Wolfdebatte: Land will Konflikte entschärfen

Das Land will den heimischen Wolfsbestand wissenschaftlich auswerten lassen und von Wolfsrissen betroffene Landwirte entschädigen. So sollen die Probleme mit den Wölfen minimiert werden. Das Tötungsverbot bleibt aufrecht.

Über den richtigen Umgang mit Wölfen herrscht in Niederösterreich nur wenig Einigkeit. Während Umweltschützer auf den derzeit gültigen umfangreichen Schutzmaßnahmen bestehen, beklagen Landwirte und Jägerschaft immer wieder die negativen Konsequenzen, etwa durch gerissene Nutztiere.

Im September hatte der Landesjagdverband schließlich die derzeit laufende Versicherung gekündigt, über die Landwirten der durch Wölfe entstandene Schaden ersetzt wird. Begründet worden war dies damit, dass die Kosten stark gestiegen und die Jäger für das Problem nicht verantwortlich seien - mehr dazu in Jagdverband kündigt Wolfsversicherung (noe.ORF.at; 13.9.2017).

Entschädigungen durch Land und Kammer

Daraufhin versicherte das Land, stattdessen für die Schäden aufzukommen. Eine Ankündigung, die nun aus Anlass eines größeren Maßnahmenpakets bestätigt und präzisiert wurde. Wie man im Büro von Landeshauptfraustellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) erklärte, werden Land und Landwirtschaftskammer ab dem 1. Jänner 2018 gemeinsam Entschädigungen an Landwirte für nachweislich von einem Wolf getötete Tiere bezahlen. Diese Entschädigung soll demnach im Vergleich zur früheren Lösung „jedenfalls nicht weniger“ werden. „Wir lassen die Bauern nicht im Stich“, so Pernkopf.

Wolf

dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Der Wolf gehört nach wie vor zu den geschützten Arten

Weiters soll es ein landesweites Monitoringprogramm geben. Bisher sei das nur auf dem Waldviertler Truppenübungsplatz Allentsteig (Bezirk Zwettl), wo sich das erste Rudel niedergelassen hat, gemeinsam mit dem Bundesheer durchgeführt worden. „Wir legen die Thematik in profunde fachliche Hände“, versicherte Pernkopf. Das Programm werde von Walter Arnold, Leiter des Forschungsinstitutes für Wildtierkunde an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, ausgearbeitet.

Empfehlungen für Herdenschutz geplant

Anhand von Auswertungen von DNA- und Kotproben sowie Sichtungen will sich der Forscher ein genaues Bild vom Verhalten der geschützten Tiere machen und europaweite Vergleiche zum Umgang mit Wölfen und Wechselwirkungen mit anderen Arten anstellen. Denn auch viele andere Regionen Europas sind mit der Rückkehr der Wölfe konfrontiert. Das Forschungsinstitut wird Best- und Worst-Practice-Beispiele analysieren, hieß es in der Aussendung von Pernkopf.

Experten der Landwirtschaftskammer werden Umsatzempfehlungen für taugliche Herdenschutzmaßnahmen ausarbeiten. Ab sofort gebe es bei der Landwirtschaftskammer Niederösterreich außerdem eine Meldestelle für Wolfssichtungen. Neben Hinweisen kann auch Bild- und Videomaterial abgegeben werden, die Nachweise sollen in die wissenschaftlichen Auswertungen aufgenommen werden.

Wolf weiterhin geschützte Tierart

Keine Auswirkungen hat das vorgestellte Maßnahmenpaket auf das nach wie vor gültige totale Abschussverbot. Dieses ist im EU-Recht verankert, wo der Wolf zu den am strengsten geschützten Arten gezählt wird, und lässt vereinzelte Ausnahmen nur in Südeuropa zu. Der Landesjagdverband hatte in den letzten Monaten wiederholt die Möglichkeit der Tötung von Wölfen gefordert, zuletzt erst am Mittwoch - mehr dazu in Erste Frau an der Spitze der Jägerschaft (noe.ORF.at; 29.11.2017).

Beim Land wollte man sich zu diesem Thema am Freitag auf Nachfrage allerdings nicht äußern. Auch der Landesjagdverband verzichtete nach der Veröffentlichung des Maßnahmenpakets auf einen Kommentar. Man wolle sich das Paket erst im Detail ansehen, hieß es.

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