Vor 40 Jahren: Gipfeltreffen Carter & Breschnew

Vor 40 Jahren kam es in Wien zu einem Treffen der mächtigsten Staatsmänner der Welt: Jimmy Carter und Leonid Breschnew unterzeichneten den SALT-II-Vertrag. Am Donnerstag findet dazu in St. Pölten eine internationale Konferenz statt.

Die Zusammenkunft zwischen dem US-Präsidenten Jimmy Carter und Leonid Breschnew, dem Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets und Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU, von 15. bis 18. Juni 1979 war das zweite Gipfeltreffen nach 1961 (John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow). Mehr als zehn Jahre hatten die USA und die Sowjetunion über die Begrenzung strategischer Waffen verhandelt. Für Österreich war die Abhaltung des Gipfels eine wichtige Anerkennung für seine Politik des Brückenbauens im „Kalten Krieg“. Wien etablierte sich damit noch weiter als Ort der Begegnung und als seriöser Vermittler zwischen Ost und West.

Jimmy Carter und Leonid Breschnew bei den SALT2 Verhandlungen

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18. Juni 1979: Jimmy Carter (l.) und Leonid Breschnew (r.) vor der SALT-II-Vertragsunterzeichnung in der Wiener Hofburg

Anlässlich des 40. Jahrestags veranstaltet die Österreichisch-Russische Historikerkommission (ÖRHK) eine internationale Konferenz mit Historikerinnen und Historiker aus den USA, Russland, Deutschland und Österreich und ermöglicht damit „einen einzigartigen Einblick, was damals in Washington und Moskau hinter den Kulissen geschah“, heißt es in der Einladung zu der Konferenz, die am 16. Mai 2019 (9.30 bis 17.30 Uhr) in der Niederösterreichischen Landesbibliothek in St. Pölten stattfindet.

ÖRHK-Kooperationspartner sind das Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung/Graz–Wien–Raabs, das Niederösterreichische Landesarchiv, das Institut für Globale Geschichte der Russischen Akademie der Wissenschaften, die Russische Staatliche Geisteswissenschaftliche Universität, das Davis Center for Russian and Eurasian Studies/Harvard University und das Institut für Geschichte der Universität Graz.

USA und UdSSR reduzierten atomares Waffenarsenal

Die Strategic Arms Limitation Talks (SALT; zu Deutsch „Gespräche zur Begrenzung strategischer Rüstung“) fanden von 1969 bis 1979 statt und führten zur Unterzeichnung der SALT-Verträge, die zwischen den USA und der UdSSR geschlossen wurden.

Leonid Breschnew und Jimmy Carter unterzeichneten am 18. Juni 1979 bei einem am 15. Juni begonnenen Gipfeltreffens in Wien den SALT-II-Vertrag. Die Unterzeichnung fand im Großen Redoutensaal der Wiener Hofburg statt.

Die amerikanische Delegation umfasste 43 und die sowjetische 35 Personen, darunter die Außenminister der beiden Staaten und Chefverhandler von SALT II. Das bisher größte Pressezentrum in der Geschichte Österreichs wurde für diesen Anlass in der Wiener Hofburg eingerichtet, circa 1.800 ausländische Journalisten wurden akkreditiert. Etwa 6.000 österreichische Polizisten standen während des Gipfels im Einsatz und sorgten für die Bewachung der Gäste rund um die Uhr.

Der SALT II Vertrag wird 1979 in Wien unterzeichnet

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Carter und Breschnew unterzeichnen den SALT-II-Vertrag

Der Vertrag sah bis 1981 eine Reduzierung der atomar gestützten Träger (Raketen, Flugzeuge, Schiffe und U-Boote) von 2.400 auf 2.250 vor. Davon durften 1.350 mit Mehrfachsprengköpfen ausgerüstet sein. Im Vertrag wurde die Vernichtung sämtlicher Trägermittel, die die vorgeschriebene Zahl überschritten, festgelegt. In einem Zusatzprotokoll wurde den USA und der UdSSR bis 1981 die Stationierung von mobilen Raketen, Marschflugkörpern sowie Luft-Boden-Lenkwaffen untersagt. Die Entwicklung eines neuen Interkontinentalraketensystems wurde allerdings gestattet.

Das Abkommen wurde allgemein begrüßt, es gab jedoch auch kritische Stimmen. Unter den Kritikern befanden sich republikanische US-Senatoren, die die USA durch den Vertrag benachteiligt sahen und China, das vor der Gefahr der UdSSR warnte.

Summer School soll neue Ideen und Kontakte bringen

Die internationale Konferenz in St. Pölten wird auch von Teilnehmerinnen und Teilnehmern der ÖRHK-Summer School des ÖRHK besucht. Die seit 2012 stattfindende Sommerschule wird heuer in Raabs an der Thaya (Bezirk Waidhofen an der Thaya) abgehalten. Bisher fanden sechs Sommer Schools statt, drei in Österreich - 2013 und 2015 in Raabs an der Thaya und 2017 in Graz - sowie drei in Russland - 2014 in Moskau, 2016 in Ekaterinburg 2016 und 2018 in Stawropol.

Das Ziel der Summer School ist, Jungwissenschaftlern aus dem Bereich der Geisteswissenschaften aus Österreich und Russland eine Plattform zu bieten, auf der sie ihre Forschungsarbeiten vorstellen und miteinander diskutieren können. Dies soll ihnen zum einen neue Ideen und Zugänge für ihre Arbeiten eröffnen und zum anderen neue Netzwerke und Kooperationen für zukünftige Forschungsvorhaben schaffen.

Reinhard Linke, noe.ORF.at

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