Waldviertler Schule als Labor

Schülerinnen und Schüler der HLUW im Yspertal (Bezirk Melk) analysieren im Praxisunterricht Wasser- und Bodenproben. Dabei testen sie etwa Kompost- und Walderde oder die Wasserqualität von Hausbrunnen.

Die einen wollen wissen, ob das Brunnenwasser keimfrei und damit für den Kinderpool im Garten geeignet ist, die anderen bringen Komposterde, die möglichst frei von Schwermetallen sein soll, bevor Paradeiser eingepflanzt werden. Das Leistungsspektrum der Schülerinnen und Schüler in der auf Umweltthemen spezialisierten Privatschule im Yspertal ist breit.

25.04.19 Wasser und Bodenproben von Schülern analysieren lassen HLUW Yspertal

ORF/ Berger

Ob der Waldboden gekalkt gehört, das Wasser keimfrei ist oder die Komposterde Pestizide enthält - die Schülerinnen und Schüler finden es heraus

Zuletzt untersuchte eine Gruppe etwa die Wasserqualität eines Fischteichs, der in Kürze wieder mit Fischen besiedelt werden soll, erzählt Daniel Geyrecker, Schüler einer vierten Klasse: „Unsere Aufgabe war, unterschiedliche chemische Parameter wie zum Beispiel Ammonium, Phosphat, Nitrite oder Nitrate zu messen. Nach unserer Analyse wissen wir dann, ob das Wasser in Ordnung ist oder ob Nachbesserungen erfolgen müssen.“

Schüler lernen viele verschiedene Umweltberufe

Die Laborarbeit stellt lediglich einen Teil der Ausbildung dar, nach dem Schulabschluss sind alle Schülerinnen und Schüler unter anderem ausgebildete Laborantinnen und Laboranten. Auf dem Weg dorthin gilt es aber viel zu lernen und auch praktisch zu üben. Aus diesem Grund sind unterschiedliche Proben gerne gesehenes Praxismaterial, erzählt Schulleiter Gerhard Hackl. „In den Schullabors wird gearbeitet wie in der Wirtschaft, denn wer unsere Schule verlässt, soll sich in den Labors zurechtfinden. Daher arbeiten wir mit echtem Material, moderner Ausstattung und haben dafür gewerberechtlich genehmigte Labors. Aber weil die Schüler noch lernen, passiert bei uns vieles natürlich langsamer.“

25.04.19 Wasser und Bodenproben von Schülern analysieren lassen HLUW Yspertal

ORF/ Berger

In Kleingruppen lernen die Schülerinnen und Schüler, unterschiedliche Werte zu bestimmen

Weil die Schullaboratorien aber nicht zertifiziert sind, gelten die Analyseergebnisse der Jugendlichen vor Behörden nicht. „Viele Menschen lassen bei uns zur ersten Einordnung eine Voruntersuchung machen, weil wir das als Schule natürlich nicht wegen des Profits machen. Nach etwaigen Nachbesserungen kommen sie dann manchmal nochmal und für die Vorlage bei einer Behörde gehen sie dann zu zertifizierten Unternehmen. Das macht Analysen bei uns recht günstig“, so der Schulleiter. Einfache Untersuchungen, zum Beispiel zur Bestimmung des Nitratwertes im Wasser, kosten einige wenige Euro, große Wasseruntersuchungen, die unterschiedliche chemische und mikrobiologische Werte miteinschließen, kosten etwa 80 Euro - in vielen Labors zahlt man für ähnliche Werte mehrere hundert Euro.

Schullaboratorien sind gewerberechtlich genehmigt

Vor allem aus Kostengründen erreichen die Schule daher wöchentlich neue Proben - in erster Linie von Privatpersonen. „Dieses Angebot ist schon recht bekannt. Die Proben kommen aus einem Umkreis von etwa 100 Kilometern“, so Hackl. Als Konkurrenz zur Wirtschaft verstehe er das Angebot der Schule nicht, die Arbeit von Labors könne und wolle man nicht ersetzen. Weder würden dazu die Ressourcen ausreichen, noch habe die Schule alle Möglichkeiten moderner Labors.

Vielmehr sei dies in den Augen des Schulleiters eine Win-win-Situation: Die einen würden relativ leicht und günstig eine erste Einschätzung ihres entnommenen Materials erhalten, während die Schülerinnen und Schüler mit echten Proben aus der Praxis üben, so der Schulleiter. Das sieht auch Schüler Thomas Petz ähnlich: „Es ist einfach ganz anderes Lernen, ob man Beispiele im Buch nachvollziehen muss oder an der Tafel vorgerechnet bekommt oder ob man selbst echte Proben entnehmen, testen und bewerten soll.“

25.04.19 Wasser und Bodenproben von Schülern analysieren lassen HLUW Yspertal

ORF/ Berger

In den Labors werden chemische und mikrobiologische Werte von Wasser und Böden erhoben

Wer der Schule Proben bringen möchte, muss auf sterile Behältnisse bei der Entnahme achten, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen, betont Schülerin Lea Klatzl. „Außerdem ist es wichtig, dass alles immer kühl transportiert wird und dass nicht viel Zeit bis zur Analyse vergeht, sonst erhält man keine verlässlichen Ergebnisse.“

Probe sogar aus Indien untersucht

Die exotischste Probe bisher stammte aus Indien. Ein ehemaliger Schüler, der dort einige Monate im Zuge eines Auslandszivildienstes absolviert hatte, nahm eine Wasserprobe zur Analyse mit. Die Ergebnisse waren unglaublich, berichtet Angelika Pfeifer, Chemielehrerin an der Schule: „Der pH-Wert war so sauer, dass wir ihn nicht einmal mehr messen konnten. Außerdem haben wir unter anderem eine enorme Schwermetallbelastung von Arsen und Blei getestet, die das tausendfache unserer geltenden Grenzwerte überschreiten. Dass dieses Wasser eine indische Kläranlage verlassen hat, hat unsere Schüler natürlich sehr beeindruckt. Das lag in diesem speziellen Fall an einer dort benachbarten Medikamentenproduktion“, so Pfeifer.

Veronika Berger, noe.ORF.at

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