Fokus vieler Interessen“

Auch Landesjägermeister Josef Pröll betonte die Bedeutung der öffentlichen Wahrnehmung der Jägerschaft. „Wir sind in einer Zeit, in der die Jagd im Fokus vieler Interessen steht, widerstreitenden Interessen, aber auch großen positiven Interessen und Sehnsüchten“, sagte der ehemalige Vizekanzler und ÖVP-Bundesparteiobmann. Um schlagkräftig im Sinne der Jäger argumentieren zu können, habe es rasch eine personelle Entscheidung gegeben.

Scherhaufer sei eine passionierte Jägerin, die der Verband bei Verhandlungen mit der Landwirtschaftskammer kennengelernt habe. „Es bricht eine neue Ära für den Niederösterreichischen Landesjagdverband und seine Mitglieder an. Wir sind uns sicher, eine neue Schlagkraft für den Weg in die Zukunft gefunden zu haben“, erklärte Pröll.

Eine Herausforderung wird jedenfalls auch in Zukunft der Umgang mit Wölfen sein. Landesjägermeister Pröll wiederholte die Forderung des Verbandes nach sogenannten Managementplänen, also die Aufhebung des derzeit gültigen vollständigen Tötungsverbots. Der Biber sei in dieser Hinsicht ein mahnendes Beispiel. „Der Biber wurde bewusst angesiedelt. Heute ist er ein Problem, und die Jäger werden nach Jahrzehnten wieder gerufen, um einzugreifen.“ Das dürfe beim Wolf nicht passieren, so Pröll.

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