Insekten als Lebensmittel
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„La Vita“

Insekten als neuer Lebensmitteltrend

Insekten landen in weiten Teilen der Welt regelmäßig auf dem Teller, etwa in Asien, Afrika, Südamerika oder Australien. Und der Trend hat auch Europa erreicht. Es gibt sie sogar im Supermarkt. Sie bringen Vorteile für die Ernährung und die Umwelt.

Selten, aber doch immer wieder, schreiben Lokale Insekten auch hierzulande auf ihre Speisekarte, wie etwa in einem Steaklokal in Wiener Neustadt. Hier werden Schlangen und Krokodilen zubereitet, aber auch Insekten aller Art. Unter den Klassikern befinden sich Heuschrecken, Grillen und Mehlwürmer. Sie landen im Curry genauso wie im Wok oder auf dem Salatteller. Der Restaurantbetreiber Wolfgang Holler hat auf seinen Reisen nach Asien aber auch ganz anderes kennengelernt. „Besonders in Kambodscha sind Insekten sehr stark vertreten. Es gibt eine Stadt, die nennt sich ‚Spidercity oft the world‘, da gibt es ganze Märkte voll mit Vogelspinnen, da habe ich mich durchgekostet, und Skorpione und Vogelspinnen probiert“, so Holler.

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Gutes Eiweiß und gesunde Fettsäuren

Etwa 1.500 bis 2.000 essbare Insektenarten gibt es auf der Welt, mehrere Millionen Menschen kochen sie regelmäßig oder essen sie roh. Und das aus gutem Grund. „Insekten haben einen guten ernährungsphysiologischen Wert, vergleichbar mit Rindfleisch. Es kommt auch drauf an, welche Insektenart es ist, also ob da ein Panzer dabei ist, den man nicht gut verdaut. Aber zum Beispiel Mehlwürmer haben einen sehr hohen essbaren Anteil, gutes Protein, ungesättigte und wertvolle Fettsäuren und sind also durchaus ein wertvolles Lebensmittel“, erklärt die Ernährungswissenschafterin Andrea Fičala.

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„NÖ heute“, 17.6.2019

Auch der Umwelt tut man etwas Gutes, wenn man Insekten verspeist, so die Expertin: „Das ist ein Zukunftsthema. Der essbare Anteil ist wesentlich höher, da sie keine Knochen haben. Sie brauchen auch weniger Futtermittel, Fläche und Wasser bei der Zucht. Wasser wird immer knapper und Insekten sind mit wenig Wasser in großen Mengen zu züchten.“ Es gibt mittlerweile auch in Europa Insektenfarmen und auch in Österreich werden sie gezüchtet. Die Tiere entsprechen hohen Qualitätsstandards.

Insekten besser nicht selber sammeln

„Ich rate davon ab, Insekten in der Natur selbst zu sammeln. Einerseits weiß man nicht, was sie gefressen haben und ob sie nicht durch zum Beispiel Schwermetalle verseucht sind. Andererseits wegen des Insektensterbens ist es besser gezüchtete Insekten zu essen, als sie der Natur zu entnehmen“, sagt Fičala. Insekten können vielfältig verarbeitet werden, etwa in Backteig oder vermahlen. Das Insektenmehl wird gemischt mit Weizenmehl ganz normal weiter verarbeitet. Letzteres empfiehlt Fičala vor allem für „Insekten-Einsteiger“.

Wer ganze Insekten brät, sollte sie nicht zu stark erhitzen, da sie sonst bitter schmecken. Richtig zubereitet wird ihr Geschmack als nussig beschrieben. „Die Leute haben Vorurteile, weil sie an ihre Biotonne denken. Aber wir servieren biozertifizierte Insekten, die nur Pflanzen gefüttert bekommen“, so Wolfgang Holler. Und er erinnert an die Maikäfersuppe, die nach dem Krieg auch in Österreich zubereitet wurde.